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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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kannst du am Ende deinen Namen unter den Siegervertrag setzen.«
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«
    »Klar.«
    »Und wenn ich verliere?«
    »Dann bist du ein toter Mann.«
    »Prima. Das beruhigt mich ungemein.«
    »Denk an die Brille. Du bist gleich dran.«
    Jacko holte die Sonnenbrille aus der Sakkotasche und setzte sie auf.
    »Und was soll ich jetzt singen? Ich habe der Regie schon angekündigt, dass ich wieder ›Mustang Sally‹ singe.«
    Der Kid griff in seine Jacke, als wollte er eine Pistole hervorholen. Nur befand sich diesmal eine CD in seiner Hand. The Blues Brothers Greatest Hits. Er hielt sie Jacko unter die Nase und deutete auf die Titelliste auf der Rückseite der Hülle.
    »Der dritte Titel.«
    Jacko überflog die Liste, fand das dritte Stück und las den Titel. Dann musterte er den Kid über den Rand der Sonnenbrille.
    »Du bist völlig verrückt.«
    »Du sagst es.«

NEUNUNDVIERZIG ♦
    Emily konnte es kaum erwarten, endlich auf die Bühne zu gehen und mit ihrem Vortrag zu beginnen. Jacko war als Nächster dran, dann sie und James Brown als Letzter des Finales. Sie war sicher, dass sie die drei Sänger übertreffen würde, die bereits aufgetreten waren. Janis Joplin war katastrophal gewesen. Elvis und Freddie Mercury hatten das Publikum beeindruckt, aber wenn sie in Form war, dann würde sie die beiden mit Leichtigkeit schlagen. James Brown würde ihre Siegchancen sicherlich um einiges mindern, allerdings nicht unbedingt durch seinen Gesang. Der Godfather of Soul war superbad und würde sie wahrscheinlich mit einer Pistole bedrohen. Er gehörte nicht gerade zu der Sorte Mensch, der man gerne im Dunkeln begegnete. Die unbekannte Größe war der Blues Brother, Jacko, der in wenigen Sekunden auftreten würde. Tatsächlich stand Nina Forina schon in der Bühnenmitte, um ihn anzukündigen.
    »Ladys und Gentlemen«, hallte ihre Stimme bereits durch den Konzertsaal. »Empfangen Sie mit Applaus den vierten Finalteilnehmer mit seinem Titel ›Mustang Sally‹ … es ist der Blues Brother !«
    Die Menge spendete Jacko reichlich Applaus, begleitet von vereinzelten anfeuernden Pfiffen. Sein vorheriger Auftritt mit der Mundharmonika war vor allem deshalb außerordentlich gut angekommen, weil er es geschafft hatte, das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Daher erreichte der Applaus die doppelte Lautstärke und die Pfiffe gingen in den Jubelrufen und dem Füßestampfenunter, als er die Bühne mit einer schwarzen Gitarre an einem Gurt über den Schultern betrat. Als sie Jacko beobachtete, während ein Techniker seine Gitarre an einen Verstärker anschloss, kam Emily zu dem Schluss, dass er in diesem Moment unter einem zehnmal höheren Druck stehen musste als bei seinem ersten Auftritt. Selbst wenn er ihr versichert hatte, dass er überhaupt nicht nervös sei, musste er es eigentlich in diesem Moment sein, oder? So erging es doch jedem vor einem wichtigen Auftritt, und dieser jetzt entschied wahrscheinlich über sein weiteres Leben.
    Der Applaus versiegte schließlich, und was folgte, war – Stille. Die von allen erwartete Musikbegleitung erklang nicht. Die Lautsprecher im Zuschauerraum blieben stumm.
    Jacko trat ans Mikrofon im Scheinwerferkegel in der Bühnenmitte und rang sich eine leise Ansage ab. »Äh – ich habe mich im letzten Moment entschieden, einen anderen Titel zu singen.« Er räusperte sich, während im Publikum Unruhe entstand und gedämpftes Murmeln laut wurde. »Ich verzichte auch auf die Musikbegleitung vom Band«, er schaute in den Orchestergraben hinunter –, »aber wenn jemand von der Band bei dem Song mitspielen will, dann habe ich absolut nichts dagegen.«
    Emily klappte die Kinnlade nach unten. Hatte er den Verstand verloren? Die Zuschauer hatten anscheinend den gleichen Gedanken. Das Murmeln im Publikum wurde lauter, und im Orchestergraben sahen die Musiker einander verwirrt an und bereiteten sich darauf vor, den seltsamen Sänger zu begleiten, falls sich dazu eine Gelegenheit ergab.
    Und dann begann Jacko auf seiner Gitarre zu spielen.
    Er wirkte nervös und sichtlich aufs Höchste konzentriert, als er langsam an den Saiten zupfte. Und was zum Teufel spielte er?
    Emily bekam Gesellschaft von den anderen Finalisten, die ausnahmslos genauso neugierig waren wie sie. Es war wirklich ein faszinierendes Schauspiel. War dieser Typ, dieser Blues Brother, im Begriff, seine Chancen auf den Sieg zu verspielen? Oder wardies eine überaus raffinierte Taktik, das Publikum und vielleicht sogar

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