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Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Das Buch der Verdammnis (German Edition)

Titel: Das Buch der Verdammnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Schuberth
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ich sprachen kaum mehr miteinander. Wir saßen uns am Tisch gegenüber und belauerten uns. Wenn wir redeten, dann handelte es sich um Belangloses, doch hinter jedem Wort lauerten Fragen und Beschuldigungen. Misstrauen war an die Stelle unserer Freundschaft getreten.
    Dann kam der Abend, an dem uns Helen verließ. Sie hatte an meine Tür geklopft, und als ich öffnete, stand sie vor mir mit ihrem kleinen Koffer neben sich. Genau so, wie sie vor sieben Tagen vor unserer Wohnungstür erschienen war. Bevor ich etwas sagen konnte, umarmte sie mich. Sie hielt mich fest umfangen. Dann löste sie sich von mir.
    „Kann ich kurz reinkommen?“
    Ich nickte, sie lief an mir vorbei und setzte sich auf das Bett, ich nahm neben ihr Platz.
    „Ich muss gehen, Leon“, sagte sie.
    Ich wollte etwas sagen, aber sie schüttelte den Kopf und legte mir ihren Zeigefinger auf den Mund.
    „Bitte, sag jetzt nichts!“, sagte sie. „Keine Fragen. Du wirst alles erfahren, aber du musst Geduld haben.“
    Ich wartete. Helen atmete tief ein und aus, als müsste sie sich sammeln. Dann drehte sie sich abrupt zu mir um.
    „Zuerst musst du wissen. Mein Herz gehört ganz dir.“ Sie legte eine Hand auf ihren Busen und sah mir tief in die Augen. „Ganz dir“, wiederholte sie. „Für heute und immer. Das darfst du nicht vergessen.“
    Sie machte eine Pause, sah mich unverwandt und ernst an, ich wagte nicht, mich zu rühren.
    „Ich muss weg, für eine Woche oder zwei. Frag nicht, wohin, du wirst alles erfahren, wenn es an der Zeit ist. Und wenn ich wiederkomme, wird sich unsere Liebe erfüllen. Unsere Herzen werden eins und wir werden glücklich sein.“
    Es war etwas falsch in ihren Worten, ein Missklang, den nur bemerkte, wer genau hinhörte. Aber damals schlug mein Herz bis zum Hals und sie schlugen den Rhythmus ihrer Worte: Mein Herz gehört ganz dir.
    „Aber heute habe ich nur eine Frage“, fuhr sie fort. „Gehört dein Herz auch mir?“
    In meinem Hals war ein Kloß. Ich nickte.
    „Und kannst du auf mich warten. Nur zwei Wochen. Wird dein Herz auch mir gehören, wenn ich zurückkomme?“
    Ich konnte wieder nur nicken.
    „Dann ist es gut.“
    Mit diesen Worten stand sie auf. Sie nahm ihren Koffer in die Hand, warf mir eine Kusshand zu, drehte sich um und stöckelte aus meinem Zimmer, aus der Wohnung, aus meiner Gegenwart.
     
    Heute ist bei der Observation der Zielperson etwas Entscheidendes geschehen. Vielleicht werden Sie im ersten Moment über diese Entwicklung verärgert sein. Aber meiner Meinung nach ergeben sich dadurch entscheidende Vorteile für meinen Auftrag. Aber lassen Sie mich der Reihe nach erzählen, was geschehen ist.
    Die Zielperson war auch heute in dem kleinen Café in der Nähe der Stadtbibliothek. Er hatte sämtliche Tageszeitungen der Stadt vor sich auf den Tisch liegen und studierte alle Artikel, die mit den mysteriösen Vorgängen im Dianapark zu tun haben. Er hatte einen Kirschkuchen bestellt.
    Die Bedienung brachte ihm zu diesem Kirschkuchen eine Extraportion Sahne. Und das, obwohl sie mir auch heute auf meinen Wunsch nach Sahne geantwortet hatte, dass die Sahne aus sei.
    Eine Frechheit, und wenn ich nicht aus beruflichen Gründen im Café gewesen wäre, hätte ich es sofort verlassen.
    Dann geschah es. Die Zielperson stand auf, kam auf mich zu fragte, ob er sich zu mir setzen könne.
    Ich war so überrascht, dass ich nur nicken konnte. Die Zielperson holte sich seinen Cappuccino und den Kirschkuchen mit der Extraportion Sahne und setzte sich zu mir.
    Dann fragte er mich, warum ich ihn seit Tagen verfolge.
    Ich war einen Moment überrascht, dass meine professionelle Strategie hier versagt und er mich bemerkt hatte. Ich kann es mir nur dadurch erklären, dass die Zielperson eine ganz außergewöhnliche Person ist.
    Im folgenden Gespräch mit der Zielperson bestätigte sich meine Vermutung. Die Zielperson erklärte mir, dass er als Dämonenjäger über fast übersinnliche Fähigkeiten verfüge.
    Ich stellte fest, dass die Zielperson außerordentlich sympathisch ist. Zudem bemerkten wir im Laufe des Nachmittags, dass wir nicht nur in der Wahl des Herrenmagazins übereinstimmten, sondern auch dieselbe Sockenfarbe bevorzugen.
    Da er mir auch etwas von seiner Extraportion Sahne anbot, glaube ich, dass diese Begegnung der Anfang einer tiefen Männerfreundschaft sein könnte.
    Ich vertraute Hank – die Zielperson hatte mir sofort das Du angeboten, sodass ich jetzt statt dem doch etwas unpersönlichem Wort Zielperson

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