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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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verraten?“
    „Henrika. Aber nenn mich Rika, das tun alle.“
    „Rika, ich bin Hedwig. Ich muss so schnell wie möglich nach Heidelberg und dort um Schutz und Recht ersuchen. Wo sind wir hier überhaupt?“
    „Gaiberg. Dies ist Bauer Schnabels Haus und Hof.“
    „Ihr könnt uns sicher den Weg weisen.“
    „Natürlich, doch wollen wir nicht zuerst nach dem Verwundeten sehen?“
    Wieder nickte Hedwig. „Vieles kann er selbst für sich tun, doch dafür braucht er warmes Wasser. Und Tücher. Und ich glaube, er muss einfach ein wenig ruhen.“
    „Dazu sollte er wohl ins Haus, was? Schafft er das? Ist er bei Bewusstsein?“ Rika sah nach oben.
    Hedwig folgte ihrem Blick. „Ja, ich denke schon.“
    „Und er ist wirklich nicht dein Buhle, wie die Männer behaupteten?“
    „Wirklich nicht, nein. Er wurde zufällig in die Sache hineingezogen. Mein Ehemann ist Knecht in der kurfürstlichen Kanzlei zu Heidelberg.“
    Rika sah sie an. „Warum hat man dich dann entführt? Ein Knecht ist nicht wohlhabend.“
    „Sieh Rika, genau deshalb muss ich schnellstmöglich nach Heidelberg zurück. Um es herauszufinden.“
    Rika gab einen Brummton von sich, fürs Erste schien sie’s zufrieden.
    Plötzlich schlug im Haus die Tür, die mürrische Stimme des Bauern schallte herüber. „Rika! Was treibst du nur so lange? Wird das heut noch was mit der Milch?“
    Rika witschte an Hedwig vorbei zur Kuh und schnappte sich den halbvollen Eimer. „Warte hier. Ich rede mit ihm.“ An der Scheunentür blieb sie noch einmal stehen und sah zu Hedwig zurück. „Obwohl …“
    „Rika!“
    „Ich komm schon!“, schrie Rika und öffnete die Tür. Sie deutete mit dem Kinn auf Juli. „Er hat was übrig für so kleine Würmchen. Vielleicht kommst du doch gleich mit.“
    Ohne viel nachzudenken, trat Hedwig hinter Rika. Sie ängstigte sich zwar vor der Schelte des Bauern, aber plötzlich dünkte es ihr tatsächlich weniger schrecklich, ihm sogleich zu begegnen, anstatt im Schober darauf zu warten, dass Rika zuerst mit ihm spräche. Also fasste sie sich ein Herz, drückte Juli fest an sich und folgte Rika hinaus in einen dunstigen Morgen.
    Zwischen Haus und Scheune war ein schmaler Pfad vom Schnee frei geräumt, Bauer Schnabel war bereits auf dem Weg herüber. Auf halber Strecke hielt er nun inne und starrte ihnen verdutzt entgegen.
    „Was zum Henker …“, fluchte er, doch Rika schnitt ihm das Wort ab.
    „Ein Notfall, Bauer! Das Weib braucht Hilfe!“
    „Wo kommt sie her?“, fragte der Mann verwirrt.
    „Na, von da!“ Rika deutete mit dem Kinn über die Schulter zurück zur Scheune.
    Sie langten bei ihm an.
    „Muss gleich noch mal rüber, bin noch nicht fertig“, bemerkte Rika. „Die da kam dazwischen.“ Wieder zeigte sie mit dem Kinn.
    Hedwig schluckte und wünschte einen Guten Morgen.
    „Hört Euch ihre Geschichte an, Bauer. Ist aufschlussreich!“ Aufmunternd nickte sie Hedwig zu.
    „Ich …“, stammelte Hedwig, die plötzlich nicht wusste, wo oder wie sie beginnen sollte. Sie hatte Rika alles erzählt, nun noch einmal zu berichten, schien über ihre Kräfte zu gehen. „Ich bin völlig ausgehungert. Seit Tagen irren wir durch den Wald. Endlich haben wir diesen Ort gefunden. Wir kamen in Eurer Scheune unter, verzeiht, doch sie war unsere Rettung.“
    „Ga!“, machte Juli, hopste in Hedwigs Arm auf und nieder und lächelte den fremden Mann an.
    Bauer Schnabel sah von Hedwig zu Juli. Auf sein kantiges Gesicht mit den auffallenden Wangenknochen, wie rote Äpfelchen so rund, flog ein munterer Ausdruck. Der Mann war bartlos und hatte eine schöne, gerade Nase. Sein Haar war über den Ohren geschnitten, rötlich braun lugte es unter einer flachen Kappe hervor, die vorne in einem runden Schild auslief, das wie ein Dächlein wirkte.
    „Und wer bist du denn?“, fragte er das Kind freundlich.
    „Ga!“, juchzte Juli.
    „Verzeiht, das ist meine Tochter Juli. Ich bin Hedwig Eichhorn aus Heidelberg.“
    In der Tür im Wohnhaus erschien ein Weib. Neugierig rief sie: „Was ist?“
    Der Bauer machte eine Geste über die Schulter zurück, die dem Weib gebot, nicht dazwischenzureden. Er trug einen wollenen Knierock, den eine Kordel um den kleinen vorstehenden Bauch zusammenhielt. Seine ebenfalls wollenen Hosen hatten einen lila Flickenbesatz auf dem rechten Knie, sie mündeten in hohen, ledernen Stiefeln. „Du hast also da drin geschlafen?“, sagte er und deutete zur Scheune.
    „Ja“, nickte Hedwig. „Ich erzählte es Rika bereits.

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