Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Klinge fuhr durch die Schatten hindurch. Eisige Kälte sprang von der Schneide in ihren Arm und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus.
Victoria wankte, taumelte gegen einen Grabstein und stürzte zu Boden, wobei sie erst noch gegen einen anderen Stein krachte. Wütend brüllte sie auf und riss die Klinge wieder hoch. Welkes Laub und kleine Äste, die am Boden gelegen hatten, wirbelten auf und hagelten wie Fäuste auf sie nieder. Mühsam raffte sie sich auf, wobei sie sich mit der Schwertspitze an einem moosbedeckten Stein abstützte. Metall knirschte über Stein, ehe sie wieder den Kampf gegen die schwarzen Dämonen aufnahm.
Wieder traf sie und wurde noch langsamer, nachdem sie der Erscheinung den Kopf gespalten hatte und damit die lähmende Kälte in Kauf nahm, die durch ihren Körper schoss. Sebastian stieß mit ihr zusammen, und Rücken an Rücken strömte seine Wärme in sie, sodass sie sich wieder bewegen konnte.
»Idiot«, brüllte er Antonin an, der sich zwischen den Grabsteinen hingekauert hatte. Sebastian ließ seine Klinge durch die Luft sausen.
Victoria griff unter ihre Jacke und zog den Kopf ein, als noch ein Wesen dicht an ihr vorbeischoss. Ein kleines Kännchen baumelte geschützt in einem Lederbeutel, dessen Riemen über ihrer Schulter hingen, an ihrer Seite. Sie zog es heraus und spürte, dass Sebastian die Dämonen abwehrte, um ihr den Rücken freizuhalten, während sie den Korken herauszog.
»Fertig«, brüllte sie, um das Tosen des Windes zu übertönen, als sie sich zu Sebastian umdrehte. Er geriet kurz ins Taumeln, als er sein eigenes Fläschchen mit Weihwasser hervorzog, während sie eine der schwarzen Kreaturen aufspießte. Wieder versetzte ihr die unerträgliche Kälte einen Schock und ließ sie taumeln.
Sebastian hielt sie am Arm fest, ehe sie auf dem unebenen Grund das Gleichgewicht verlor und ihr Weihwasser verschüttete. Sie schauten einander kurz an und konnten dabei kaum die Gesichtszüge des anderen im Mahlstrom aus welkem Laub und Nebel erkennen.
»Los!«, brüllte Victoria, und beide wirbelten herum, wobei sie das Weihwasser aus den Behältern in die Luft spritzten.
Man hörte es zischen, knistern und sogar einen Wutschrei... Der Wind legte sich, als das Wasser die Wolken und Antonin traf, der immer noch neben einem der größeren Grabsteine kauerte.
Victoria erwog es, ihn zurückzulassen, doch dann packte sie ihn doch am Ärmel und zerrte ihn hinter sich her, während sie durch die Grabsteine hindurchrasten. Sie musste nur noch einmal mit ihrem Schwert zustoßen, ehe sie den Ausgang des Friedhofs erreichten. Die Kälte war nicht mehr so erdrückend wie zuvor, behinderte sie aber doch so sehr, dass sie vor Schmerzen keuchte.
Wie schon zuvor verlor die dämonische Wolke ihre Kraft und blieb grollend und tosend zurück, als sie den Friedhof verließen. Victoria konnte beobachten, wie sich die Wolke zusammenzog und im Dunkeln legte.
»Mussten Sie das tun?«, kreischte Antonin.
Victoria drehte sich zu ihm um und sah, dass das Weihwasser ihn mitten im Gesicht getroffen hatte. Es hatte die Haut weggefressen, sodass ein Augapfel nur noch lose in seiner Höhle zu liegen schien. Er hatte eine Hand über die klaffende Wunde gelegt, schien darüber aber weniger entsetzt als über die böse Macht, die sie hinter sich gelassen hatten.
Und sie hatten sie tatsächlich wie in London geschwächt vom Weihwasser hinter sich gelassen.
Oder die Dämonen hatten es vorgezogen, sie nicht zu verfolgen.
Victoria wusste nicht, was nun richtig war.
Sie zitterte und wirbelte zu dem Vampir herum. Ehe ihm überhaupt klar war, was geschah, war der Pflock bereits auf seine Brust gerichtet, und sie hatte ihn vorn am Hemd gepackt. »Mit was für einem Trick hast du uns da reinlegen wollen?«
»Kein Trick, kein Trick!«, kreischte er. »Das schwöre ich! Glauben Sie wirklich, ich wäre da reingegangen, wenn ich das gewusst hätte?«
»Wenn du uns nicht sofort zu Katerina bringst...«, drohte Sebastian, aber Victoria unterbrach ihn.
»Nein, er kommt jetzt mit uns, und wir suchen morgen früh weiter nach Katerina. Wenn die Sonne aufgegangen ist.« Wütend sah sie den Vampir an, der die Zähne gefletscht hatte. »Wir brauchen untotes Blut, und er sieht ganz so aus, als würde er es uns freiwillig geben.«
Sebastian nickte und half Victoria, dem Untoten die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden.
»So was habe ich noch nie gesehen«, greinte er. »Noch nie. Das schwöre ich. Ich hatte da mal was
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