Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Ein Taxi! Vorzugsweise eines, das er anhalten konnte, bevor die Sunflower Girls ihn schnappten.
Normalerweise waren die Straßen von Santa Mondega voller Taxis, also scannte Sanchez den Verkehr, während er weiterrannte. Nur leider gab es gar keinen Verkehr. Weit und breit war kein einziges Auto zu sehen. Der Schnee hatte dazu geführt, dass die Bewohner sich in ihren Häusern verbarrikadierten.
Sanchez traf eine Blitzentscheidung. Vor ihm ging es links weg in eine etwas belebtere Gegend. Weil er auf dem vereisten Bürgersteig nicht mehr rechtzeitig abbiegen konnte, rutschte er aus. Seine Füße hoben komplett vom Boden ab, sein Kopf fiel zurück, seine Beine stiegen in die Höhe. Instinktiv wollte er sich mit den Armen abfangen, um den Aufprall abzumildern. Dabei musste er das Buch des Todes loslassen. Es fiel im selben Moment auf den Boden, als Sanchez hart auf seinem Hintern landete. Leider war er auf einem komplett vereisten Stück des Bürgersteigs aufgeschlagen. Bevor er noch wusste, wie ihm geschah, schlidderte er mit dem Buch um die Wette die Straße hinunter. Das Buch hatte die Führung übernommen, während der dicke Sanchez auf einem guten zweiten Platz folgte. Tatsächlich war er jetzt schneller als eben beim Laufen, was das einzig Positive an dieser ansonsten eher unangenehmen Situation war. Jetzt allerdings konnte er die Richtung seiner Flucht nicht mehr selbst bestimmen. Er rutschte mit dem Hintern vom Bordstein und weiter bis zur Mitte der Straße.
Die war weniger glatt als der Bürgersteig und so kam seine wilde Schlittenpartie zum Ende. Jetzt kam natürlich ein Auto. Es gab einen lauten Knall, als das Buch mit der Stoßstange kollidierte. Es flog in hohem Bogen durch die Luft und dann weiter über die Straße. Gequält musste Sanchez zusehen, wie es schließlich aufgeklappt mit den Seiten nach unten im Schneematsch landete. Der Fahrer trat auf die Bremse, und das Auto kam quietschend zum Stehen.
Ächzend setzte Sanchez sich auf. Gern hätte er in dieser Position noch ein wenig in Ruhe darüber nachgedacht, wie wund und zerschunden sein Hintern war. Doch das durfte er nicht, wenn er nicht den Sunflower Girls in die Hände fallen wollte, die ihn jeden Moment eingeholt haben mussten (falls sie denn ohne Begleitung Erwachsener die Straße überqueren durften). Mühsam stellte Sanchez sich auf die Füße und stellte fest, wie durchnässt seine Hose war. In diesem Moment öffnete sich die Fahrertür des Wagens und jemand rief ihm etwas zu.
»Schnell, Sanchez, steig ein!« Flake. Es war ihr Käfer, der eben mit dem Buch zusammengeprallt war. Flake hatte bereits die Beifahrertür für ihn geöffnet. Sanchez rannte zum Wagen, sprang hinein und schloss im letzten Moment die Tür, bevor die Anführerin der Sunflower Girls dagegenprallte. Sanchez drückte den Knopf herunter und streckte dem hässlichen Kind die Zunge heraus, bis Flake aufs Gas trat und der Käfer sich in Bewegung setzte.
»Halt an!«, schrie Sanchez. »Da vorn neben dem Buch.«
Flake steuerte den Wagen zu der Stelle, wo das Buch aufgeklappt im Schnee lag. Sanchez öffnete seine Tür wieder und beugte sich hinaus, um das Buch einzusammeln. Flake verlangsamte das Tempo und hielt dann direkt neben dem Buch. Obwohl sie nach Sanchez’ Meinung eine miserable Fahrerin war, hatte sie das jetzt doch erstaunlich genau hinbekommen. Sanchez schnappte sich den vorderen Buchdeckel, zog es aus dem Schnee und ins Auto. Dann ließ er es auf seinen Schoß fallen und knallte die Tür erneut zu.
»Okay, drück auf die Tube!«, befahl er.
Das ließ Flake sich nicht zweimal sagen. Sie raste los Richtung Stadtzentrum und ließ den Mädchenmob zurück.
»Alles okay mit dir?«, fragte sie Sanchez, ohne den Blick von der Straße zu wenden. »Was ist denn nur passiert? Warum waren diese Kinder hinter dir her?«
Sanchez schaute sich das Buch genauer an. Der Buchdeckel war beschädigt und an mehreren Stellen zerschrammt. Was aber noch schlimmer war – die meisten Seiten waren durchnässt.
»Verdammt, Flake, weil du so eine miese Fahrerin bist, ist das Buch jetzt ruiniert, und ich bin möglicherweise meine Belohnung los. Gott, Jessica wird stinksauer sein«, jammerte er stöhnend.
»Tut mir leid, das war wirklich keine Absicht. Aber es sah so aus, als würdest du in ziemlichen Schwierigkeiten stecken, da habe ich alle Vorsicht in den Wind geschossen.«
»Keine Sorge, mit der Situation wäre ich schon fertiggeworden.«
Sanchez pustete angestrengt auf ein
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