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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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sie ab.
    Sam beschloss, alles auf eine Karte zu setzen:
    »Der Fahrer des Lieferwagens hat nicht zufällig so ein geschwungenes U mit einer Sonnenscheibe in der Mitte auf seine Schulter tätowiert?«
    Diese letzte Anspielung hatte eine durchschlagende Wirkung: Seine Gesprächspartnerin sackte so plötzlich hinter ihrem Tresen zusammen, dass er schon glaubte, sie wäre in Ohnmacht gefallen. Doch im nächsten Augenblick richtete sie sich wieder auf und hielt ein Gewehr – ein echtes Sammlerstück – in der Hand. »Du miese kleine Kakerlake«, krakeelte sie, während sie den antiken trichterförmigen Gewehrlauf auf ihn richtete. »Woher kommst du ? Und was hattest du auf der Baustelle zu suchen?«
    Samuel machte einen Schritt zur Seite, sodass er genau hinter der Kristallschale stand, in der Hoffnung, dass die Frau es sich zweimal überlegen würde, bevor sie alles zerschoss.
    »Ich bin da nur spazieren gegangen, weiter nichts.«
    Das Gesicht der alten Eule wurde durch die Lichtreflexe des Kristalls so verzerrt, dass es plötzlich der schrecklichen durchsichtigen Fratze ähnelte, die er neulich im Traum gesehen hatte. Kein gutes Vorzeichen . . .
    »Los, spuck's aus, wer schickt dich?«, schrie sie ihn an. »Ich warne dich, ich werde nicht zögern zu schießen. Du wärst nicht der erste miese kleine Dieb, der dran glauben muss, weil er einen ehrlichen Handelstreibenden angreift ... Es wäre besser für dich, wenn du mir erklärtest, wer dir von der Baustelle erzählt hat und von der Tätowierung, oder. . .«
    Doch ihre Drohung wurde plötzlich von dem schrillen Glockenspiel an der Tür übertönt: ein Kunde ... Eilig versteckte die alte Eule ihre Waffe unter dem Tresen, und Sam stürzte nach draußen. Dabei rannte er den feinen Herrn mit Anzug und Monokel, der soeben den Laden betrat, beinahe über den Haufen. Ohne sich um dessen aufgebrachten Protest zu kümmern, schlüpfte Sam hinaus und verschwand in der angrenzenden Straße. Zwar hatte er nicht viel mehr über das rätselhafte U herausgefunden, aber er hatte etwas viel Wertvolleres erhalten: eine Idee, wie er wieder in die Gegenwart gelangen konnte! Diese Kristallvase auf der Säule – jetzt wusste er, woran sie ihn erinnerte ... an den Kristallpokal des Entdeckers Jacques Cartier, den Barnboim dem Museum von Saint Mary hinterlassen hatte! Barnboim, Saint Mary! Saint Mary, Barnboim! Warum war er nicht eher darauf gekommen?
 
    XV.
    Einsteigen, bitte!
     
    »Seid ihr wirklich sicher, dass ihr uns jetzt verlassen wollt?«
    Die riesige Halle des Chicagoer Bahnhofs, ganz mit blauroten Wimpeln geschmückt, war erfüllt von den Klängen eines Jazzorchesters und den eiligen Schritten der Reisenden.
    »Mir geht es sehr gut«, versicherte Lili. »Und ich bin auch überhaupt nicht mehr müde . . .«
    Ihre Genesung war ebenso plötzlich und unerklärlich eingetreten wie ihre Krankheit. Als Sam von seinem Ausflug ins »Sammler-Paradies« zurückgekehrt war, saß sie auf der Bettkante und war gerade dabei, einen ganzen Stapel süßer Pfannkuchen zu verdrücken, zusammen mit einem großen Glas Apfelsaft. In der darauffolgenden Nacht war sie fieberfrei geblieben. Jetzt war sie zwar noch etwas blass um die Nase, aber sie hielt sich bewundernswert tapfer auf den Beinen, um zu beweisen, dass es ihr wieder gut ging.
    »So«, schrie James Adam gegen den Lärm in der Bahnhofshalle an. »Habt ihr eure Fahrkarten? Euren Fahrplan? Der Zug fährt in fünfzehn Minuten ab!«
    Samuel nickte und schwenkte die genannten Papiere.
    »Ich weiß gar nicht, wie wir Ihnen danken können, Mr und Mrs Faulkner! Für das Geld, das Sie uns geliehen haben, Ihre Gastfreundschaft. . .«
    »Ich finde ja, ihr solltet lieber noch ein oder zwei Tage abwarten«, unterbrach Ketty ihn. »Wenn die Kleine auf der Reise einen neuen Fieberschub bekommt, seid ihr schon zu weit weg!«
    »Unsere Familie wartet seit vier Tagen auf uns«, rechtfertigte sich Lili. »Bestimmt ist sie schon ganz krank vor Sorge.«
    Was nicht ganz falsch war . . .
    »Eure Familie«, wiederholte ihre Urgroßmutter, »hat eine recht seltsame Art, sich um euch zu kümmern!«
    Gerade im richtigen Moment, um von diesem Thema abzulenken, kam Donovan herbeigelaufen:
    »Mama, Mama! Dahinten steht die neue Pazifik 231! So eine große Lokomotive habe ich noch nie gesehen! Und wie sie qualmt, du kannst es dir nicht vorstellen!«
    »Samuel und Lili fahren gleich ab, mein Schatz, es ist Zeit, sich von ihnen zu verabschieden.«
    »Fahrt ihr jetzt wirklich

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