Das Buch Gabriel: Roman
Merkwürdigkeit unseres Zusammentreffens auf – die Sphinx, die Dame und der Wachtmeister, irgendwie gemeinsam in Japan. Der Beamte bedeutet mir, Arme und Beine auszubreiten.
Eine Hand fährt in meine linke Tasche, durch den Stoff hindurch tasten Finger mein Bein ab. Mein Portemonnaie wird herausgezogen und auf den Tisch geworfen. Nachdem meine Zigaretten aus der Manteltasche aufgetaucht sind, heißt es warten, während jede einzelne untersucht und beschnuppert wird, bevor der Beamte sie nebeneinander aufreiht. Nachdem er auch Pass und Notizblock aus der Mantelinnentasche gezogen, mein Gesicht mit dem Passbild verglichen und meine Notizen flüchtig durchgeblättert hat – kommt er auf meine rechte Seite.
Genau in dem Moment, als ich seine Hand an meinem Bein spüre, geht die Tür auf. Ein Gesicht sieht herein. Wegen seiner leichenblassen, froschähnlichen Erscheinung und dem unvorteilhaften Haarschnitt komme ich zu dem Schluss, dass es einem Polizisten in Zivil gehört. »Nerusan Smatosu?« Er mustert mich vom Scheitel bis zur Sohle, während ich aus seinen Worten langsam »Nelson Smuts« destilliere.
Hinter ihm im Dunkeln schleicht eine weitere Gestalt herum, und als sich die Sicht zwischen uns klärt, kann ich erkennen, dass es Tomohiro ist. Als Erstes entdeckt er meinen Notizblock auf dem Tisch, dann erkennt er mich, beugt sich mit ausgestrecktem Zeigefinger vor und flüstert den Beamten etwas zu.
»Ah!«, ruft der Zivil-Polizist.
»Oh!« Mein Polizist tritt zurück.
Einen kurzen Augenblick lang stehen alle einfach nur da und sehen mich prüfend an. Dann gibt es einen Wortwechsel, und Tomohiro drängt sich, begleitet von heftigem Genicke, in den Raum. Urplötzlich tauen die grimmigen Gesichter auf. Die Übersetzerin blinzelt und sagt: »Sie sind ein Gast – des Restaurants?«
Eine Offenbarung bahnt sich an, was meine Kopfhaut dazu bringt, sich zu entspannen. Es ist eine überwältigende Erkenntnis, von ihrer turmhohen, perlmutternen Spitze weht bereits ein leichter, von Fledermäusen schützend begleiteter Windhauch.
»Das ist der Küchenchef«, erklärt sie.
»Ja, weiß ich«, sage ich.
»Er bittet für die Geschehnisse des heutigen Abends um Verzeihung. Der Mann, der das zu verantworten hat, gehört nicht zum eigentlichen Personal. Er hofft, dass Ihr Essen ein überzeugendes Beispiel der Arbeit des Restaurants war, das als eines der besten in Tokio gilt. Falls nicht, bittet er Sie, noch einmal wiederzukommen und ihm zu erlauben, Sie so zu verwöhnen, wie Sie es verdient haben.«
»Versichern Sie ihm, dass ich das Essen in allerbester Erinnerung behalten werde.«
Diese Antwort, die ja irgendwie stimmt, bringt Tomohiro zum Lächeln.
Hinter ihm im Flur läuft ein Polizist mit dem Leinenbeutel vorbei, bleibt dann aber doch stehen und fragt etwas. Tomohiro greift nach der Tasche und sieht hinein. Für meinen Geschmack dauert dieser Blick zu lange, und ich spanne mich innerlich wieder an. Aber schließlich überreicht er mir den Beutel.
»Das hier kann Sie vielleicht für einige Ihrer Unannehmlichkeiten entschädigen«, übersetzt die Dame. »In aller Bescheidenheit bittet Sie der Meister, sich hiervon dabei helfen zu lassen, nur Gutes im Gedächtnis zu behalten.«
Der Koch sieht mir in die Augen, und als wir uns voreinander verbeugen, bricht eine Offenbarung über mich herein – mich hat gerade der Parallel-Limbus des Kapitalismus gerettet. Wie ein Schiff, das in meinen Gewässern kreuzt, hat er seinen Kurs geändert, um mich von den Wogen in sein summendes Inneres zu ziehen. Der Limbus des freien Marktes – nicht unterkomplex und einzellig wie meiner, sondern ein Koloss von einem Limbus, bei dem jeder Zentimeter der Außenhülle verkabelt und verlötet ist mit den Magistralen von Ausweg und Belohnung – hat eine Sphinx an Bord genommen, obwohl sie ein Vasall des Verdächtigen ist und zumindest mitschuldig an den Ereignissen des Abends.
Und warum? Weil er glaubt, dass ich ein Gastrojournalist bin.
Und folglich in der Lage, Einfluss auf die Gewinnspanne zu nehmen.
Whoosh – der Master-Limbus hat mich aufgenommen.
Wer weiß, wie lange ich einfach nur dastehe und diese Neuigkeit verarbeite, aber ich muss ziemlich benommen aussehen, weil mir der Polizist, nachdem er mir Zigaretten, Pass und Notizblock sorgfältig wieder in die Taschen gesteckt hat, auf die Schulter tippt und Richtung Tür nickt.
»Sie dürfen gehen«, lächelt die Übersetzerin.
Augenblicklich bläht sich mein Limbus neu auf,
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