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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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entfernte sich vom Fenster und deutete auf einen der beiden Lehnsessel. »Möchtest du dich setzen?« Dann drehte sie den Docht der Lampe höher.
    »Oh, jetzt sind wir wieder ganz höflicher Anstand«, seufzte er, während er ihrer Aufforderung folgte. »Fändest du es sehr ungehobelt von mir, wenn ich erwähne, wie sehr ich Anstand in Momenten wie diesen verabscheue?«
    Victoria zog es vor, nicht zu antworten, stattdessen fragte sie: »Wirst du mir den Kupferring geben? Du bist heute Morgen so schnell gegangen, dass ich keine Gelegenheit hatte zu fragen. Bestimmt war das deine Absicht.«
    »Du klingst eindeutig wie deine Tante, seit du ihren Platz als Illa Gardella eingenommen hast.« Der Knöchel seines Fußes ruhte auf dem Knie des anderen Beines, während er sich bequem nach hinten lehnte.
    »Keine Ausflüchte, Sebastian. Ich nehme meine Aufgabe als Anführerin der Venatoren – von denen du einer bist – genauso ernst wie sie. Was hast du mit dem Ring vor?« Sie saß in dem anderen Lehnsessel und sah ihn an.
    »Der Ring gehört zu den fünf Ringen von Jubai, die Lilith für ihre treuesten Wächtervampire angefertigt hat«, erklärte Sebastian. Wächtervampire waren Untote, deren Augen rosarot glühten, wenn sie wütend waren. Sie gehörten zur Elitegarde der Vampirkönigin und besaßen die Fähigkeit, Sterbliche besonders leicht in ihren Bann zu schlagen. Es war sehr schwierig, sie zu töten. Beauregard war ein Wächtervampir gewesen. »Du hast vielleicht etwas anderes erwartet, aber leider gehörte mein Großvater nicht zu den Empfängern eines der fünf Ringe.«
    Victoria lachte leise auf. »Im Gegenteil. So wie ich Beauregard kennen gelernt habe, überrascht es mich nicht, dass Lilith ihn nicht als einen ihrer treuesten Wächtervampire ansah. Nicht nur, dass sie einander nicht ausstehen konnten; er war zudem auch eindeutig ein Geschöpf, das nur mit sich selbst beschäftigt war.«
    »Ich lasse dir diese verächtliche Bemerkung über meinen Großvater noch einmal durchgehen«, meinte Sebastian mit deutlich kühlerer Stimme. »Ich bin mir seiner Fehler sehr wohl bewusst, aber er ist immer noch mein Großvater und hat mir nie irgendwelchen Schaden zugefügt. Was er dir angetan hat – oder zumindest versucht hat –, war inakzeptabel, und ich habe dementsprechend reagiert.«
    »Dafür werde ich dir ewig dankbar sein«, erwiderte Victoria und meinte es auch so.
    »Dankbar. Ah, deine Dankbarkeit macht mich zu einem reichen Mann«, meinte er sarkastisch. Dann verflog seine Schnodderigkeit, und seine Miene wurde wieder ernst. »Ehe wir weiterreden, muss ich dir noch etwas sagen. Ich komme gleich wieder auf die Ringe von Jubai zurück, aber zuerst … Victoria, fühlst du dich ganz wie du selbst? Seit du aufgewacht bist, fühlst du dich da irgendwie anders?«
    Sie sah ihn an und bemerkte so etwas wie Verzweiflung in seiner Miene. Deshalb unterdrückte sie das automatische Es-geht-mir-gut . »Meistens fühle ich mich wie immer. Aber es gibt Momente, in denen das nicht der Fall ist.« Zum Beispiel, wenn sie wütend war, dann meinte sie im wahrsten Sinne des Wortes rot zu sehen. Und dann heute Mittag, als Gwendolyn so glücklich dahergeplappert und nur von ihrer Hochzeit geredet hatte … der Neid, der sie da erfasst hatte, war völlig überraschend gekommen und hatte sie zornig und kalt gemacht. Wenn sie es sich genau überlegte, dann war sie in letzter Zeit viel häufiger wütend.
    Und als sie das Blut in der unterirdischen Abtei gerochen hatte …
    Wenn sie all das miteinander in Zusammenhang brachte, dann ergab alles einen furchtbaren Sinn. Sie spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich und ihre Miene ganz ausdruckslos wurde. »Mein Gott.«
    Er schien zu verstehen, was in ihr vorging, und streckte die Hand nach ihrem Arm aus. Seine schlanken Finger legten sich sanft auf ihre Hand. »Victoria, ich bin mir sicher, dass du kein Vampir bist … aber ich fürchte, da sind noch die Überreste von Beauregards Versuch, dich umzuwandeln. Ich kann … ich kann immer noch die Anwesenheit eines Untoten spüren, wenn ich dir nahe komme.«
    Einen Moment lang schaute sie blicklos vor sich hin und stellte fest, dass all die kleinen Teilchen ein Gesamtbild ergaben. »Das ist also der Grund, warum du die Vampire unten im Abwasserkanal anscheinend nicht spüren konntest.«
    Er nickte wehmütig. »Deine Gegenwart macht es mir schwer, andere – äh, Untote zu spüren.«
    Victoria dachte einen Moment lang nach. »Weiß Wayren es?

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