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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gespannt auf die Mönche. Plötzlich schien bei einem von ihnen in Höhe des
     Gürtels ein unheimliches rotes Licht auf und verlosch sofort wieder. Hatte der Mönch das Buch mit dem Karfunkelstein in der
     Hand? Und der Stein hatte im Kerzenschein geleuchtet? Das konnte doch nicht sein! Es war doch bestimmt viel zu groß dazu!
     Und es wäre auch viel zu gefährlich, das Buch einfach so in die Kirche mitzunehmen.
    Sie blickte weiter angestrengt durch das schmale Kreuz in der Tür auf den Mönch, aber es war vergebens. Das rote Licht war
     nicht noch einmal zu sehen.
    Ungeduldig wartete Agnes auf das Ende der Vesper. Als die Mönche endlich den Chorraum durch die Tür zum Kreuzgang verließen,
     eilte sie zu den beiden Jungen hinüber.
    »Habt ihr es auch gesehen?«, flüsterte sie aufgeregt.
    »Was denn?«, fragte Hannes neugierig.
    »Ein rotes Licht! Es blinkte bei einem der Mönche auf.«
    Die Jungen starrten sie an wie vom Donner gerührt. Sie hatten von ihrer Tür aus nichts davon mitbekommen.
    »Meinst du, es war das Buch?«, wisperte Jakob.
    »Welcher Mönch war es denn?«, wollte Hannes wissen.
    Agnes lächelte. Wie gut, dass sie die Mönche gezählt hatte! Sie wusste genau, wo der Verdächtige gestanden hatte.
    »Wir müssen Paul morgen unbedingt fragen, ob er weiß, wer das war!«, sagte sie.
     
    Welcher Mönch ist es?

Wut vernebelt den Kopf
    Paul ahnte nichts von alldem. Er hatte wie immer auf seinem Platz hinter Bruder Gregor auf der rechten Seite vom Altar gestanden
     und versucht, so richtig wie möglich zu singen. Aber Singen lag ihm einfach nicht. Der Novizenmeister hatte ihn nach seiner
     Ankunft im Kloster beim Vorsingen nur leidend angesehen und entschieden, dass er besser Bruder Gregor in der Bibliothek helfen
     sollte, als im Chor mitzusingen. Damals hatte Paul gedacht, dass das Leben im Kloster vielleicht auch seine guten Seiten hatte.
    In der Nacht nach der Vesper tat er kaum ein Auge zu. Er freute sich, dass er seine Familie gesehen hatte und dass alle ihm
     helfen wollten. Aber würde ihm das wirklich etwas nützen? Er bekam bedrohliche Botschaften und wurde verfolgt. Er wusste immer
     noch nicht, wer das Buch wirklich gestohlen hatte. Und er stand bei den Mönchen im Verdacht, ein Dieb zu sein. Ganz besonders
     das machte ihn wütend.
    Zornig ballte er die Fäuste unter seiner Felldecke. Wenn er doch nur herausfinden könnte, für wen dasBuch so wichtig war! Und warum ausgerechnet dieses Buch!
    Vielleicht lag es ja am Karfunkelstein? In der Bibliothek hatte er Bücher gesehen, deren Deckel mit vielen verschiedenen kostbaren
     Edelsteinen verziert waren, nicht nur mit einem einzigen. Obwohl der sehr groß war, das stimmte schon. Aber viele kostbare
     Steine lohnten sich doch noch viel mehr für einen Dieb! Und der Inhalt des Buches war für Leute interessant, die kein Latein
     konnten. Bücher über die Natur gab es sonst nur in dieser Sprache. Mönchen machte es aber nichts aus, Latein zu lesen. Sie
     konnten es. Warum also wollte jemand genau dieses Buch? Es war eine kostbare Abschrift mit einem wertvollen Stein und sein
     Großvater hatte viel Geld dafür bezahlt. Aber für eine Klosterbibliothek war es ein Buch unter vielen. Oder stand vielleicht
     etwas darin, was in den anderen nicht vorkam? Wenn es ein Mönch war – warum interessierte er sich so dafür? Immer wieder kam
     er auf diese Frage zurück, bis sein Kopf sich drehte.
    Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf. Als Bruder Hubertus seine Schüler für das nächtliche Stundengebet weckte, war
     Paul sofort hellwach, aber nach der Andacht wälzte er sich wieder wütend und schlaflos auf seiner Strohmatratze.
    Als endlich die Sonne aufging und die Morgenandacht vorbei war, ging er sogar gerne zum Unterricht, um sich ein wenig von
     seinen Sorgen abzulenken.
    Wie jeden Morgen schwang Bruder Hubertus seineRute im Takt zu den lateinischen Sätzen, die sie nachsprechen sollten.
    »Impedit ira animum, ne possit cernere verum.«
    Ein älterer Schüler, neben dem Paul immer saß, warf ihm einen Blick zu und übersetzte den Satz ganz von allein: »Wenn Zorn
     den Geist behindert, kann er Wahres nicht erkennen.«
    Das saß. Paul merkte plötzlich, dass er immer noch die Fäuste ballte. Wer immer den lateinischen Satz geschrieben hatte, er
     hatte recht. Vielleicht kam er nur nicht auf die richtige Lösung, weil er so wütend war, dass er nicht klar denken konnte.
     Wie sollte er da nur herauskommen? Hilfe bekam er hier nicht. Die

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