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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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machte.
    »Und wir wissen jetzt auch, was auf dem Pergament steht!«, fügte Hannes hinzu. »›Nicht lügen, Paulus‹. Das achte Gebot, hat
     Vater Ambrosius gesagt.«
    »Unglaublich«, rief Caspar Zwolle entrüstet.
    »Ich habe ja sofort gesagt, da stimmt was nicht!«, erklärte Josef Steinhaus. »Wer geht so weit, solche Botschaften zu verfassen,
     um dem Jungen Angst zu machen?«
    »Du hast doch hier niemanden belogen, Paul?«, fragte Susanna besorgt. »Und der nimmt es dir jetzt vielleicht übel?«
    Paul schüttelte unwillig den Kopf. »Ganz bestimmt nicht!«
    Eine Frage brannte ihm noch auf der Seele. »Als ihr beim Abt wart, hat er da etwas über mich gesagt?«
    »Nicht sehr viel«, antwortete Caspar Zwolle. »Das hat mich auch gewundert. Aber er hat uns sehr schnell seine Erlaubnis gegeben,
     die Gäste des Klosters zu befragen.«
    Paul überlegte fieberhaft, was das bedeutete. Glaubte der Abt vielleicht nicht wirklich daran, dass Paul ein Dieb war? Hatte
     er einen anderen Verdacht? Darüber würde er aber mit einem Oblaten kaum sprechen. Es half nichts, er musste mit seinen Freunden
     versuchen, den Schuldigen zu finden.
    Von der Stadt her schallten die Abendglocken herüber. Gleichzeitig fing die Glocke der Klosterkirche an zu läuten und erinnerte
     Paul daran, dass die Vesper bald anfangen würde.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, sagte er rasch, »und es ist noch etwas passiert.«
    Gespannt blickten ihn alle an. Adelgunde beugte sich sogar vor, damit sie trotz des Glockengeläuts besser hören konnte, was
     ihr Neffe zu erzählen hatte.
    »Ich musste heute zur Glashütte in den Wald. Mit Bruder Gisbert zusammen.«
    »Uhh!«, machte Jakob. »Ist das der aus dem Hospital, der immer so mürrisch aussieht?«
    »Ja, genau der. Und wir sind verfolgt worden.«
    »Was?«, fragte Agnes entsetzt.
    »Im Wald? Wie furchtbar!« Adelgunde schnappte nach Luft und schlug die Hand vor den Mund.
    »Von wem?«, wollte Hannes wissen.
    »Keine Ahnung. Hinter uns haben Zweige zwischen den Bäumen geknackt. Erst habe ich gedacht, es wäre ein Tier. Aber vorhin
     habe ich eine Fußspur gesehen. Sie führte in den Eingang der Kellerei und gleich wieder hinaus. Sie war genauso schwarz vom
     Waldboden wie die von Bruder Gisbert und mir. Und genauso frisch.«
    »Waren es große Füße?«, grinste Jakob. »Dann war es nämlich Lambert, der Neugierige.«
    »Das glaube ich nicht. Bei dem Wetter geht der ganz bestimmt nicht in den Wald. Er hasst es, sich so schmutzig zu machen.«
     Paul zeigte auf seine schlammbespritzte Kutte. »Und im Refektorium habe ich heute genug Füße unter den Tischen gesehen. Es
     gibt sogar noch größere als Lamberts.«
    Agnes fing an zu kichern, die Vorstellung war zu komisch.
    Das fand ihr Vater nicht. Stirnrunzelnd sagte er: »Jetzt auch noch eine Verfolgung? Das wird ja immer verrückter!«
    »Ich würde gern wissen, warum einer so was tut«, sagte Agnes.
» Das
ist doch das Wichtige!«
    »Genau!«, nickte Hannes. »Paul hat doch nichts gemacht, also warum bedroht ihn jemand?«
    Paul durchfuhr ein eiskalter Schreck. Er dachte an dieverdorbenen Pergamentbögen im Skriptorium. Wenn jemand sie nun entdeckt hatte, obwohl sie in einem guten Versteck lagen? Und
     deshalb beobachtete derjenige ihn jetzt?
    Sie konnten nicht mehr weiterreden, denn Paul musste sich nun wirklich beeilen. Rasch verabschiedete er sich und ließ sich
     von Susanna noch einmal in den Arm nehmen.
    »Ich versuche, morgen in den Kräutergarten zu kommen!«, rief er seinen Freunden schnell zu, dann eilte er zum Eingang der
     Mönche hinüber.
    Auch die Erwachsenen gingen in die Kirche.
    »Und jetzt«, sagte Agnes zu Jakob und Hannes, »schau en wir uns diese Mönche mal genauer an. Kommt!«
    Gespannt folgten ihr die beiden ins Kirchenschiff. Drinnen war es kalt und dunkel und ein bisschen gruselig. Die Kirche war
     viel kleiner als die Stadtkirche von Erlenburg und auch viel älter. Statt der gewölbten Decke aus Stein gab es eine flache
     bemalte Holzdecke, und statt der hohen, spitz zulaufenden Fenster waren oben in den Seitenwänden kleinere runde Bogenfenster
     zu sehen. Jetzt fiel kein Licht hindurch, denn draußen war es inzwischen ganz dunkel geworden.
    Dicke Kerzen in eisernen Haltern verströmten einen leisen Geruch nach Bienenwachs und beleuchteten nur schwach die andächtigen
     Gesichter der Menschen. Erwartungsvoll standen sie da. Jeden Augenblick mussten die Mönche, Novizen und Oblaten den Chorraum
     um den Altar herum

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