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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dbc Pierre
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Ich könnte dir Gerüchte über den Basken erzählen, da bleibt dir sofort das Herz stehen. Mit nur einem Anruf kann er eine Spitzenküche in weniger als einer Stunde dichtmachen. Einfach dichtmachen. Er kann es sich leisten, Hundert-Meter-Yachten im Dock verrosten zu lassen, einfach weil ihm gerade Mannschaft und Nachschub fehlen. Didier ist der Lieferant der Lieferanten, die der Welt die besonderen Sachen liefern. Er hat die besten Köche in der Tasche. Er könnte ein ganzes Stadion mit Michelin-Sternen füllen und wüsste trotzdem immer einen Laden, wo man noch besser essen kann. Ich kenne Köche, die für seine Events gearbeitet haben und die dir sofort den Rücken zukehren, wenn du auch nur eine Frage danach stellst. Sie wechseln noch nicht mal mit einem höflichen Lächeln das Thema. Sie sagen nicht: ›Dazu darf ich nichts sagen.‹ Sie drehen sich einfach um und gehen.«
    »Hat er es denn dann nötig, sich um den Fisch in einem einzigen Restaurant Gedanken zu machen?«
    »Schon, wenn sein Name ins Spiel kommt. Wilde Torafugu werden hier streng kontrolliert. Man verfolgt die Wege, die sie nehmen. Das ist ein massives Risiko.«
    »Hm. Aber es ist trotzdem nur Fisch, ich meine …«
    »Scheiße, Mann, ich hab keinen Bock, dir zu erklären, wie die Dinge laufen, ha. Wach verdammt noch mal auf. Es ist eben nicht nur Fisch. Der Alte von heute Abend wird zweihunderttausend Yen dafür ausgegeben haben, um an einem Beatmungsgerät zu enden. Schon mal von Afrikanern gehört, die aus Statusgründen seltene Affen essen? Schon mal von Asiaten gehört, die Tiger und Nashorn essen? Was wir unserem Körper zuführen, das sind nicht einfach nur Kalorien. Das ist Heilung, Geist, Symbolik. Es ist Göttlichkeit. Milliardäre, Prinzen und Scheichs essen den merkwürdigsten Scheiß. Das ist todernst für die. Stell dir den Einfluss vor, den du gewinnst, wenn du Leuten dieser Größenordnung einen Gefallen tust. Und genau das tut Didier. Der Mann braucht keinen Pass. Egal – tut jetzt auch nichts mehr zur Sache. Ich bin geliefert.«
    Nickend kaue ich auf den Innenseiten meiner Wangen herum. Aus dem Weißen Zimmer kommt das schwache Klingeln von Smuts’ Handy, das er allerdings nicht beachtet.
    »Wir sollten abhauen, bevor das hier ein Tatort wird.«
    Sein abruptes Aufspringen lässt die Stäbchen kreuz und quer über den Tisch fliegen. »Ich hole noch schnell einen Sack und packe ein paar Flaschen Marius ein. Sonst sehen wir nie wieder welchen. Noch krasser drankriegen als jetzt schon können die mich gar nicht. Eine kleine Abfindung. Und dann verkrümeln wir uns irgendwohin, wo ich nicht zu erreichen bin, in dein Hotel zum Beispiel. Vielleicht sollte ich auch versuchen, den Basken anzurufen, bevor er das alles von jemand anderem erfährt.«
    Wir schlüpfen zurück in die Vorratskammer, wo Smuts den Marius birgt, den wir vorher geöffnet haben. Er nimmt einen langen Schluck und reicht ihn mir. Während ich trinke, fängt er an, einen Leinensack mit Flaschen zu füllen und leere Kisten ans untere Ende des Kistenstapels zu bugsieren. Er ist fast fertig, als ein Geräusch in die Kammer sickert.
    Ein sanftes Klopfen ans Fenster des Eingangsbereichs. Ein schüchternes Klopfen.
    »Ah?« Er erstarrt. Dann verfinstert sich sein Gesicht: »Ach, Scheiße – nicht jetzt.«
    Mein suchender Blick durch die dunkle Küche macht eine kleine Gestalt vor dem Fenster aus. Von hier aus wirkt der in katarrhalisches Leuchten getauchte Speisesaal mystisch, die Stille wird nur von dem blubbernden Bassin erhellt.
    Wieder ein leiser Schlag gegen die Tür.
    »Scheiß maguro «, zischt Smuts.
    »Was?«
    »Thunfisch. Toter Fisch.« Er schiebt die Tür einen Zentimeter weiter auf. »Du erinnerst dich an das kleine Problemchen, von dem ich sprach?«
    »Wer ist es?«
    »Die Kleine vom Chef. Ach, Scheiße, Mann. Gib mal die Flasche.«
    »Was – wie alt ist sie?«
    »Keinen Plan. Na ja, also – achtzehn muss die ja wohl sein, schau sie dir an. Siebzehn oder achtzehn oder so.« Er schnappt sich die Flasche und setzt sie sich an den Mund, wobei er mit zusammengekniffenen Augen durch die Tür sieht.
    »Hm.« Ich versuche, die Gestalt zu erkennen. »Nach der Größe zu urteilen …«
    »Denk dran, sie ist Japanerin.«
    »Sogar wenn man das berücksichtigt, sieht sie nicht viel älter aus als …«
    »Viele Erwachsene sind noch kleiner, ha.«
    »Zehn.«
    »Komm schon, sie ist auf dem College! Mindestens achtzehn oder neunzehn. Ich habe Stellen an ihr gesehen, die

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