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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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seinen Räten gab es etliche, die nicht zuletzt deswegen zu Ansehen, Ehre und Gütern gelangt waren, weil man sie seinesgleichen wegnahm! Und dann war da noch die Sache mit den Rittermatrikeln. Als man sich vor fünf Jahren entschloss, sich gegen die Nadelstiche des Pfalzgrafen Johann Casimir zur Wehr zu setzen und den Kaiser um Hilfe anrief, ordnete dieser eine Besitzaufstellung an. War zwar die Offenlegung des gesamten Besitzes wenig erquicklich – es bestand die Gefahr einer erhöhten Steuerlast gegenüber dem Kaiser, wenn der erst sah, was einem alles gehörte und zufloss –, schützte andererseits jedoch die Eintragung in die Matrikel die ritterschaftlichen Güter vor Entfremdung und Vergabe an gelehrte Räte, die den Kurfürsten bereitwillig als ihren Lehens- und Landesherrn anerkannten, wie der es wollte. Also hatte auch er seinerzeit zugestimmt, eine Auflistung zu machen. Widerwillig. Doch glücklicherweise ging es in dieser Sache im gesamten Ritterkreis langsam voran. Und nach Johann Casimirs Tod vor drei Jahren war auch erst einmal keine Notwendigkeit mehr gewesen, die Nennung voranzutreiben. Doch nun war man auf ihn zugekommen. Man wisse nicht, wie sich die Politik entwickle, die neuen Männer in der Regierung hätten sich durchgesetzt, der junge Fürst reise für längere Zeit in die Oberpfalz, man bat ihn, seine Aufstellung abzuliefern. Deshalb also schlug er sich fernab seines Hauses Nächte in der Kälte um die Ohren. Roth hatte ihn drauf gebracht. Sein Vetter hatte dazu gedrängt, das alte Familienlehen, das schon unter Friedrich III. ein Streitfall gewesen war, aus dem kurpfälzischen Lehenbuch zu streichen. Es war das Erbe seines Oheims, des älteren Bruders seines Vaters, das 1565 an den Fürsten heimzufallen drohte, als der Oheim kinderlos gestorben war. Die Bedingungen, die die Kurpfalz seinerzeit gestellt hatte, damit das Lehen in Familienhand blieb, waren unannehmbar gewesen. Die Burg und die dazugehörige Stadt, das Dorf Gaßbach, günstig für die Zolleinnahmen gelegen, dazu das Viertel am Schloss Saltzhofen bei Bretten – einträglich, wenn auch rückläufig in den letzten Jahren durch schlechte Ernten. Auch damals hatte der Kaiser eingegriffen und dem Kurfürsten befohlen, es beim alten Herkommen zu belassen. Die bisher zur Ritterschaft gehörigen Güter sollten dort bleiben. Widerwillig hatte Friedrich III. sich gefügt. Das Lehen war auf seinen Vater übertragen worden. Aber immer wieder hatte der sich gegen den Fürstenfurzlecker Hans Philipp von Landschad zur Wehr setzen müssen, seinerzeit Faut zu Bretten und Friedrich III. treu ergeben. In dem Viertel, das ihnen von Saltzhofen gehörte, war Vater Amtmann gewesen. Der ständige Ärger mit dem Landschad um kurfürstliche Ansprüche, um Geleitsdienste oder die Einforderung des Zehnten, auch von
ihrem
Viertel der Burg, hatten ihn mürbe gemacht. Dann hatte man ihn seines Amtes entsetzt, was seinen Untergang heraufbeschwor. Bei Licht besehen ging es also auch darum, Vaters Tod zu rächen, wenn er das Lehen ein für alle Mal aus den Pfälzer Akten löschte – und es als Eigenbesitz anzeigte.
    „Du sagst nichts, Vetter? Dich überkommt doch nicht wieder Melancholie?“, riss ihn Roths Stimme aus seinen Gedanken.
    „
Du
bist dem Pillendreher auf den Leim gegangen. Hör auf, dich wie ein Scheißelecker zu gebärden! Diese Mundsüße steht dir nicht!“
    „Gemach, mein lieber Vetter, gemach.“
    „Was ist, wenn die beiden sich getrennt haben?“
    Roth runzelte die Stirn. „Einem Strauchdieb wie dem wär’s zuzutrauen, dass er die Kleine allein lässt.“ Er schüttelte den Kopf. „Denken wir’s durch: Wahrscheinlicher ist, dass sie bis Heidelberg zusammenbleiben. Eitelfritz und ich müssen sie unweigerlich irgendwo auf der Strecke dorthin auflesen. Den Quacksalber mach ich an Ort und Stelle kalt, das Mädchen nehmen wir mit, wie ursprünglich vorgehabt. Sollte sie allein sein, weil er sich aus dem Staub gemacht hat, hat sie sicher das Buch. Denn was sollte der Quacksalber damit? Dann bringen wir unser Vorhaben zu Ende. Vielleicht läuft er mir noch einmal über die Füße – und wenn nicht …“ Er zuckte die Schultern. „Wichtiger ist der Knecht. Deshalb ist es am besten, du reitest sofort nach Heidelberg. Das Jüngelchen dürfte inzwischen fast närrisch sein, weil du nicht aufgetaucht bist. Ihn gilt es ruhigzustellen, bevor Unrast und Angst ihn singen lassen. Sag ihm, es gab eine Verzögerung, das Mädchen kommt am Abend. Es

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