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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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trotz seiner schwarzwollenen Pulswärmer kalt war, ahnte sie, dass die Beklommenheit sich aus der Vorstellung speiste, dass sich so einer mühelos an einen heranschleichen konnte. Doch wenn sie nicht an die Gefahr dachte, dann konnte sie den Schutz sehen, den ein solch vorsichtiges Gebaren bot. Und als sie zu ihm auf den Findling kletterte, hörte sie ihn doch leise keuchen, während er sich umschaute. Auch Hedwig blickte umher. Linker Hand setzten sich die Felsen fort, rechter Hand fiel das Gelände leicht ab. Es ging tatsächlich hinunter. Allerdings hatten sie sich deutlich in unwegsame Gründe verstrickt. Ryss stützte sich mit den Händen ab und rutschte auf dem Hintern den Felsen hinunter. „Werft mir zu die Stiefel!“, rief er leise.
    Sie tat, was er gesagt hatte. Unten stand er mit ausgestrecktem Arm, um sie aufzufangen, was nicht nötig war, da sie es ihm gleichtat und auf dem Hintern hinunterrutschte. Sie staksten weiter, darauf bedacht, abwärtszugehen, doch mühten sie sich eher wie Wellen – einmal auf, dann ab. Und die Felsen wurden nicht weniger, im Gegenteil. Auch der Schnee war nicht ebenmäßig. Hier verweht, dort von Tierspuren durchfurcht. Ungleiche Haufen da, wo er von Ästen herunter und auf anderen Schnee oder einen Felsen gefallen war. Sie bogen um eine Kehre, und links türmte sich ein Berg aus Stein auf. Ryss blieb stehen und schaute empor. „Oben scheint zu sein eine Höhle.“ Hedwig folgte mit den Augen seinem ausgestreckten Arm und sah eine Öffnung dunkel klaffen, vielleicht zwanzig Schritt oberhalb des Grundes, auf dem sie standen. Wie grauweiße Kugeln, Knäuel und Bälle lagen die Felsen aufeinander, ließen Freiräume dazwischen, kleinere, größere. Ryss legte das Buch ab, bettete Umhang und Rucksack daneben und sagte: „Ich schaue.“ Schon suchte er eine geeignete Stelle, um hinaufzuklettern. Behände wie schon zuvor bestieg er die Felsen, verschwand schließlich in dem dunkel gähnenden Zwischenraum. Hedwig stapfte ein wenig umher, um einen möglichen Weg zu erkunden. Nach wenigen Schritten stellte sie fest, dass es rechter Hand weiter sanft abwärtsging. Ein Pfad war keineswegs auszumachen, doch wenn sie sich wie bisher zwischen dem Gestrüpp durchzwängten, könnten sie durchaus irgendwo unten ankommen. Sie ging zurück, erreichte das am Boden liegende Bündel in dem Augenblick, als Ryss herunterzuklettern begann. Das letzte Stück hüpfte er, trat schnell atmend an sie heran. Er stemmte den Arm in die Seite, deutete mit dem anderen hinauf und sah nach oben. „Überhängende Felsen bilden einen Hohlraum. Gut zwanzig Schritt tief.“ Er blickte sie an. „Mir kam ein Gedanke. Ihr harrt aus oben mit dem Gepäck. Ich schaue, ob nahe wir sind einem Gehöft. Wenn ja, ich hole Euch.“
    „Aber …“
    „Es ist leichter Klettern ohne Lasten. Bei Gefahr ich bin schneller und kann rasch kommen zurück.“
    Hedwig biss sich auf die Unterlippe. „Ich gehe mit Euch.“
    „Es ist vernünftiger, wie ich sage es.“
    „Was ist, wenn Euch etwas zustößt? Gott bewahre, dann sitze ich hier, mit Kind und Buch und allem.“ Sie deutete auf das schwarze Bündel am Boden. „Euren Rucksack kann ich unmöglich auch noch tragen.“
    „Ich bin vorsichtig.“
    „Und was nützte Euch Eure Vorsicht bei der Hütte? Ihr wurdet entdeckt und gefangen genommen.“ Hedwig zog eine Schnute und sah ihn herausfordernd an. Er holte Luft, um etwas zu entgegnen, doch sie kam ihm zuvor und sagte: „Ich komme mit. Ich bleibe hier nicht allein, voller Angst, ob Ihr zurückkehrt oder nicht!“
    „
O’r Mawredd
!“, tönte er.
    „Ich komme trotzdem mit!“
    Überrascht starrte er sie an.
    „Maid Hedwig“, begann er sacht, „es ist dumm, mitzunehmen Euch und den Säugling.“
    Sie stemmte die Arme in die Seiten.
    Er seufzte und zuckte die Schultern. „Wir
das
lassen hier.“ Er deutete auf die Stiefel, das Buch. Er ging neben seinem Rucksack in die Hocke und begann, Dinge aus dem Kasten in den Sack und aus dem Sack in den Kasten zu packen. Schließlich stand er auf und sagte: „Ich bringe nach oben all das.“
    Hedwig sagte nichts mehr und sah ihm zu.
    Als er das letzte Mal herabkletterte, bellte der Hund. Nah.
    Sie sahen sich an.
    Ryss nickte, als Zeichen weiterzugehen.
    Vorsichtig stapfte sie hinter ihm her. Sie stützte sich an Baumstämme, um nicht auszurutschen, da sie abwärts strebten.
    Im gleichen Augenblick, da er stehen blieb, sah sie zwischen den Stämmen ein Gehöft. Ein Steinhaus,

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