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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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kann.
    »Ist es das, was du willst! Nerusan, Nerusan, Nerusan! Du verfolgst mich wie ein Fisch auf einer scheiß Flutwelle!« Er reißt sich das Hemd vom Leib, und in dem Licht bekommt seine Gestalt etwas Unwirkliches, die Bauchmuskeln quellen wie Bizepse, die Arme schlängeln sich wie Seile.
    Elektrisiert bewege ich mich bis zur Bar. Smuts’ gesammelte Passionen entladen sich auf einen Schlag. »Fisch, Fisch, Fisch!«, kreischt er. »Giftiger Scheißfisch!«
    Ich schlüpfe hinter die Bar und kauere mich hin. Von hier schimmert das Aquarium so grün wie ein Meer im Winter, rahmt das Paar, dekoriert das Szenario mit Kugelfischen, kühlt es mit dem Wissen um einen Kraken, der sich in einem Tempel versteckt. Smuts reißt ein Bein des Mädchens vom Boden weg, umgreift ihre Hüfte und wirft sie sich über die Schulter. Während Keiko sich strampelnd windet, kann ich weißen Baumwollstoff sehen, der sich über ihrem Schoß verdreht und Falten wirft, bis an beiden Seiten haarige Spinnenbeine herauspieksen und schließlich dunklere Haut sichtbar wird. Smuts wendet sich zum Aquarium. Fische fliehen in den Hintergrund.
    Ich halte den Atem an.
    Mit einem explosionsartigen Stoß, einer mächtigen Entblößung seiner Statur, kippt er sie über den Rand.
    Als sie aufs Wasser schlägt, klingt ihr Schrei wie ein Glockenspiel. Wellen türmen sich auf, brechen über den Rand des Beckens und klatschen auf den Boden. Aber als sie wild mit den Armen rudernd an die Oberfläche kommt, erblüht unter Wasser sekundenlang noch liebreizenderes Leben, da, wo in aller Seelenruhe ihre Kleider von ihr emporsteigen, da, wo ihre Haut leuchtet und schimmert, wo ihre Unterhose durchscheinend wird wie Sperma und so eng an ihrem Körper klebt, dass alle Geheimnisse offenbart werden, schön geborgen in der Tiefe.
    Mit einem Satz springt Smuts ins Aquarium.
    Ich weiche zurück, als Flutwellen anfangen, das Becken der Länge nach zu durchlaufen, schließlich auf den Boden schlagen und sich über die nächststehenden Tische ergießen. Überall im Saal werfen zitternde Wasseroberflächen und Scherben Spiegelbilder. Fische geraten in Panik und bilden einen Schwarm, richten ihre Stacheln auf, und als das aufgewühlte Wasser auf den Beckenboden strudelt und Sand aufwirbelt, wird der Krake aufgeschreckt, der schon wegen der Farbflecke auf seiner Haut bedrohlich aussieht.
    Smuts schnappt ihn sich am Kopf und klatscht ihn an den Po des Mädchens, wo er sich rittlings an ihr festsaugt. Sie würgt und schreit. Er drückt ihr eine Hand auf den Mund und zieht sie zu sich heran, wobei er ihr etwas ins Ohr raspelt, ihren schmalen Rücken umfasst und sie an sich rammt. Als sie mit den Beinen strampelt, wird für einen kurzen Augenblick ihre Vulva sichtbar, grüngraue Materie, Rüschen und Falten, in ihrem Element, vermengt mit Tentakeln.
    Dann wird mir die Sicht genommen. Smuts ist in ihr drin. Er legt sich ihre Beine um die Hüfte und stößt zu. Erst tut er sich noch schwer und ächzt, aber bald stellt sich ein Rhythmus ein, zunächst in der Geschwindigkeit eines immer wieder aussetzenden Herzschlags, dann, als seine Füße in den sandigen Boden sinken und Halt finden, als langsame Steigerung. Ihr Kopf wirft Tröpfchen gegen die Innenseiten des Beckens, Haare peitschen Ströme in die Luft. Smuts knirscht mit den Zähnen und pumpt. Irgendwann wird die Geschwindigkeit dem Kraken zu viel, er schwimmt zurück in seine Schutzhütte; befreit von ihm öffnen sich Keikos Augen und heften sich auf Smuts, zuerst noch voller Entsetzen, dann flattern die Lider, gehen auf und zu. Und sobald die Kälte ihre Haut härter gemacht hat und die Anspannungen sich allmählich verbraucht haben, zerbrechen die Schreie des Mädchens, und ein Stöhnen erhebt sich, das Smuts wie ein Echo beantwortet. Die beiden streicheln sich, berühren sich, zeichnen die Umrisse des anderen mit den Fingerspitzen nach, und als sie sich küssen, passiert das in derselben Zeitlupe, in der sich unter Wasser auch ihre Körper bewegen. Bis sie schließlich wortlos tief Atem holen und in voller Länge ineinander verschlungen hinabsinken, die Münder, über die sie sich Luft teilen, aneinander festgesaugt. Sich um die Achse drehend gehen sie als ein Wesen zu Boden, wo sie sich sanft aufbäumen und in einer Wolke schwarzen Haares liebkosen. Kurz darauf sehe ich – oder glaube zu sehen –, wie ihre Geschlechtsteile Flüssigkeiten ausstoßen, spiralförmig steigen schmierige, verästelte Schlieren auf.
    Dieses

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