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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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wusste, dass die männlichen, jungen Führungskräfte als Leser überraschend stark vertreten waren und explizit nach Szenen mit Oralverkehr verlangten. Dieses Publikum war aber unbedingt zu vernachlässigen, da 90 Prozent aus dieser Gruppe das Heft nicht kauften, sondern klauten.
    Jetzt war mir auch klar, warum Hank Lester bei immer weniger Lesern angekommen war.
    Denn so verschieden die Lesergruppen in ihren Vorlieben auch waren, eines verband sie alle. Sie lehnten einen Held mit sexuellen Ausschweifungen ab. Viel stärker als früher sehnte man sich nach festen Bindungen.
    Das alles referierte ich nun. Und während meines Vortrags sah ich, wie Winters Augen leuchteten. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass ein Autor sich so intensiv mit seinem gefürchteten, schwarzen Buch beschäftigt hatte. Die anderen Autoren heuchelten meistens nur Interesse und machten sich hinter seinem Rücken über ihn lustig. Oder sie sagten ihm ganz offen, dass sie die Ergebnisse seiner Marktforschung für Humbug hielten und nicht bereit wären, die unterdrückten sexuellen Wünsche von Kleintierhaltern adäquat zu berücksichtigen.
    "Der wohl wichtigste Unterschied von Hank Lester und Bud Morgan ist ihr Sexleben. Die Analysen von IMI haben immer wieder gezeigt: Die Leser mögen es nicht, wenn der Held einer Heftroman-Reihe sich durch tausend Betten bumst. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Leser einer Horrorreihe zu über 60 Prozent aus Frauen bestehen. Die wollen lieber von jemand lesen, der treu ist und verlässlich. Ein Held wie Bud Morgan."
    An der Wand erschien ein Foto von Bud Morgan, das ich noch in der Nacht am Computer entworfen hatte. Bud Morgan hatte ein Dutzendgesicht, wie man es in jeder Eckkneipe fand. Ein kleiner Bierbauch sollte ihn sexuell entschärfen und ihn einem breiten Publikum sympathisch machen. Er trug einen Schnauzbart, sodass er ein wenig wie ein Dackel aussah. Hinter seinen dicken Wangen sahen einen helle und wache Äuglein an.
    "Bud Morgan ist treu. Er hat eine Frau, die denkt, er wäre ein langweiliger Verkäufer von Insektenvernichtungsmitteln. Dabei jagt er gefährliche Dämonen, die planen, die Weltherrschaft zu übernehmen. Und auch bei der Jagd nach den Dämonen geht Bud ganz anders vor als Hank Lester. Auf keinen Fall so brutal. Die Studien der IMI-Marktforschung haben ergeben, dass diese Brutalität äußerst schlecht ankommt. Bud löst seine Fälle mit Köpfchen, nicht mit roher Gewalt. Unterstützt wird er dabei von seiner äußerst attraktiven Assistentin Lula.
    Obwohl Lula heftig in die Intelligenz und das großzügige Wesen von Bud verliebt ist, kommt es doch zu keinem sexuellen Kontakt. Denn wir wissen ja, Bud ist seiner leicht übergewichtigen Frau treu und würde sie nie betrügen. Das übrigens ist seine Frau Sylvia."
    Ich beamte ein Bild von Sylvia Morgan an die Wand. 30 Kilo weniger und sie wäre ein Traum von Frau. So strahlte einen jedoch ein dicker Wonneproppen an, dessen Gedanken von Schwarzwälder Kirschtorten beherrscht wurden.
    „Und das ist Lula“, sagte ich.
    Lula war rattenscharf. Der Inbegriff aller Männerfantasien. Große Brüste, weiche Rundungen und ein Blick, der Männer nur an eines denken ließ.
    „Euch fällt bei diesem Bild doch sicher etwas auf“, sagte ich.
    Alle schwiegen. Theodor Schmidt nahm seine Brille ab. Keiner wollte sagen, was so offensichtlich war. Schließlich meldete sich Marla Zitschinski zu Wort.
    „Sie ist nackt.“
    „ Bingo“, sagte ich. „Sie ist nackt, denn Lula hat eine ganz seltene Hautkrankheit."
    Ich wartete einen Moment, um die Spannung zu steigern.
    "Ihre Haut reagiert allergisch auf Kleidung“, sagte ich dann. „Deshalb versucht sie sooft wie möglich nackt zu arbeiten. Das macht die Sache für den armen Bud natürlich nicht leichter."
    "Allergisch auf Kleidung", sagte Winter. "Das ist genial."
    Ich lächelte stolz.
    „ Ich verstehe nicht ganz“, unterbrach mich Theodor Winter. "Wenn die Leser keinen Sex haben wollen, wieso kommt dann diese Lula in dem Heft vor."
    "Man muss die Marktforschung auch zwischen den Zeilen lesen können", sagte ich. "Die Leser sind nicht asexuell. Ganz im Gegenteil. Sie haben unterdrückte, schmutzige Fantasien und die müssen natürlich auch bedient werden. Und das macht Lula. Dass es nie zum sexuellen Akt zwischen ihr und Bud kommt, macht das Ganze natürlich noch spannender.“
    Ich machte eine Pause und ließ meinen Blick durch die Runde streifen. Winter war begeistert, das sah man an seinem

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