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Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht

Titel: Das Buch der Vampire 04 - Brennendes Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Es ist bestimmt ein amüsanter Anblick.« Er streckte die langen Beine aus und legte sie an den Knöcheln übereinander. »Hat Vioget sich hingekniet, um dir in die kristallenen Augen zu schauen, als er überschwänglich wurde?«
    »Ich denke, ich werde jetzt einen kleinen Sherry trinken«, sagte Victoria. »Soll ich dir einen Whiskey einschenken? Offensichtlich hatte meine Tante eine Vorliebe dafür, aber ich kann nicht behaupten, dass ich ihren Geschmack in der Hinsicht teile.« Sie klappte den Mund zu, als sie merkte, dass sie begann, nervös vor sich hin zu plappern.
    »Unbedingt.«
    Victoria ging zur Anrichte und schenkte die Getränke ein, um dann Max den bernsteinfarbenen Drink zu bringen. Sie selbst setzte sich in einen Sessel neben einem kleinen Tischchen, wo sie schon vor fast zwei Jahren gesessen und Pflöcke angespitzt hatte, während sie ihre Entscheidung rechtfertigte, Phillip zu heiraten.
    Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es bereits nach neun war. James sollte um zehn kommen. Victoria nahm einen herzhaften Schluck von ihrem Sherry und ärgerte sich darüber, dass das Getränk so schwach war. Beinahe wie sie selbst.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass du nicht die Absicht hast, heute Abend auszugehen?«, fragte Max unterdessen. Er sah sie über den Rand seines Glases hinweg an. Dann nahm er einen Schluck und stellte das Glas ab.
    »Später vielleicht«, antwortete Victoria.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Keine gesellschaftlichen Verpflichtungen? Keine Jagd auf Vampire?«
    »James wird mich nachher abholen.«
    »James, ah ja. Und was hält Monsieur Vioget davon? Oder machst du Jagd auf den Vampir, der auch bei Tage unterwegs ist?« Er kniff die Augen fragend zusammen. »Du gehst davon aus, dass er es ist. Ich bin mir da nicht so sicher.«
    »Ach ja? Seltsam; warst nicht du derjenige, der die Vermutung geäußert hat, dass er es sein könnte?«
    »Ah, dann war es dir selbst also nicht in den Sinn gekommen, bevor ich es erwähnte.« Er sah sehr zufrieden mit sich aus.
    Sie erhob sich abrupt und ging zu dem Schrank, in dem die Bibel stand. »Ich habe sie mir seit jenem Tag, als Tante Eustacia mir von dem Vermächtnis der Gardellas erzählte, nicht mehr angeschaut.«
    Sie spürte, dass Max’ Blick auf ihr ruhte, während sie den kleinen goldenen Schlüssel ins Loch schob und aufschloss. Dann öffnete sie die schwere Doppeltür.
    Die Bibel ruhte im Schrank auf einer leicht geneigten Ablage.
    Es war ein schweres Buch mit Goldschnitt, das trotz seines Alters immer noch glänzte. Die Lederecken waren rund und abgestoßen, doch der R ücken war noch genauso fest wie früher. Drei verblichene Lesezeichen aus Seide hingen schlaff herunter.
    Sie nahm das Buch heraus und legte es auf den größeren Tisch in der Mitte des Raumes. Sie brauchte etwas, mit dem sie sich beschäftigen konnte, damit ihr nicht die ganze Zeit Gedanken und Fragen durch den Kopf rasten.
    Victoria öffnete den Deckel und kam zur ersten Seite, auf der von Hand mit schwarzer, brauner und sepiafarbener Tinte geschrieben worden war. Auf diesen ersten Seiten standen die Namen der Gardellas, die ihre Berufung zum Venator angenommen hatten. Sie strich mit den Fingern über die letzten Namen, die dort eingetragen worden waren: Eustacia Alexandria Gardella. Darunter stand ihr eigener Name: Victoria Anastasia Gardella. Beim Anblick der mit relativ frischer Tinte kühn geschwungenen Schrift überlief Victoria ein leichter Schauer.
    Würden irgendwann noch andere Namen unter ihrem eingetragen werden?
    Sie spürte Max’ Blick schwer auf sich ruhen und fühlte sich genötigt, eine Erklärung abzugeben. »Tante Eustacia hat mir erzählt, dass die Originalblätter dieser Bibel im Mittelalter in den Besitz der Familie gelangten. Vor sechshundert Jahren.« Sie schaute auf und sah, dass er schweigend an seinem Glas nippte. »Ein Gardella-Mönch hat dieses Buch im zwölften Jahrhundert geschrieben. Ich frage mich, ob es da eine Verbindung zu den Mönchen gibt, die die Krypta gebaut haben, in die Sebastian und ich durch den Abwasserkanal gelangt sind.«
    »Nun ja, der Gedanke, dass Mönche eine Bibel in Räumen schreiben, die neben denen liegen, wo Vampire ihre Geheimnisse verwahren, hat schon etwas Makaberes«, meinte Max ernst. »Es würde mich aber nicht überraschen, da Mönche und Vampire seit Jahrhunderten miteinander zu tun haben – obwohl sie meistens nicht gut miteinander ausgekommen sind.«
    Die Bibel war immer wieder neu gebunden worden, um

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