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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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Ort der Veranstaltung selbst. Die Ware kann direkt von der Quelle eingeflogen werden, und die Gäste können direkt neben den Tischen landen.« Er sieht mich blinzeln und verpasst mir über den Sitz hinweg einen Klaps aufs Bein. »Ich habe bereits versucht, dir begreiflich zu machen, dass das die Mutter aller Events wird.«
    »Hört sich fast so an. Und wer sind die Gäste?«
    »Ha – das weiß nicht mal ich so genau. Und wenn ich es wüsste, müsste ich mich umbringen. Aber eines kann ich dir garantieren – Privatjets verspeisen die zum Frühstück.«
    Wir kommen in Tegel an, und ich gebe mir Mühe, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wer weiß, was man von diesem Didier zu erwarten hat. Zumindest auf dem Papier sollte ich mehr als froh über seine Ankunft sein. Auf alle Fälle bleibt es mir erspart, mich allzu sehr zu wundern, als ein untersetzter, dickärschiger Mann durchs Ankunftsgate tritt. Schwarze Stoppeln bedecken Gesicht und Kiefer und wuchern über den Kopf wie verbrannter Rasen. Eine riesige, komische Nase eilt ihm voran, flinke Augen blinzeln durch das unsagbare Niemandsland rund um seinen Mantel, ein Kraftfeld, das alle umgibt, deren Macht von innen strahlt.
    Der Baske sieht mich nicht an, reicht mir aber einen Finger seiner linken Hand, den ich drücken darf, bevor er in einer Wolke aus Kölnischwasser schon an mir vorbei ist. Erst als er Thomas sieht, heben sich seine Brauen von der Nasenwurzel. »Jetzt sieh sich einer den an.« Er zeigt mit dem Finger auf Thomas. »Hat ein leichtes Leben, weil er aussieht wie ein Filmstar, ha. Unsereins muss doppelt so hart arbeiten, um die eigene Hässlichkeit zu kompensieren.«
    »Ach«, grinst Thomas, »du glaubst also, sie schon kompensiert zu haben?«
    Er kassiert einen Knuff, dann küssen sich die beiden auf die Wangen, und wir marschieren zum Wagen hinaus. Der Fahrersitz ist leer, ich sehe Bettina in einer Taxischlange ein Stück weiter. Statt ihrer übernimmt Thomas das Steuer, Didier nimmt den Beifahrersitz, und ich kann mich auf dem Rücksitz räkeln.
    Wir fahren zunächst zurück zum Brandenburger Tor, Thomas und der Baske tuscheln vorne, als wären sie Jungs, die vorhätten, einen Tunnel nach Australien zu graben. Ich merke schon bald, dass dieser Baske mich fasziniert: Sein Geist ist irgendwie sprunghaft, Leidenschaften ziehen und zerren an ihm, während er redet, und versetzen seinen Körper in einen Zustand ständiger Betriebsamkeit. Und obwohl sein schnell springender, stierer Blick davor warnt, Fragen zu stellen, spürt man, dass er einen Affront niemals aus Böswilligkeit begehen würde, er könnte ihm nur im Eifer des Gefechts unterlaufen. 34 Sofort hört man die rhetorischen Eigenarten, die als Echo in Smuts’ Sprache weiterleben. Auf der anderen Seite ist ja bekannt, dass Küchen der gehobenen Klasse ihre eigenen Dialekte ausbilden, es sagt also nichts über die beiden aus. Genauso ist es mit der schwärmerischen Energie des Basken, die ich auch schon an anderen Machtmenschen beobachtet habe. Als er seine Tasche vorm Adlon abstellt, kann ich sehen, wie die Bediensteten in der Nähe der Tür auf seine Anwesenheit reagieren, registriere bald darauf aber auch die Masche in seinem Gehabe: Zunächst bedenkt er alles und jeden mit einem herablassenden Blick, dem eine wohlüberlegte Billigung folgt, die jeder erleichtert wahrnimmt. Auf diese Weise kriegt der Baske sie alle, über ihr Selbstwertgefühl, und sie sind ihm dankbar zu Diensten.
    »Also, Gabriel«, knurrt er nach hinten, »hast du ein Mädchen? Oder wolltest du heute Abend auf die Jagd gehen und wir haben’s dir jetzt vermasselt? In diesem Fall täte es mir leid.«
    »Nein, ich habe erst vor kurzem mit einer Schluss gemacht.«
    »Noch besser. In Berlin lässt sich gut auf die Jagd gehen.«
    »Hm – ehrlich gesagt scheint die Einzige, die ich hier bislang kennengelernt habe, eher schwierig zu sein. Schon ein Blick von ihr ist wie ein Schlag mit dem Gummiknüppel. Ein harter Fall.«
    »Putain, aber genau deswegen sind sie ja so spektakulär! Denen musst du hinterher! Vielleicht leiht dir Thomas ja einen seiner schicken Wagen – sobald sich ein Mädchen nicht mehr die Unterhose auf einem Plastiksitz verbrennt, findet sie alles, was du sagst, hochvernünftig.«
    »Ha, ha – ich glaube, diese hier würde genau das Gegenteil finden. Aber egal, ich habe sowieso kein Interesse an ihr, sie läuft mir nur am Flughafen manchmal über den Weg.«
    »Eine kleine Sozialistin? Mein Freund, wenn es

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