Das Buch der Verdammnis (German Edition)

stand auf.
    „Reden wir später darüber“, sagte ich.
     
    Als ich Stunden später aufwachte, war es später Nachmittag. Ich stand auf und ging in die Küche. Gonzo saß am Tisch und schaute Fernsehen, eine alte Folge der Simpsons. Auf der Küchenkommode stand noch eine Kanne mit kaltem Kaffee. Ich schenkte mir einen Topf voll, gab Milch dazu und stellte sie in die Mikrowelle, um sie aufzuwärmen. Dann setzte ich mich.
    Gonzo sah mich prüfend an.
    „Geht's dir besser?“
    „ Viel besser.“
    „ Prima“, sagte Gonzo. Er blickte weiter auf den Fernsehschirm. Die Mikrowelle piepte. Ich holte mir meine Tasse, gab etwas Zucker in den Milchkaffee und setzte mich wieder zu Gonzo.
    „ Es muss einfach ein Horrortrip gewesen sein“, sagte ich.
    „ Unsinn. Ich habe das Zeug auch getrunken und bei mir hat es genau so gewirkt, wie Hank vorausgesagt hat.“
    „ Was heißt das?“
    Gonzo drehte sich zu mir um. In seinem Gesicht war auf einmal jener euphorische Ausdruck, denn er immer dann hatte, wenn er von seinen UFO-Sichtungen erzählte.
    „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier letzte Nacht abgegangen ist.“
    „ Du hattest eine Frau hier?“
    Er schüttelte langsam den Kopf. Dann hob er zwei Finger hoch.
    „Zwei Frauen?“
    Gonzo nickte.
    „Und was für Frauen. Unterwäschemodels aus Brasilien. Es war eine Nacht, ich hab so was noch nie erlebt.“
    „ Wahrscheinlich hattest du auch einen Trip, nur eben keinen Horrortrip.“
    „ Nee.“ Er schüttelte langsam und bestimmt den Kopf.
    „ Hier.“ Er zeigte mir seinen Hals, auf dem ein riesiger Knutschfleck zu sehen war.
    „ Und hier.“ Er hielt seinen rechten Zeigefinger hoch. „Ich habe ihn heute noch nicht gewaschen. Wenn du daran riechst, kannst du dir vorstellen, wo dieser Finger überall war.“
    Ich sah stumm auf seinen Finger.
    „Das ist widerlich, Gonzo. Geh ins Bad und wasch dir die Hände.“
    Gonzo senkte seinen Finger.
    „Es war ein Trip, aber ganz real. Dieser Hank ist wirklich unglaublich.“
    „ Dieser Hank wird mir langsam unheimlich. Und ich möchte verdammt noch mal wissen, wer der Kerl wirklich ist.“
    „ Was heißt, wer der Kerl wirklich ist. Hank ist Hank Lester, der große Dämonenjäger. Du hast hunderte Geschichten über ihn geschrieben.“
    Ich sah ihn nachdenklich an.
    "Weißt du, was du da sagst? Hank Lester ist eine Fantasiefigur. Hank Lester gibt es nicht in Wirklichkeit."
    Gonzo schüttelte den Kopf.
    "Nee", sagte er. Seine Stimme wurde auf einmal leise, bekam etwas Verschwörerisches.
    "Ich weiß auch nicht, wie das passieren kann, aber du weißt ja, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde ...“
    „Ja, ich weiß. Das ist einer deiner Lieblingssätze.“
    „ Weil er so wahr ist.“
    "Und warum meinst du, ist Hank Lester auf die Idee gekommen, aus dem Heft zu springen und sich mal die Wirklichkeit anzuschauen?"
    "Vielleicht, weil es nicht mehr weiterging mit der Reihe. Hank wollte nicht sterben.“
    „ Das ist doch völliger Quatsch.“
    "Vielleicht konnte er auch diese ganzen bescheuerten Geschichten nicht mehr ertragen. Und dass er dauernd so blöde Sätze sagen muss. Und dauernd mit irgendwelchen durchgeknallten Geistern zu tun hat, das hält doch kein Schwein aus."
    "Die Hank-Lester-Reihe war also bescheuert."
    "Es geht jetzt nicht um deine Autoreneitelkeit. Wir wissen doch beide, dass die Hank-Lester-Reihe keine große Literatur war. Das hast du selbst gesagt.“
    Er hatte recht. Aber was er sagte, konnte nicht wahr sein. Es musste einfach eine rationale Erklärung für das Auftauchen des Mannes geben, der sich Hank Lester nannte.
    „ Überleg doch.“ Gonzo hatte angefangen zu flüstern. „Er sieht aus wie Hank Lester, er spricht wie er. Er hat eine Wirkung auf Frauen, so was gibt es in Wirklichkeit gar nicht.“
    „ Das kann man alles irgendwie erklären.“
    Gonzo sah mich an.
    "Ich hab da noch so einen blöden Gedanken, der mir nicht aus dem Kopf geht. Wenn Hank es geschafft hat, diesen Sprung vom Heft in die Wirklichkeit, vielleicht haben es dann noch andere geschafft, vielleicht sogar irgendwelche von deinen Dämonen.“
    Ich musste an den gestrigen Abend denken. Wenn das Ganze ein Horrortrip gewesen war, wann hatte er angefangen? War das Gespräch mit Bommer und sein mysteriöses Verhalten auch nur Einbildung gewesen? Und was war mit Helen, war sie wirklich gewesen?
    „Und wenn ich recht habe“, sagte Gonzo, „dann war das, was du gestern erlebt hast nur ein kleiner Vorgeschmack.“
     
    Am