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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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beiläufig. „Die Gegenleistung für meinen
Gefallen
?“
    Rotnases Faust schnellte nach vorne, traf ihn hart am Kinn, sein Kopf flog zur Seite, er taumelte rückwärts. Ein erstickter Aufschrei des Mädchens. Ryss spuckte auf den Boden, hielt sich den Kiefer, nickte. „Verstanden“, murmelte er. „Ihr seid gerade nicht so gut bei Kasse, um zu bezahlen mich. Ich habe Verständnis.“
    Rotnase packte ihn am Brusteinschnitt seines schwarzen Überhemds.
    „Du – quatschst – mich – nicht – dumm, Windhund!“
    Beschwichtigend hob Ryss beide Arme.
    Rotnase ließ ihn los.
    „Genug jetzt!“, befahl der andere. Er hatte nahe der Feuerstelle herumgekramt, jetzt legte er ein großes Buch auf einen Baumstumpf und winkte ihn heran. Er schlug das Buch auf, blätterte zu einer Seite weiter und zeigte darauf. Ryss konnte die Schrift im schwachen Feuerschein kaum erkennen. Auch um welche Art Buch es sich handelte, vermochte er nicht zu sagen. Von der Größe her allerdings schien es nichts Alltägliches zu beinhalten.
    „Ein Radiermesser stellen wir. Du musst mit äußerster Umsicht vorgehen. Hernach wird eine Behandlung erforderlich sein, die das Papier glättet, es in eine Art, sagen wir, jungfräulichen Zustand versetzt.“ Der Schmallippige grinste tatsächlich anrüchig. „Wir haben dafür vorgesorgt.“ Er wies auf Ryss’ am Boden verstreute Habseligkeiten. „Aber sicher findet sich zudem in deinem Zauberkasten Geeignetes.“
    „Ich bin Krämer, kein Alchemist!“, widersprach Ryss und bereute es sofort, da Rotnase drohend an seine Seite trat.
    „Schon gut!“, wehrte er ab. „Gestattet eine Frage mir?“
    Die beiden verständigten sich einmal mehr mit Blicken, und Ryss, bemüht, dass es nicht wieder wie eben mit ihm durchging, sagte: „Ich nehme an, ich kann ziehen meiner Wege, wenn meine Aufgabe ist erfüllt?“
    „Du wirst so lange bei uns bleiben, wie wir dich brauchen. Danach kannst du gehen“, bestimmte der Braunhaarige.
    Ryss verneigte sich. Sie werden den Teufel tun und mich ziehen lassen, dachte er.
    Da begann der Säugling zu keckern und Rotnase fuhr zornig herum. „Wenn das wieder losgeht, werf ich es ins Feuer!“
    Sie sahen alle drei zu dem Mädchen hin, das aufschluchzte und eilig das Kind zu beruhigen suchte. Hastig schnürte sie ihre Kleidung auf und begann, es zu stillen. Ryss kaute seine Unterlippe.
Damo
!, wo war er da nur hineingeraten?

Elf
    Der erste Glockenton von Heiliggeist hallte über den Marktplatz, weitere folgten, es schlug Mittag. Philipp lehnte an der Rathausmauer. Er hatte das rechte Bein angewinkelt und stützte den Fuß am Mauerwerk ab. Über seinem Kopf stoben laut flatternd die Tauben vom Balkon auf, der über die gesamte Stirnseite des Rathauses verlief. Benommen starrte er auf das Gewirr aus Schragentischen, Menschen, Hunden und Hühnern vor sich. Er gewahrte den langen braunen Mantel einer Bürgersfrau am Stand eines Goldschmieds, die Puffärmel, den hohen Kragen, der in die Halskrause mündete, die Kinn und Haaransatz im Nacken bedeckte. Er sah die rote Feder auf ihrem kleinen Barett bei jeder Bewegung ihres Kopfes wedeln. Wie konnte sie nur so sorglos um eine Kette feilschen, wo seine Welt doch aus den Angeln gehoben war? Wie konnte nur alles den gewohnten Gang gehen, wie konnte der Metzger so gleichgültig wie eh und je Schweinehälften in Stücke hacken, wie der Kammmacher so selbstverständlich am Horn herumfeilen? Er hatte ein solches Mühlrad im Kopf! Zu seiner Angst und Sorge um Hedwig und Juli kam die Wut darüber, was vorhin in der Kanzlei vorgefallen war. Er legte den Arm vor den schmerzenden Magen, fühlte sich noch ohnmächtiger. Er hatte sich gezwungen, seine Aufgaben mit dem gewohnten Fleiß zu verrichten, doch als wäre die ständige Besorgnis nicht genug, dass man das Fehlen des Kopialbuches entdecken könnte oder man ihn bei der morgigen Rückgabe des Buches ertappen würde, hatte ihn auch noch Nickel übel zugerichtet. Wieder sah er vor sich, wie dieser Teufelsbraten mit dem Besen auf ihn zukam, ihm den Stiel so hart in die Magengrube stieß, dass er einknickte.
    „Scheißhaufen!“, zischte Nickel. „Du widersetzt dich nicht noch einmal meiner Anordnung!“ Rasch und zackig schlug Nickel ihm die Faust ins Gesicht. Philipp wankte, er war darauf nicht gefasst gewesen. Und noch ehe er sich wehren konnte, kam der zweite Schlag, der dritte. Philipp ging in die Knie, rang nach Luft. Nickel zog ihn hoch, stieß ihm den Besen vor die Brust.

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