Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht
Männer wie Vioget und Zavier … und auch für jene, die keine Ahnung hatten, wer sie war und welche Fähigkeiten sie besaß, wie ihr Ehemann und der neue amerikanische Marquis.
Sogar für Geschöpfe wie Beauregard, die sie töten sollte.
Und alles nur wegen der zwei vis bullae , die irgendwo unter ihrem Kleid versteckt waren … und von denen eine früher einmal ihm gehört hatte.
Während er nur eine trug, auch wenn sie ihm nichts nützte.
Plötzlich verspürte Max ein heftiges Verlangen nach Whiskey, um die Bitterkeit in seinem Mund loszuwerden. Er winkte einen der schuppigen Lakaien heran, damit dieser ihm einen einschenkte, und drehte sich dann wieder zur Tanzfläche um.
Möge Gott Lilith dafür verdammen, dass sie ihm seine einzige Leidenschaft genommen hatte, den einzigen Lebenssinn, der ihm nach dem Tod seines Vaters und Giulias geblieben war. Wenn seine Aufgabe in London erledigt war, würde er sich auf die Jagd nach der Vampirkönigin machen. Er würde sie zur Hölle schicken, und wenn es Gott gefiel, dann würde er dabei selbst sterben. Vielleicht würde er dann endlich erfahren, ob der Buße Genüge getan war, dafür dass er seine Familie zerstört hatte.
Er nahm einen großen Schluck von seinem Whiskey.
»Guten Abend, Maximilian.«
Verdammt.
»Sara.« Verflucht noch mal. Er war so verdammt abgelenkt gewesen, dass er fast in das Miststück hineingerannt wäre.
»Ich wusste, dass du es bist«, erklärte sie und dabei verzogen sich ihre vollen Lippen unter der rosafarbenen Maske. Die Worte kamen fließend in ihrer Muttersprache Italienisch aus ihrem Mund. »Ich habe nicht vergessen, wie wunderbar du Walzer tanzt. Sollen wir es noch einmal tun, um der alten Zeiten willen?«
»Nein.«
Saras Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. »Wer immer das auch gewesen sein mag, sie hat dich nicht nur dazu gebracht, mit ihr zu tanzen, sondern sie hat dich auch noch völlig für sich eingenommen. Ich werde ja richtig eifersüchtig, Maximilian. Oder … vielleicht wird ja auch Lilith eifersüchtig.« Der Schmollmund war verschwunden und mit ihm auch der falsche neckende Ton in der Stimme.
Max wurde ganz kalt. Sara und Lilith? Gütiger Himmel. »Dann hast du dich also mit Lilith verbündet. Eine gefährliche Sache. Sie ist nicht für Beständigkeit gegenüber ihren Günstlingen bekannt.«
»Machst du dir etwa Sorgen um mein Wohlergehen, Maximilian?« Dreist rückte sie ganz dicht an ihn heran. Ihre Finger legten sich um seinen Arm, und ihr Bein strich an seinem entlang.
»Kein bisschen.« Er packte ihre Hand und nahm sie von seinem Arm herunter. »Bist du in eine Untote verwandelt worden?«
Sie lächelte und sah ihn unter ihren Lidern hervor an. »Möchtest du gern, dass ich von dir trinke, Max?«
Der Whiskey in seinem Magen brannte. Die Bisswunden, die Lilith ihm an seinem Hals beigebracht hatte, waren schließlich verschwunden, aber die Erinnerung daran verfolgte ihn immer noch: glühende Hitze, Schmerz, Lust.
Sein Mund wurde trocken; er war plötzlich ganz benommen. Er hatte fast keine Kraft mehr, nur noch moralische Stärke. Von ihren R eißzähnen gepackt zu werden und in ihren Bann zu geraten, würde so viel schlimmer sein. Er tastete nach dem Silberring, der sich unter seinem Handschuh abzeichnete, und ihn zu berühren, beruhigte ihn wieder. Eher würde er sterben, als sich ihr zu unterwerfen.
»Ich erkenne, dass dich die Vorstellung erregt«, murmelte Sara, und er merkte, dass sie noch dichter an ihn herangetreten war. »Vielleicht kann ich es arrangieren …«
»Du bist ein dummes kleines Mädchen«, fuhr er sie mit scharfer Stimme an. »Wenn du so weitermachst, endest du wie dein Vater … ein Haufen Asche auf der spitzen Seite eines Holzpflocks.«
Und dann bemerkte er Victoria. Irgendetwas hatte sie mitten in einem Walzer innehalten lassen. Sie sah über die Menschenmenge hinweg …
Max stellte fest, dass der Geruch nach Rauch in der Luft hing. Irgendetwas brannte.
Victoria eilte auf die Türen zu, durch die man in den Garten gelangte, und er sah, wie sich da draußen etwas bewegte: kleine rot glühende Lichter. Viele Lichter.
Gütiger Himmel! Vampiraugen.
Er setzte sich in Bewegung, und jemand hinter ihm schrie auf. »Feuer!«
»Es brennt in der Halle!«, rief jemand anders und plötzlich geriet die ganze Menge in Panik. Alles drängte über die Tanzfläche auf die Türen zu.
Innerhalb eines Augenblicks begriff er, was geschah, und er sah wieder Sara an, die seinen Arm gepackt
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