Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
Vom Netzwerk:
Schilde.“
    Wie der stank! Ryss machte einen Schritt von ihm weg. „Bitte“, sagte er beleidigt, „lasst es, wenn Ihr nicht traut mir.“ Stolz reckte er die Schultern und raunte gelassen: „Eure Sache, wenn Ihr haben wollt Schmerzen beim Wasserlassen.“
    Rotnases Argwohn wich nicht, aber er schaute anders. Aufgerüttelt.
    Ryss zuckte die Schultern. „Ich habe nun mal alles hier, da kann ich es genauso gut geben Euch. Und zwar
nicht

einfach

so
.“ Er äffte ihn nach, verzog verächtlich das Gesicht. „Ich will durchaus etwas dafür: meine Hilfe gegen meine Freiheit.“
    Und als Rotnase ihn noch immer nur anglotzte, setzte er hinzu: „Das ist der Handel. Ihr bekommt Hilfliches für
zweierlei
– ich kann gehen. Zumal Ihr das habt zugesagt.“
    Rotnases Anspannung löste sich endlich. Rasselnd lachte er.
    Ryss verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
    „Fuchsschlau und gewitzt, Milchgesicht.“
    „Und?“, machte Ryss herablassend. „Steht unser Handel?“
    Rotnase griff sich in den Ziegenbart, zog nachdenklich daran. Schließlich fragte er: „Du hast also hilfreiche Kräuter?“
    Ryss nickte nur.
    Rotnase spuckte aus. „Ich werde zusehen. Und du wirst zuerst davon saufen.“
    „Alles, was ist gut für die Blase, beginnt auch mit einem B. B wie Blase.“ Ryss deutete auf die getrockneten Kräuter, die er auf einem der Flugblätter zu kleinen Häufchen angeordnet hatte. Rotnase und er saßen sich am Boden gegenüber und besahen das Gemengsel zwischen sich. „Bärentraube, Blätter und Harz der Birke, sie entwässern und helfen gegen Nierensteine. Wenn Ihr schon habt welche, sie werden herausgeschwemmt. Habt ihr?“ Ryss hob den Kopf und sah Rotnase an.
    Der glotzte verständnislos zurück.
    „Ist blutig Euer Pisse?“, raunte Ryss.
    Rotnase schüttelte den Kopf.
    „Gleichwohl, ist gut auch vorbeugend. Hier die getrocknete Wurzel der Zaunwinde, ebenso harntreibend. Das wir tun zusammen mit den anderen Zutaten in den Topf.“ Er zog die Augenbrauen in die Höhe und nickte ermunternd, damit Rotnase begriff, dass nun die Männlichkeitshelfer dran waren. Der Reihe nach zeigte er auf alles, was er benannte: „Ein Stückchen Ingwer aus der Apotheke.“ Er senkte verschwörerisch die Stimme: „Ein Hahnenkralle. Ein Stück Hirschgeweih – von jungem, brünstigem Hirsch, Ihr versteht.“
    Ryss wusste: Er hatte ihn längst. Rotnase nickte benommen. Ryss ermunterte ihn, die Häufchen eigenhändig in den Topf mit dem blubbernden Wasser zu geben. Folgsam tat Rotnase es, fragte aber dennoch ungläubig: „Das muss alles da rein? Das ganze Zeug?“
    Ryss antwortete wohlgemut: „Oh ja! Viel hilft viel!“ Er zeigte mit dem Kinn Richtung Topf. „All das nun köchelt zu einem Aufguss.“ Und er schwatzte weiter, als gälte es sein Leben – was es genau genommen auch tat. „Wenn es ist fertig und abgekühlt, wir geben hinzu Bibernellentinktur. Sie ist gut bei Vergiftung und nimmt aus dem Leib alle Unsauberkeit. Es fühlt sich an, als wärt Ihr unsauber, es schmerzt, nicht wahr, es drückt und zwackt.“ Als der Mann verblüfft nickte und den Mund öffnete, gebot er ihm mit einer Geste Einhalt. „Das Wichtigste aber ist Bittermandelöl. Es wird gepresst aus den Samen, es treibt das Wasser. Wundert Euch nicht, wenn Beschwerden zunächst werden stärker, ich sage das gleich dazu, es ist altbekannt, dass es schlimmer wird erst einmal, um sich zu bessern hernach. Hier, riecht.“
    Folgsam hielt der Kerl seinen roten Zinken an das Fläschchen. „Das stinkt ja erbärmlich!“
    Erneut senkte Ryss die Stimme: „Üble Dämonen werden verjagt durch übel riechende Stoffe. Dem Dämon in Eurer Blase wird das machen den Garaus. Auch davon wir geben später in den Sud. Glaubt mir, nur wenige Tropfen vertreiben die stinkenden Ausgeburten der Hölle.“ Ryss stemmte die Hände in die Leisten. „Und als Dreingabe hier noch mein wirksamstes Mittel für Eure Manneskraft.“ Mit großem Getue fischte er aus seinem Holzkasten ein kleines Glasfläschchen. „Bernsteinelixier!“, verkündete er, als wäre seine Stimme eine Fanfare.
    Rotnase glotzte auf den winzigen Bernstein in klarer Flüssigkeit. „Es hilft bei Entzündungen aller Art – vor allem aber …!“ Ryss fasste sich kraftvoll an den Schwanz und rüttelte ihn. „Es wirkt Wunder!“
    Der Aufguss brodelte im Topf, Ryss war’s zufrieden. Jetzt musste Rotnase das Zeug nur noch saufen.
    „Ihr trinkt heute Abend. Dann morgen früh, auf nüchternen Magen,

Weitere Kostenlose Bücher