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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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strohgedeckt, daneben ein Stall, ein Misthaufen, ein kleiner Schuppen. Er drehte sich zu ihr um, lächelnd. Es war nicht das Lächeln desjenigen, der frohlockte, weil er recht behalten hatte. Es war ein erlöstes, tröstendes Lächeln, eines, das Hoffnung auf Hilfe verkündete.
    Er reichte ihr die Hand, weil es steil hinunterging. Sie ergriff sie, glitt, stolperte abwärts. Dann blieb er stehen. Sanft prallte sie in ihn hinein, sodass er zwei Schritte nach unten taumelte, ehe er sich wieder fing. Schnee rutschte unter ihren Füßen den Hang hinab. Hier kamen sie nicht weiter. Haus und Hof lagen etwa fünf Ruten unterhalb von ihnen, doch an dieser Stelle fiel der Hang zu steil ab, um einfach hinunterzuklettern. Ryss wandte sich nach rechts, um eine Möglichkeit zum Abstieg zu finden. Dicht hinter ihm stakste sie abwärts. Dann sah sie den Jungen, etwa halbarmgroß von hier. Er kam rechter Hand auf einem Weg daher, der aus dem Wald auf das Haus zuführte. Er war jünger als sie selbst, mochte vielleicht vierzehn sein, und er trug einen Tragekorb geschultert, in dem sich mit Sicherheit gesammeltes Holz befand. Um ihn her sprang munter ein brauner Hund und bellte, bis der Junge lachend einen Stock warf, dem er hinterherjagen konnte. Wieder sah Ryss zu ihr zurück, lächelte sein Freuden-Lächeln, in dem nun doch etwas Stolz glomm. Sie erwiderte es, folgte dann den Sprüngen des Hundes mit den Augen und erkannte, dass der Weg am Haus vorbei führte und sich linker Hand nach einigen Ruten wieder im Wald verlor. Dann stockte ihr das Herz.
    Der Waldweg spuckte zwei Reiter in dunklen Umhängen aus. Unter einem breitrandigen, rotbraunen Hut, an dem eine Hahnenfeder steckte, lugten halblange rote Fransen hervor. Der zweite Reiter war barhäuptig, hatte sehr kurz geschorenes braunes Haar. Zügig hielten die beiden auf das Haus zu. Erschrocken fasste Hedwig Ryss am Arm.
    „
Damo
!“, fluchte er leise, warf ihr einen raschen Blick zu, presste enttäuscht und wütend die Lippen aufeinander.
    Hedwig kämpfte mit den Tränen. Sie hatten endlich ein Haus gefunden, hatten endlich, nach einer Nacht und einem halben Tag voller Angst, Sorge, Kälte und Hunger Hoffnung gehegt. Und nun das!
    Der Hund rannte bellend auf die Reiter zu. Zusammen mit dem Jungen erreichten sie die Tür des Hauses, die sich sogleich öffnete. Ein Mann trat heraus. Deutlich erkannte Hedwig die Vorsicht in seiner Haltung, das Misstrauen.
    Sie nahm Juli in Augenschein, sie schlief. Ryss ging in die Hocke und bedeutete ihr, es ihm gleichzutun. Sie kauerten hinter einer Verwehung und hörten, wie sich die Leute am Haus begrüßten. Hinter dem Mann erschien ein Weib, mit einer Geste befahl sie den Jungen zu sich. Er lehnte den Korb an die Hauswand und stellte sich vor seine Mutter. Diese legte ihm die Hände auf die Schultern und hörte mit ebenso misstrauischer Miene zu, was der Mann mit den kurzen dunklen Haaren sagte, während der Hund noch immer um die Reiter herumtollte und ein ums andere Mal kläffte. Satzfetzen wurden vom Wind zu ihnen getragen.
    „… als Ehepaar … nicht ehrbar … Säugling … Hilfe betteln … jung, ansehnlich, braunes Haar.“
    „… unheimlicher Kerl, dem Teufel ähnlicher als einem Menschen!“, posaunte der mit dem roten Haar. „Kleidet sich gänzlich in Schwarz … könnt Ihr sehen, dass er es mit dem Leibhaftigen hält … angeblich Heilmittel, hütet Euch … Vetter hustete gelben Seim und verreckte schreiend, nachdem er ihm ein Mittel gegen Blasenleiden abkaufte.“ Er schüttelte bekümmert den Kopf. „Eine Qual.“
    Das Weib bekreuzigte sich.
    „Betrüger also?“, sagte der Mann.
    Der Dunkelhaarige nickte. „Sehr gefährlich. Haltet sie fest.“
    „… Belohnung“, fügte der andere an. „Fünf Hühner, fünf Gulden.“
    „Mit fürstlicher Weisung, sagt Ihr? Warum tragt Ihr dann nicht die fürstlichen Farben?“, fragte der Bauer.
    Hahnenfeder beugte sich im Sattel vor. „… nicht um Dinge, die Ihr nicht versteht. Bestellt Euren Boden. Wir regieren“, donnerte er.
    „Du, Junge!“, knurrte der andere. „Bemerktest du etwas?“
    Der Junge schüttelte den Kopf. Seine Mutter presste ihn fester an sich.
    „… durchsuchen“, sagte der Dunkelhaarige. „Möglich, sie schlupften ohne Euer Wissen unter.“ Er nickte zu den Stallungen hinüber. Der Rothaarige saß ab. Ryss stöhnte leise. Hedwig sah das Nicken, mit dem der Dunkelhaarige seinen Kumpan ins Haus befahl, während er sich anschickte, zu den Ställen

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