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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Arme in die Seiten, nahm sie wieder herunter. Hörte, wie Kilian sagte: „Das, was du unter deinem Umhang trugst.“
    Er nickte. „Du kamst. Ich hatte Angst, dass er in der Nähe steht und denkt, ich offenbare dir alles. Ich war … musste …“ Er schüttelte den Kopf. „Du bist schließlich gegangen, der Kerl kam, zwang mich zu einem abgelegenen Platz weiter oben im Kalten Tal. Dort besah er das Buch, gab mir Anweisung, es am übernächsten Tag wieder in Empfang zu nehmen und es zurückzubringen. Danach sollte ich Hedwig und Juli wiederbekommen.“ Er raufte sich das Haar. „Und dann schlug er mich zusammen, der Scheißhund, presste mir etwas aufs Gesicht, und mir schwanden die Sinne. Als ich wieder zu mir kam, lag ich wie ein Säufer im Schnee, die Nacht war vorangeschritten. Ich ging heim.“
    „Daher deine gelb geschwollene Fresse.“
    Er nickte zustimmend.
    „Du weißt natürlich nicht, wer er war, was?“
    „Nein.“
    „Was war es für ein Buch?“
    Philipp schwieg.
    Kilian wartete.
    „Ein altes Kopialbuch“, bekannte Philipp schließlich.
    „Ein Kopialbuch?“
    Philipp nickte.
    „Fürstliche Angelegenheiten?“
    „In dem Fall … Lehensbriefe.“
    Kilian stieß einen leisen Pfiff aus, sagte: „Lehenssachen? Ritterangelegenheiten?“
    „Er kam nicht zum Treffpunkt!“, sagte Philipp heiser. „Und als ich zurückkehrte zur Kanzlei, standen meine Schwiegereltern da. Und nun friere ich mir im Seltenleer den Arsch ab!“
    Kilian trat auf ihn zu. „Philipp, du musst das sagen!“
    „Ich habe einen Diebstahl begangen!“
    „Aber man zwang dich doch dazu! Und wer weiß, womöglich steckt eine Verschwörung hinter der Sache.“
    „Verschwörung?“
    „Kurfürst Friedrich reist in wenigen Wochen in die Oberpfalz. Hunderte Vasallen sind in der Stadt. Günstiger Augenblick für einen Anschlag.“
    „Ein Anschlag?“
    „Hast du daran denn gar nicht gedacht?“
    Etwas polterte, tobte, riss in Philipp, er packte Kilians Umhang, zerrte daran, rief: „Glaubst du denn, ich denke an
Friedrich
, wenn mein Weib und mein Kind in den Fängen eines Sauhunds sind, der ihnen etwas antut?! Glaubst du, ich könnte auch nur einen Augenblick lang an etwas anderes denken als daran, was Hedwig durchleidet? Bist du toll, Kilian?!“ Mit einem wütenden Stoß ließ er Kilian fahren, wandte sich ab. „Vielleicht sind sie längst tot“, flüsterte er. „Und ich werde hier drin verfaulen!“
    „Man lässt dich nicht verfaulen. Nicht mit dieser Geschichte!“
    „Vielleicht haben sie es längst selbst zurückgebracht, brauchen mich gar nicht mehr – und wer glaubt mir dann meine Geschichte, hä?“ Er fuhr herum, funkelte Kilian an.
    „Dennoch musst du den Diebstahl bekennen. Ich kann bezeugen, dass du mir davon erzähltest.“
    Was für ein Albtraum! Der Gedanke, dass das Buch längst wieder an seinem Platz war, machte die Schwärze in ihm nur noch schwärzer. Er wollte nicht daran denken. Nein. Sie brauchten ihn noch immer. Das war die einzige Möglichkeit, sie kamen nicht ohne ihn in die Kanzlei. Was, wenn doch? Wenn sie einen anderen bestochen, gepresst hatten? Doch was, wenn Hedwig ganz in der Nähe war, auf seine Hilfe hoffte, er sie nur suchen müsste? Alles ging durcheinander in seinem Kopf, da war dieser Gedanke, dann jener, er wurde irr daran!
    „Philipp! Erkläre, was geschah!“, drängte Kilian.
    „Hilf mir hier raus!“
    „Was?! Bist du toll geworden?“
    „Ich werde hier nicht tatenlos sitzen und … und …“
    „Aber du weißt, dass das unmöglich ist, wie sollte ich das bewerkstelligen, und zudem: Was würdest du
tun
wollen?“ Kilian starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    „Bestich den Wärter.“
    „Philipp, du bist toll geworden!“
    „Ich muss sie suchen.“
    „Und wo willst du suchen? Sei vernünftig!“
    „Während ich hier verschimmle, braucht sie meine Hilfe!“
    Kilian kam heran, rüttelte ihn an der Schulter. „Wenn du willst, gehe ich noch heute zu Biber. Ich geh zu Culmann. Ich geh, wohin du willst, Philipp. Je eher sie hören, was geschah, desto besser.“
    „Du hast nur deinen Scheißhof, deinen Scheißfürsten im Hirn! Was ist mit meinem Weib? Mit mir?“
    „Du bist ein Idiot! Ich versuche dir zu helfen!“
    „Dann hilf mir hier raus!“
    „Komm doch zur Besinnung! Glaubst du nicht, eine Flucht läse man als Schuldbekenntnis deinerseits? Und mich würde man so lange peinlich verhören, bis ich bekenne, mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie du dein Weib

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