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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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könnte man hier drehen!«
    Sie arbeiteten sich zur Eingangstür vor, die nur leicht angelehnt war. Von Blumenduft und Vogelgezwitscher war hier überhaupt nichts mehr zu spüren, es roch nach Bier und vernachlässigten Toiletten.
    »Sieht aus, als hätten sie vergessen, die Putzfrau zu bezahlen!«
    Samuel ging zuerst hinein. Der große Raum, in dem sein Vater fünfundsiebzig Jahre später seine Bücherregale aufstellen würde, war übersät mit Holzsplittern, zerbrochenen Flaschen und alten Zigarettenkippen. Unter einem Fenster waren sogar Reste einer Feuerstelle auf dem Fußboden zu sehen, die Flammen hatten an der Wand und bis hinauf zur Decke schwarze Spuren hinterlassen.
    »Immerhin haben wir so weniger Probleme, als wenn das Haus bewohnt wäre«, versuchte Lili sich selbst Mut zu machen.
    Sie bahnten sich einen Weg zur Kellertreppe, kamen jedoch nicht weit: Auf der halbdunklen Treppe hockte nämlich eine Gruppe Jugendlicher, Zigaretten im Mundwinkel.
    »Du hattest recht, Bradley, wir haben Besuch.«
    Sie waren zu fünft oder zu sechst. Der Redner blies ihnen seinen Zigarettenqualm mitten ins Gesicht.
    »Sieh mal nach, ob da noch mehr kommen, Monk«, fügte er hinzu.
    Samuel lief es eiskalt über den Rücken. Der fette Monk, der ihn beim Judowettkampf beinahe zu Brei geschlagen hatte, war hier?
    Ein dürrer Junge stand mit gesenktem Blick auf und ging zum Eingang. Das sollte Monk sein?
    »Nichts in Sicht, Paxton«, verkündete er mit etwas müder Stimme, als er zurückkam.
    Paxton? Paxton war auch mit von der Partie? »Perfekt«, freute sich der, »dann können wir uns ja in Ruhe unterhalten. Los, alle nach oben!«
    Auf sein Zeichen hin umzingelten die anderen Sam und Lili und drängten sie Richtung Treppe.
    »Was glaubt ihr eigentlich, wo ihr seid?«, begann Sam. »Wir werden nirgendwohin mit euch gehen!«
    Paxton kam mit ausgestrecktem Zeigefinger auf fünf Zentimeter an ihn heran. Er war kleiner als sein Nachkomme – Alicias Jerry Paxton -, eine lange Kratzwunde zog sich quer über seine Stirn, von einem Eckzahn fehlten ihm zwei Drittel. Sam hatte das dumpfe Gefühl, dass sie beide keine Freunde werden würden . . .
    »Du bist hier auf meinem Territorium. Du tust, was ich dir sage, kapiert?«
    Lili warf ihrem Cousin einen flehenden Blick zu und schüttelte unmerklich den Kopf. Also fügte er sich und ließ sich widerstandslos ins obere Stockwerk führen, wo alles nach einer Hausbesetzung aussah: überall Matratzen auf dem Fußboden, haufenweise leere Flaschen und Abfälle .. . Das hier ist mein Haus, protestierte Sam im Stillen, ihr könntet euch ein bisschen mehr vorsehen!
    »Ihr seid aus Montana, was?«, bellte Paxton und ließ sich in einen ausgedienten Sessel fallen, während seine Helfershelfer die beiden Eindringlinge umstellten.
    »Falsch«, gab Sam zurück.
    »Auf jeden Fall seid ihr nicht aus Saint Mary . . .«
    Doch, du Schwachkopf, aber es würde zu lange dauern, dir das zu erklären.
    »Wir kommen gerade aus Chicago«, sagte er stattdessen nur. »Aus Chicago?«
    Ein Glitzern trat in die Augen von Jerry Paxtons Großvater. Vielleicht auch Großonkel? Auf jeden Fall schien die Dummheit in dieser Familie genetisch bedingt zu sein.
    »Für mich klingt Chicago noch schlimmer als Montana«, stellte er fest. »Von mir aus können all diese Angeber, die aus Chicago kommen, verrecken. Meint ihr nicht auch?«
    Der Rest der Bande lachte nur dümmlich.
    »Außerdem brauchen wir jemanden, um zu trainieren . . .«
    Ein beunruhigendes Schweigen folgte.
    »Trainieren, wofür?«, fragte Lili.
    »Mädchen haben die Klappe zu halten!«, brüllte Paxton. »Vor allem solche wie du, die noch am Rockzipfel ihrer Mama hängen! Die Hemden, Jungs!«
    Wie ein perfekt synchronisiertes Ballett ließen die fünf Schlägertypen ihre Hosenträger von den Schultern rutschen und zogen ihre Hemden aus. Paxton war in seinem Element.
    »Du auch«, fuhr er Sam an.
    »Was ist mit dem Mädchen?«, fragte Monk. »Besser, wenn sie nicht dabei ist, oder?«
    Paxton schien einen Moment zu schwanken.
    »Du wirst sentimental, Monk . . . Seit dein Alter tot ist und du dich um deinen kleinen Bruder kümmern musst, nicht wahr? Pass auf, dass du nicht völlig verweichlichst, alter Trottel... Schon gut, sperrt sie ein. Um die werde ich mich gleich kümmern.«
    Seine vermeintliche Großzügigkeit war nicht besonders ermutigend ... Monk-der-Magere packte Lili am Arm und zerrte sie in den Flur. Unterdessen hatten seine Kumpane ihre Hemden ausgezogen

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