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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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große Poster von Ungeziefer, rechts eine Ratte in Übergröße, die einem mit einem verschmitzten, ja höhnischen Gesichtsausdruck anstarrte, links eine Kakerlake.
    Im ersten Stock war wieder eine Glastür, auf der ein großes Poster mit einer Schabe geklebt war. „Wir müssen draußen bleiben“, stand darüber. Kammerjäger hatten anscheinend einen ganz eigenen Humor. Hinter der Tür glaubte ich etwas zu hören. Ich klopfte, doch es gab keine Reaktion. Ich klopfte noch einmal. Schließlich drückte ich den Knauf und die Tür schwang mit einem knarrenden Geräusch auf. Sie führte in ein kleines Büro, in dessen Mitte ein Schreibtisch stand. Dahinter saß Hank mit dem Rücken zu mir. Auf seinem Schoß hatte er eine junge, blonde Frau in einem kurzen Kleid, die ihn heftig küsste.
    Ich war so überrascht, dass ich regungslos stehen blieb. In diesem Moment öffnete die Frau die Augen. Sie starrte mich einen Moment verwundert an.
    „Hannes“, schrie sie.
    „ Was ist los.“ Hank ließ sich nicht stören.
    „ Hör doch auf“, sagte sie. „Da ist jemand, der schaut zu.“
    Hank drehte sich um. Als er mich sah, schob er die schmollende Blondine von seinem Schoß. Er stand auf, rückte sich seine Hosen zurück, fummelte etwas an seinem Reißverschluss und sah mich dann an. Die Blondine hatte ihr Kleid nach unten gezogen und ihre Haare in Ordnung gebracht.
    „Du hättest klopfen können“, sagte Hank.
    „ Ich hab geklopft.“
    „ Muss ich irgendwie überhört haben.“
    Hank sah zu der Blondine, die immer noch neben ihm stand.
    „Ich sollte euch vielleicht vorstellen, Karen, das ist Leon, ein alter Freund.“
    Karen sah mich neugierig an.
    „Ich hab dir schon von Leon erzählt, er und sein Freund haben meinen Wundertrank getrunken.“ Karen sah mich an, dann fing sie an zu lachen, ein lautes, hysterisches Lachen. Auch Hank begann zu wiehern.
    „ Und er weiß bis heute nicht, was drin war?“, fragte sie.
    Hank nickte. Sie hatte wieder einen Lachanfall.
    Ich stand vor Ihnen und wartete, bis sie fertig waren. Ich musste Hank irgendwann noch einmal wegen des Wundertranks zur Rede stellen, aber das hatte noch Zeit.
    „ Hank, ich muss dich unbedingt sprechen.“
    „ Warum nennt er dich Hank“, fragte Karen.
    „ Das ist ne lange Geschichte“, sagte Hank. Er schob sie aus dem Raum.
    „ Wir sehen uns später.“
    Karen verschwand durch die Tür. Hank stand vor mir.
    Er blickte mich prüfend an, dann nahm er mich unvermittelt in die Arme und drückte mich, dass mir die Luft wegblieb.
    „ Es tut verdammt gut, nen alten Freund wieder zu sehen.“
    Er ließ mich los.
    „Du siehst müde aus, Leon.“
    „ Wir müssen unbedingt reden.“
    „ Gehen wir was essen, ich hab ziemlichen Hunger.“
    „ Dasselbe wollte ich auch vorschlagen.“
    In diesem Augenblick klopfte es. Wir sahen beide zur Glastür. Sie öffnete sich und ein Mann blickte herein. Er war vielleicht Mitte 30, trug eine altmodische Brille und seine braunen Haare waren akkurat zur Seite gekämmt. Sein Gesicht erinnerte entfernt an die Physiognomie eines gut genährten Ferkels und die kleinen Äuglein hinter den fetten Backen verstärkten diesen Eindruck. Er trat ein. Sein braunes Baumwollhemd spannte sich fest und prall über seinen Bierbauch. Irgendwie kam mir der Mann bekannt vor. Ich hatte ihn sicher noch nicht gesehen, aber sein Eintreten war von einem Erkennen begleitet, das ich mir nicht erklären konnte.
    Hank verzog das Gesicht, als er den Mann erkannte. „Bud“, sagte er. „Was willst du schon wieder hier?“
    Hank sah zu mir. „Das ist Bud Morgan. Mein Nachbar. Bud, das ist Leon, ein guter Freund von mir.“
    Bud Morgan. Ich schaute den Mann verblüfft an. Tatsächlich, er glich der Figur, die ich ersonnen hatte, bis ins kleinste Detail. Verblüfft schüttelte ich ihm die Hand.
    Seine fleischigen Finger fühlten sich schlaff an. Ohne ein Wort der Begrüßung holte er eine Uhr aus seiner Tasche. „Diese Uhr gehört doch dir“, sagte er zu Hank.
    Hank sah auf die Uhr, nahm sie dann in die Hand.
    „ Tatsächlich. Ich hab sie überall gesucht, toll, dass du sie gefunden hast.“
    „ Ich hab sie in unserem Ehebett gefunden“, sagte Morgan. Er sah Hank lauernd an.
    „ In eurem Ehebett.“ Hank lachte. „Das ist vielleicht verrückt. Möchte bloß wissen, wie sie dahin gekommen ist.“
    „ Hast du …?“ Bud Morgan hatte kleine Schweißtropfen auf der Stirn und war so aufgeregt, dass er stotterte. „Hast du vielleicht mit meiner Frau

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