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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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dir Milchgesicht
nicht
vertraue.“
    „Was kann ich schon antun Euch? Ich kenne Euch nicht, bin Euch nie begegnet, ziehe meiner Wege, die mich führen wer weiß wohin.“
    „Und wer weiß, wer dir dort Fragen stellt.“
    „Man hat nicht auf alles eine Antwort.“
    „Schlaufuchs“, zischelte Rotnase.
    „Ihr enttäuscht mich. Ich dachte, wir haben einen Handel unter Ehrenmännern.“
    „Ehrenmänner. Das gefällt mir.“ Widerwärtiges Lachen.
    „Ehrenmänner halten ihr Wort.“
    „Du kannst morgen gehen, wenn mein Vetter das Ergebnis deiner Arbeit gesehen hat und zufrieden ist.“
    Das klang zwar einerseits nicht gut – andererseits doch. Denn Rotnase sprach es mit schwerer Zunge.
    „Morgen also. Abgemacht?“
    „Si…cher.“
    „Auf Ehre?“
    „Auf Eh… – Mir wird so …“
    „Was sagt Ihr?“
    Rotnases Maul klappte ihm auf, sein Kopf fiel nach vorne auf die Brust.
    „Keine Sorge, das ist nur zu Beginn so, gleich Ihr werdet einherhüpfen putzmunter und geil wie Pan.“
    Keine Antwort.
    „Hört Ihr mich?“
    Keine Antwort.
    Ryss lächelte. Sein Herzschlag verlangsamte sich.
    Dann stand er auf.
    Er trat vor Rotnase hin, beugte sich zu ihm hinab und raunte: „So viel zu
meinem
Vertrauen in
Euch
.“ Dann zog er ihm vorsichtig das Schwert aus der Scheide und lehnte es neben die Hüttentür. Dabei sah er zu dem Mädchen hin. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Stotterte: „Ihr werdet Euch davonmachen, nicht wahr?“ Sie schnellte hoch.
    Myn diawl
, und nun?
    Sein Rucksack war gepackt. Er band sein schwarzes Buch am Oberschenkel fest.
    „Ihr könnt mich nicht allein hier zurücklassen!“
    Ryss knotete die schwarzledernen Beutelchen – Münzen, Feuerstein, Schlagstahl und Zunder – an den Gürtel.
    „Nehmt mich mit, ich bitte Euch!“, flehte sie.
    Er setzte den Rucksack auf und legte den Umhang um.
    Sie stellte sich ihm in den Weg. Das Kind im Tragetuch auf der Brust. Stiefel in der Hand. „Ich gehe mit Euch!“, bestimmte sie.
    „Was, wenn ich Euch aber nicht will dabeihaben?“
    „Ihr könnt doch nicht so herzlos sein und mich hier zurücklassen! Ihr wisst, was er tun wird, wenn er erwacht.“ Ihre Augen weiteten sich von Neuem. „Oder ist er tot?“
    Sie warf einen raschen Blick über die Schulter. Dabei schien ihr ein Gedanke zu kommen, denn sie sah wieder zu ihm und biss sich auf die Unterlippe. Dann schlich sie zögerlich an Rotnase vorbei auf den Baumstumpf zu und langte nach dem großen Buch, das darauf lag. Vorsichtig, wie um einen schlafenden Hund nicht zu wecken, huschte sie mit ihrer Last an ihrem Peiniger vorbei und trat vor Ryss hin. Sah ihn an mit Augen, in denen Furcht und Entschlossenheit zugleich standen. „Es wird vielleicht von Nutzen sein, das Buch. Und ich falle Euch ganz sicher nicht lange zur Last“, sagte sie.
    Sie klang entschlossen, diese junge Frau, aber am unterdrückten Zittern in ihrer Stimme hörte er ihre Angst.
    Nein, er war nicht herzlos.

Vierzehn
    Hedwig konnte kaum fassen, wie sich die Gegebenheiten plötzlich gewandelt hatten. Sie war dieser grässlichen Hütte entronnen! Sie taumelte hinter dem Fremden her durch den Schnee, mühte sich mit dem schweren Buch, ihren Stiefeln, Juli. Sie heftete den Blick auf seine schwarze Erscheinung, dann wieder auf den Schnee unter ihren Füßen. Sie waren entkommen, aber die Angst nahm es ihr nicht. Sie wusste zwar nicht, was ihr Retter mit dem grauenvollen Rothaarigen angestellt hatte, ahnte aber, dass er ihm nichts gegeben haben konnte, was ihn tötete. Immerhin hatte er selbst von dem Gebräu getrunken. Und
er
war nicht benommen zu Boden gesunken. War er doch ein Zauberer? Er war so undurchsichtig. So fremd obendrein. Und er sah so unförmig aus mit diesem großen Rucksack unter seinem Umhang. Sie dachte an sein verschlungenes Gerede in der Hütte, das einen ganz dumm im Kopf gemacht hatte. Sie dachte daran, dass er bereit gewesen war, sie dem Widerling zu überlassen. Und nun hatte er sie doch mitgenommen. Wenn auch nicht gern. Sie war eine Last für ihn. Die unzähligen Fragen, dazu Sorge, Müdigkeit und schmerzende Glieder, der Hunger, der Durst, sie mischten sich zu einem heillosen Durcheinander, das sie unsagbar erschöpfte. Sie wollte nur noch heim. Zurück zu Philipp. Was er wohl dachte? Meinte er, sie sei weggelaufen? Oh Philipp, mein Herz! Wie sollte sie ihm erzählen, was der Widerling mit ihr getan hatte? Sie schämte sich entsetzlich, obwohl es nicht ihre Schuld war. Dumpf pochte die Scham in

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