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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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Erdgeschoss Geschäfte, davor auf den Bürgersteigen – auch wenn man die festgetretenen Lehmaufschüttungen kaum so nennen konnte – mehrere Händler, die direkt von ihren Karren aus Obst und Gemüse anboten. Was die Straßenbeleuchtung anging, so bestand sie lediglich aus zwei Gaslaternen an krummen Eisenpfählen, nicht zu vergleichen mit der strahlenden Avenue, die die Nächte des zwanzigsten Jahrhunderts erleuchtete.
    »Sieh nur, der DVD-Verleih ist ein Kurzwarengeschäft!«
    »Das Eisstadion eine Kuhweide!«
    »Und das Viersternehotel eine öffentliche Toilette!«
    Die Liste ließ sich endlos fortsetzen . . .
    Doch obwohl Saint Mary alles in allem wie ein zurückgebliebener Marktflecken wirkte – bis hin zu den zahlreichen Passanten, die deutlich ländlicher gekleidet waren als die Menschen in Chicago -, war die Atmosphäre im Ort alles andere als trübsinnig. Die Leute unterhielten sich lautstark, Zurufe schallten von einem Geschäft herüber zum nächsten, und einige der Vorübergehenden schienen etwas tief ins Glas geschaut zu haben.
    »Und das um elf Uhr vormittags, also wirklich!«, entrüstete sich Lili.
    Den Grund für diese allseits überschäumende Heiterkeit fanden sie hinter dem, was später einmal das größte Einkaufszentrum der Region werden sollte. Derzeit war es allerdings noch eine schlammige Wiese, auf der sich eine lärmende Zuschauermenge versammelt hatte, die unter lautem Applaus einen Wettkampf im Pflügen verfolgte: Die beiden Zugpferde, die gegeneinander antraten, zogen krallenartige Geräte hinter sich her, die tiefe Furchen in den Boden gruben. Die Anhänger der beiden Mannschaften amüsierten sich prächtig und zogen nach Leibeskräften übereinander her:
    »Jetzt wissen wir, warum die Böden in Montana nur halb so viel Ertrag bringen wie unsere!«
    »Wenn ihr sie zum Laufen bringen wollt, müsst ihr eure Gäule in Saint Mary wohl besser füttern!«
    »Sieht nach einem Bauernfest aus«, meinte Lili.
    »So was in der Art«, schrie Sam zurück in dem Versuch, das Stimmengewirr zu übertönen. »Aber da gab es auch noch etwas anderes . . . hast du noch nie vom sogenannten >Aufmischen< gehört?«
    »Aufmischen?«
    »Soviel ich weiß, hat es früher eine ganze Zeit lang diese Art von Wettkämpfen zwischen Montana und Saint Mary gegeben. Meistens endeten sie allerdings in einer allgemeinen Schlägerei, daher die Bezeichnung >Aufmischen<. Sie müssen immer ungefähr um diese Jahreszeit stattgefunden haben, um den 1. Juli herum.«
    »Unseren Nationalfeiertag?«
    »Genau. Nur hat es wohl öfter schlimme Zwischenfälle gegeben, und nach dem Zweiten Weltkrieg hat man diese Wettkämpfe verboten. Aus dieser Idee heraus sind übrigens die Judowettkämpfe zwischen Saint Mary und Montana entstanden. Die glücklicherweise etwas friedlicher ablaufen!«
    »Wenn ich es richtig sehe, wäre jetzt der geeignete Moment für eine kleine Besichtigungstour . . .«
    Sie überlegten kurz, ob sie bei ihrer Schule vorbeischauen sollten, die ganz in der Nähe lag. Aber was hätten sie wohl vorgefunden: einen Kartoffelacker? Einen Schweinestall? Also überließen sie lieber die alkoholisierten Anhänger von Montana und Saint Mary ihrem Schicksal und machten sich auf den Weg in die Barnboimstraße. Überrascht stellten sie fest, wie offen und frei das Stadtzentrum auf sie wirkte. Es gab nicht diesen erdrückenden Verkehr, die Kinder spielten auf der Straße mit Murmeln und Kreiseln, die Passanten blieben stehen, um sich zu begrüßen, man sah viel mehr Tiere – vor allem Vögel -, und Blumenduft erfüllte die Luft. Es war also doch möglich, in Saint Mary ohne DSL und ohne MP3-Player zu leben!
    Die Barnboimstraße selbst sah ebenfalls wesentlich einladender aus, als sie diese im Kopf hatten. Die Häuser erkannte man auf den ersten Blick wieder, allerdings waren ihre Fassaden längst noch nicht so abgeblättert, und auch die Gärten machten einen wesentlich gepflegteren Eindruck. Allgemein herrschte eine so natürliche und unbeschwerte Atmosphäre, wie Sam es nie für möglich gehalten hätte. Eine Ausnahme gab es leider doch: ausgerechnet das Haus, zu dem sie gehen wollten . . .
    Sie öffneten die Gittertür, die in den Angeln ächzte. Die Steinplatten waren von Unkraut überwuchert, und die Vortreppe verschwand fast völlig unter verbogenen Blechen und Eisenteilen. Einige Fensterscheiben waren zerbrochen, die Schindeln lösten sich von der Wand, die Wetterfahne hing traurig vom Dach . . .
    »Einen prima Gruselfilm

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