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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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sollten auch grundsätzliche Fragen beantwortet werden.“
    An der Wand erschien eine kryptische Grafik mit Unmengen von Zahlen und Daten. Ich war schon öfters dabei gewesen, wenn Winter seine gefürchteten Grafiken erläuterte und jedes Mal hatte ich mich danach gefühlt, als hätte mir jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen.
    "Du weißt ja, wer deine Leser sind. Man kann hier drei wichtige Gruppen unterscheiden: die Berufspendler zwischen 40 und 50, meist weiblich, die die Lester-Reihe im Bus oder in der U-Bahn lesen, die über 50jährigen Schrebergartenbesitzer mit Übergewicht und die zahlenmäßig wichtigste Gruppe, die Kleintierbesitzer in allen Altersstufen."
    Winter starrte selbstzufrieden auf die Zahlen. Ich hasste diese Grafiken, und ich kannte keinen Autoren, der in dieser Frage nicht meiner Meinung war. Wie krank musste man im Gehirn sein, Menschen in Kleintierbesitzer und Schrebergartenbesitzer mit Übergewicht einzuteilen. Die Menschen, die so etwas taten, waren Monster, weitaus gefährlicher als die Monster in meinen Geschichten.
    Winter tippte etwas und eine neue Seite mit Grafiken leuchtete an der Wand auf. Sie zeigte drei Kurven, die steil nach unten abfielen.
    "In den Untersuchungen wurde festgestellt, dass es in allen Gruppen erschreckende Einbrüche gibt. Die Berufspendler spielen lieber mit ihren Handys. Die Schrebergartenbesitzer mit Übergewicht bevorzugen eher leichteren Stoff, Liebesgeschichten oder Westernromane, die nicht so gruselig sind. Aber am schlimmsten ist es bei den Kleintierbesitzern. Man kann sagen, die Kleintierbesitzer haben sich von Hank Lester abgewandt. Die lesen dich nicht mehr.“
    Und wieder erschien eine Grafik an der Wand. Auch hier zeigte die Kurve erschreckend steil nach unten.
    „ Das“, sagte Winter. „sind die Verkaufszahlen der Hank-Lester-Reihe im letzten halben Jahr.“
    Er ließ den Anblick der Grafik auf mich wirken.
    "Die Verkaufszahlen haben sich katastrophal entwickelt, man kann es nicht anders sagen: katastrophal.“
    Ich konzentrierte mich. Ich musste jetzt etwas sagen. Etwas, das Winter wirklich überzeugte, es ging um meine Existenz.
    "Es gab immer mal schlechte Zeiten“, begann ich. „Aber Hank Lester hat seine Fans. Im
    Internet gibt es mehr als zwanzig Fanforen."
    Winter räusperte sich.
    "Wir sind nach internen Beratungen zu der Überzeugung gekommen, dass die heutige Leserschaft, vor allem die Kleintierhalter, sich mit einem Helden wie Hank Lester einfach nicht mehr identifizieren kann."
    "Aber das ist doch nicht wahr", sagte ich. "Hank vertritt Werte, die zu jeder Zeit wichtig sind, Freundschaft, Ehrlichkeit, Mut. Hank Lester sagt, was er denkt. Er tut Dinge, von denen wir nicht mal zu träumen wagen. Er ist nicht nur ein Jäger von Dämonen. Er steht für das Wilde und Unberechenbare in uns. Wir brauchen Hank Lester.“
    Eva lachte.
    "Du redest von einem Typen, dessen bester Freund ein Affe ist, der sich dauernd an den Genitalien kratzt. Der jede Frau nur Babe nennt. Ich sage dir eins. Hank Lester ist ein dummer Macho, der Angst vor Frauen hat."
    "Ich glaube, dass du hier nicht ganz objektiv bist in dieser Frage.“
    „Wie meinst da das?“ Eva blickte mich lauernd an.
    „ Ich weiß, dass es schwer für dich war, als ich damals Schluss gemacht habe.“
    In Evas Augen blitzte es.
    „Schwer für mich? Erstens bin hab ich Schluss gemacht und zweitens bist du bis heute nicht darüber hinweggekommen.“
    „ Das ist doch lächerlich.“
    „ Und warum gibt es dann in den letzten zehn Heften drei verschiedene Evas, die alle auf widerliche Weise zu Tode kommen.“
    Ich zuckte die Schultern. Ich wollte mich nicht auf dieses Gespräch einlassen.
    „Eine Eva wurde lebendig begraben. Die andere wurde von einem Werwolf zerrissen und die Vampirfrau Eva hat Hank Lester mit einer Kreissäge in vier Teile zerschnitten, aus den Haaren eine Perücke gemacht und die restlichen Teile in die Müllverbrennungsanlage gebracht.“
    „ Na, in den gelben Sack konnte er die Fleischreste ja schlecht stecken.“
    „ Spar dir deine Witze.“
    „ Eva ist eben ein sehr häufiger Name, schon die erste Frau im Paradies hieß so.“
    „ Wenn du wenigsten etwas zugeben könntest.“
    „ Lassen wir doch dieses Gespräch“, mischte sich Winter ein. „Es gehört einiges dazu, nach einer Beziehung die nötige Souveränität und Charakterstärke zu haben. Ich zum Beispiel komme ganz prima mit meinen Ex-Frauen aus. Erst vor zwei Tagen habe ich Susanne getroffen,

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