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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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befriedigen – das ist der Grund, warum wir mit großformatigen Ideen arbeiten. Mit Locations und Experiences, die man mit Geld nicht kaufen kann. Je reicher sie sind, desto schwieriger ist es natürlich, Dinge zu finden, die sie sich nicht kaufen können. Weswegen wir jenseits der Grenzen des Möglichen arbeiten. Oft feiern wir mit solchen Banketten auch einen speziellen Anlass, was es doppelt so herausfordernd macht, weil die Location den Anlass widerspiegeln muss. Man kann das Jubiläum eines Reedermagnaten nicht in einem Schiffswrack feiern. Das anstehende Bankett beispielsweise ist ein Übergangsritual, eine Zeremonie der Passage auf höchstem Niveau, ha. Als Symbol ist der Flughafen also perfekt, wegen seiner Rolle bei der Berliner Luftbrücke. Damals war der Flughafen in etwa wie der Fluss Styx – die Flieger machten nicht nur Station auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel, sie flogen weiter in ein anderes Leben, in eine andere Geschichte. Ihr seht, wie das passt? Und nicht zu vergessen: Schönheit muss eine Überraschung sein – das wahrhaft Auserlesene muss schockieren und absurde Proportionen haben. Wenn die Gäste gehen, müssen sie sich fragen, ob sie das Erlebte wirklich erlebt haben. Und dieses Gebäude ist dafür die perfekte Abschussrampe. Die beste, die ich jemals hatte.«
    »Muss Sie ganz schön auf Trab halten, ständig entsprechende Locations zu finden«, sage ich.
    »Wir sind ja keine Cateringfirma, wir müssen nicht davon leben. Wir sind nur Angeber, die das Unmögliche tun, und das aus nur einem Grund: weil wir es tun können, weil wir die Eier dafür haben, weil wir im Leben dem Großen den Vorzug vor dem Kleinen geben – obwohl es natürlich unserem Geschäft nicht schadet, ein paar Legenden in der Rückhand zu haben. Wenn man der reichste, der zweitreichste oder auch der hundertreichste Mann ist, will man das Gefühl haben, dass einem die Welt und alles darauf gehört. Und wenn man wie wir im Dienst solcher Menschen steht, muss man ihnen gelegentlich zeigen, dass man die Schlüssel dazu hat, dass man genau das liefern kann, und sei es nur für eine Nacht.«
    Damit biegen wir auf den Columbiadamm, wo sich der Koloss des Flughafens vor uns erhebt. »Mein Gott, sieh dir das an«, keucht Didier verhalten. »Ernst Sagebiels Meisterwerk. Norman Foster hat mal von der Mutter aller Flughäfen gesprochen, ha. Wir fahren doch schon einen halben Kilometer, und das Ende des Gebäudes ist immer noch nicht in Sicht. Und sie nur, sieh doch nur« – er stößt Thomas den Ellbogen in die Rippen – »Adler bewachen die Außenseiten, immer noch.«
    Thomas hat eine andere Route nach unten entdeckt, durch einen Wirtschaftsraum, der von außen zugänglich ist. Wir steigen hinab ins Wunderland.
    »Pu-tain« , flüstert Didier, als die Beleuchtung anspringt.
    Einen Augenblick lang ist nur das Scharren von Schuhen und das Rasseln von Atem in der unbewegten Luft zu hören. Und auch, als wir uns langsam in der Mitte des lang gezogenen Rundbogensaals versammelt haben, muss erst noch etwas Zeit vergehen, bevor die Hirne wieder anspringen und die Ideen im Flüsterton sprudeln:
    »Was ist mit Küchen?«, fragt Didier. »Gibt’s hier drin welche?«
    »Besser, wir machen’s mobil«, sagt Thomas. »Filmcatering-Wagen draußen.«
    Der Baske nickt die Bogendecke an, nimmt in Gedanken das Maß der Halle. »Das Wichtigste zuerst: Die schwarze Pistole muss nach draußen in den Eisenbahntunnel. Die Evakuierung kann durch den Ausgang an diesem Ende hier passieren – haben wir Zugang zu einem der Tunnel zum Flugfeld? Gibt es direkte Wege nach draußen zu den Fliegern?«
    »Mindestens zwei«, sagt Thomas, »wir müssen allerdings noch ein weiteres Sicherheitsschloss rekonstruieren, um einen Schlüssel dafür machen zu können. Hast du schon einen Flugplan erstellt?«
    »Natürlich – wir melden einen Non-Stop-Flug von Paris nach Helsinki an, die Route führt genau hier drüber. Dann machen wir eine Sicherheitsnotlandung wegen Instrumentenausfall. Paris kann uns da irgendwas Unverfängliches einfädeln, das Licht im Cockpit oder so.«
    »Clever. Das Flugzeug bleibt also den ganzen Abend über einsatzbereit und könnte jederzeit wieder starten.«
    »Genau, für alle offen sichtbar, mit den Treppen unten, mit brennender Innenbeleuchtung und laufenden Systemen. Supernett, superhöflich, superunproblematisch; und sogar mit anonymem Gepäck an Bord.«
    »Perfekt. Und wenn wir dann noch auftanken und die Bodendienste in Anspruch

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