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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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aufgestelltes Palmenportal.
    »Ahh.« Steif dreht Gottfried sich um. »Ich wollte dich gerade besuchen kommen.«
    »Wann wolltest du mich besuchen kommen?« Gerds Gesicht wird lang.
    »Ach Gottchen«, sagt ein Polizist. »Seitdem hat er vier Bier getrunken.«
    » Gunnar ? Ich hab dir den ganzen Tag eine Wurst aufgehoben! Was ist denn hier los?«
    »Na ja, ich wollte dich nicht stören. Und hier gibt’s Schnitzel.«
    »Was?« Gerd betrachtet das Szenario wie jemand, der nach Hause kommt und merkt, dass eingebrochen wurde. »Schnitzel kostet dich aber was. Und wir machen dir immer eine schöne Wiener aufs Haus warm, das weißt du doch. Und wenn du lieber eine Bockwurst willst, sogar eine Bockwurst.«
    »Ehrlich gesagt: Hier ist es auch umsonst.« Gunnar schlürft steif geschlagenen Schaum von seinem Cappuccino.
    Eine der Mitarbeiterinnen, ein hübsches Mädchen in einer taubenblauen Uniform, lehnt sich über den glänzenden Tresen und strahlt Gerd an: »Für Freunde des Flughafens ist heute alles umsonst. Was darf ich Ihnen anbieten? Das Tagesgericht ist das Wiener Schnitzel mit warmem Erdapfelsalat und einer Zitronen-Thymian-Salsa, und als Suppe hätten wir eine Meeresfrüchte-Cremesuppe mit Klößchen und Dill.«
    »Das ist Laura.« Gottfried zeigt mit seinem Bier auf sie. »Aus Leipzig.«
    Gerd steht da und guckt in die Gegend, seine Finger an den seitlich herabhängenden Arme zucken.
    »Die liebliche Laura aus Leipzig«, giggelt Gottfried.
    »Wie süß!« Das Mädchen kneift in eine imaginäre Wange.
    »Aber auch intelligent. Lieblich und intelligent.«
    »Ich will ihn mit nach Hause nehmen!«, quietscht das Mädchen.
    »Das ließe sich einrichten.«
    »Ha ha ha.«
    »Ha ha ha ha.«
    »Bah.« Gerd versetzt ihm einen leichten Rippenstoß. »Piratenburg?«
    »Jetzt nicht«, grummelt Gottfried.
    Der Kiosk-Magnat sieht einen Augenblick lang zu Boden. Ballt die Finger an seiner Seite zur Faust, lässt los, ballt sie erneut, lässt den Blick über die Reihe der Gäste schweifen. Dann klopft er mir zum Abschied auf die Schulter – zwei sanfte kleine Klapse – und geht alleine davon.
    Ich sehe seine Strickjacke die Straße hinunterschweben.

19
    »Hast du den Wagen gesehen?« Thomas sitzt auf dem Rücksitz und schreibt SMS. »Hübsch, findest du nicht? Bis Mittwoch haben wir noch zwei weitere da stehen. Der erste bleibt offen für die Allgemeinheit und kann während des Events gleichzeitig als Reserveküche dienen.«
    Niedergeschlagen starre ich aus dem Fenster. Obwohl ich heute Abend nicht zu Entdeckungen neige, kann ich nicht anders, als von hier aus eine zu machen: Durch die Scheibe einer Limousine erscheint die Welt als glamouröserer Ort.
    »Aber dürft ihr euch einfach so da hinstellen und Essen ausgeben?«, frage ich.
    Thomas blickt nicht auf: »Die Stadt hat alles genehmigt. Die letzten Tage von Tempelhof zählen als besonderes Ereignis. Nicht mal mehr eine Woche. Spannend.«
    »Ihr macht die kleinen Geschäfte in der Abflughalle kaputt.«
    »Was?« Er wirft mir einen abwesenden Blick zu. »Wer da in den letzten siebzig Jahren kein Geld gemacht hat, den rettet diese eine Woche auch nicht mehr.« Er schiebt sich im Sitz nach oben und legt das Handy weg. »Du wirst jetzt aber nicht wegen der Urgesteine sentimental, oder? Die meisten sind Ostdeutsche, die kannst du noch nicht mal als Geschäftsleute bezeichnen. Das sind Arbeitstiere, kleine Rädchen im Getriebe. Und wir sind ja nicht auf Gewinn aus, wir verschenken das Essen und die Getränke. Wir verhalten uns allen Beteiligten gegenüber anständig.«
    »Klingt trotzdem ganz schön hart. Es gibt da drin ein paar sehr schlaue Leute.«
    »Ja, ja«, lacht er. »Jeder Ossi ist eigentlich Atomphysiker. Aber was hat man von einem Atomphysiker, der sein Geld damit verdient, den Boden zu schrubben? Was von einem Raumfahrtingenieur, der keine Banane schälen kann? Oder von einem Neurochirurgen, der kein vernünftiges Gespräch führen kann?« Fragend lässt er den Mund offen stehen. »Mein Freund, da zeigt sich deine englische Sentimentalität. Eine sympathische Eigenschaft, aber vertrau mir – es wird für sie und für uns gut gehen.«
    »General Aviation?« Bettina wirft einen fragenden Blick in den Rückspiegel.
    »Nein, er kommt diskret, mit Air France.«
    »General Aviation?« Ich sehe Thomas an. »Der Bereich für Privatflugzeuge?«
    »Bis Ende der Woche werden drei oder vier Jets involviert sein. Dass wir eine eigene Landebahn haben, ist genauso attraktiv wie der

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