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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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hatte sie Ryss um Arm und Knie gewunden, nachdem sie beide Stellen zuvor gesäubert und noch einmal mit Salbe bestrichen hatte. Die Hausfrau war es auch gewesen, zusammen mit ihrem Mann, die ihm dafür Stiefel und Hosen auszog, worüber Hedwig erleichtert war. Seine Blöße hatte sie mit einer Decke verhüllt, die noch immer über ihm lag, weil das feuchte Tuch ums Knie sonst die Hose nässte. Seine und auch Hedwigs Stiefel standen zum Trocknen nahe der offenen Feuerstelle, sie beide trugen dicke wollene Socken von den Bauersleuten. Und in einem Topf über dem Feuer wurde erneut Wasser warm, damit würde sogleich nach dem Mahl ein Holunderblütenaufguss gemacht werden. Sie beide waren so lange im Kalten gewesen, es würde gegen eine mögliche Erkältung helfen, vor allem aber war es gut gegen Ryss’ Fieber. Das schien wirklich nicht besonders schlimm, er hatte nur eine leichte Röte im Gesicht und war bei Bewusstsein, aber sein Schwächegefühl und seine Hinfälligkeit waren augenscheinlich.
    Hedwig hörte Juli glücklich glucksen und drehte den Kopf. Drüben am Tisch saß des Bauern Haushalt. Schnabels Mädchen, Hedwig schätzte die drei zwischen fünf und zehn oder elf Jahren, beschäftigten sich mit ihrer Tochter, die in den Armen der Ältesten lag und vor sich hin brabbelte. Welch ein Glück hatte sie ein so aufgeschlossenes Kind, das keine Scheu vor fremden Menschen zu haben schien. Sie war im Warmen, sie war frisch gewickelt, sie konnte sich bewegen, und sie hatte Unterhaltung. Hedwig schmunzelte und wandte sich wieder Ryss zu. Der hatte kurz die Augen geschlossen, öffnete sie nun und sandte ihr einen erkenntlichen Blick. „Danke für Eure Fürsorge“, flüsterte er und wirkte dabei ein bisschen verlegen. Sie spürte dennoch sein Wohlbehagen, umsorgt und geborgen zu sein. Sie freute sich und merkte, wie ihr Wärme in die Wangen stieg.
    Während die Bäuerin sich um Ryss gekümmert und sie Juli frisch gemacht hatte, hatte Hedwig in raschen Worten erzählt, was geschehen war. Sie war zutiefst unsicher gewesen, ob sie das große Buch erwähnen sollte, wie von selbst aber war ihre Schilderung dann ohne es ausgefallen. Die Männer in der Hütte waren in Streit geraten, Ryss zufällig dazugestoßen und ebenfalls festgehalten worden. Warum, wisse sie nicht, das herauszufinden sei nun ihre Pflicht. Dass das Buch noch in der Scheune war, sagte sie nicht, wohl aber, dass ihre neuen Stiefel sowie Ryss’ Rucksack und Heilmittelkasten noch dort waren. Jetzt, da sie Ryss beim Essen half und darüber nachsann, schien es ihr richtig. Je weniger die guten Leute wussten, desto besser. Dann konnte man ihnen nichts abpressen. Und wenn sich Philipp wirklich schuldig gemacht hatte, war es auch besser, diese Sache nicht an die große Glocke zu hängen.
    „Ich sinne über das nach, was du berichtet hast, Hedwig“, sagte der Bauer vom Tisch her, und Hedwig sandte ihm einen kurzen Blick über die Schulter. „Wenn es wirklich die gleichen Männer sind, die hier vorsprachen, um nach euch zu forschen, sind es Spitzbuben, die dringlich dingfest gemacht werden müssen. Und der tapfere junge Mann muss es melden, denn womöglich liegen sie noch immer dort im Wald.“
    Dass es zu einem Kampf gekommen war, hatte sie natürlich sagen müssen, wie sonst hätte sich Ryss’ Wunde erklären lassen. Hedwig hatte gesagt, dass sie nicht wüssten, was mit den Männern wäre, sie hätten sich verborgen halten können und seien im Schutz der Dunkelheit weiter geflohen, bis sie die Scheune gefunden hatten. „Das scheint am Krebsbach gewesen zu sein“, hatte Bäuerin Schnabel erklärt. „In der Nähe vom Viehtriebhang lebt der alte Eideck. Der kommt einmal die Woche herunter nach Gaiberg. Sicher waren es seine Spuren, die ihr gesehen habt.“
    Der Bauer wirkte nachdenklich, wie Hedwig mit einem erneuten raschen Blick feststellte. Vielleicht dachte er, dass die Bösewichter noch einmal auftauchen könnten?
    „Ihr solltet deshalb wirklich schnell nach Heidelberg.“
    Vielleicht aber wollte er sie auch einfach nur loshaben und nicht in Schwierigkeiten kommen.
    „Am Mittag kommt Bert. Wie jeden Samstag fährt er meinen und seinen selbst gemachten Branntwein zum Bierhelder Hof. Er macht das stets am Nachmittag. Zecht dann dort, ist sich selbst der beste Kunde, bleibt über Nacht und fährt am nächsten Morgen mit was auch immer beladen wieder zurück. Auf seinem Fuhrwerk könnt ihr sicher mitfahren. Und vom Bierhelder Hof gelangt ihr am Sonntag

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