Das Buch Ohne Gnade: Roman
sie einfach zu verrückt ist.«
»Tatsächlich?« Das Wort signalisierte totales DesInteresse.
»Ja. Das Ganze ist so verrückt, dass du wahrscheinlich glaubst, ich hätte es mir ausgedacht. Es geht um, wie soll ich sagen, alles mögliche übernatürliche Zeug.«
Der Kid blies Julius eine weitere Rauchwolke ins Gesicht. »Weißt du«, sagte er leise, »vor zehn Jahren hat meine Mutter sich in einen Vampir verwandelt und versucht mich umzubringen. Ich habe meine Zweifel, dass irgendetwas von dem, was du mir erzählen könntest, mich genauso schockieren würde, also warum redest du nicht einfach weiter?«
Julius spielte mit der Bierflasche und drehte sie so lange, bis er das Etikett mit dem Bild eines kackenden Affen sehen konnte.
»Okay. Du weißt, dass diesem Typen, Nigel Powell, dieses Hotel gehört?« Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, obwohl sich niemand in Hörweite befand. »Weißt du, wie er zu diesem Hotel gekommen ist?«
»Nein.«
»Er hat mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen.«
»Und?«
»Und, nun – das Hotel wurde über dem Tor zur Hölle erbaut.«
»Und?«
»Powell hat dem Teufel seine Seele verkauft. Dafür hat der Teufel ihm dieses Hotel und den gesamten Reichtum vermacht, der sich damit verdienen lässt.«
Der Bourbon Kid trank einen deutlich kleineren Schluck von seinem Whisky, ehe er antwortete. »Klingt doch wie ein gutes Geschäft.«
»Sicher. Aber da gibt es einen Haken. Kein Vertrag mit dem Teufel ist jemals eindeutig und in trockenen Tüchern. Es ist immer nur ein Ein-Jahres-Vertrag. Jedes Jahr zu Halloween mussPowell jemanden finden, der seine oder ihre Seele dem Satan verkauft. Jedes Jahr eine andere Person. Wenn ihm das nicht gelingt, dann hat er seine Abmachung gebrochen.«
»Heißt wohl, dass er für alle Zeiten in die Hölle kommt, nehme ich an.«
Julius schüttelte den Kopf. »Viel schlimmer. Das ganze Hotel bricht zusammen und verschwindet am Ende der Geisterstunde in den Tiefen der Hölle, wenn er niemanden findet, der seine Seele dem Teufel verkauft und seinen Platz einnimmt.«
Der Kid seufzte. »Ich glaube kein einziges Wort von diesem Scheiß. Warum gibst du nicht einfach zu, dass du eigentlich nichts anderes willst, als diese Show zu gewinnen, stimmt’s?«
»Bist du interessiert oder nicht?«
»Sag mir einfach, wen du tot sehen willst.«
»Ich bin einer von fünf Konkurrenten, die diesen Wettbewerb gewinnen können. Ich will, dass die anderen vier eliminiert werden. So wie es aussieht, kriegt der Sieger dieses Wettbewerbs einen Eine-Million-Dollar-Vertrag von Powell. Aber dieser Vertrag wird nicht mit Powell geschlossen, sondern mit dem Teufel. Wenn der Sieger ihn unterschreibt, dann hat er seine Seele an den Satan verkauft.«
Der Kid musterte Julius misstrauisch. »Ich glaube nichts von diesem Mist. Du hast doch gerade gesagt, dass ich dir dabei helfen soll, diese Show zu gewinnen. Warum willst du gewinnen und deine Seele dem Teufel verkaufen?«
Julius grinste selbstgefällig. »Ich habe meine Gründe.«
»Und die wären?«
»Das brauchst du nicht zu wissen.«
»Wie du willst. Aber es wäre doch einfacher, wenn ich mir diesen Nigel Powell vornehme und dafür sorge, dass er dich gewinnen lässt.«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Damit käme er zu einfach aus der Sache raus.«
Die Kid schüttelte den Kopf. »Meinst du? Ich kann richtig unangenehm werden, wenn ich in der richtigen Stimmung bin.«
»Hör mal, Mister. Vertrau mir einfach. Alles, was du tun musst, ist, meine vier Hauptkonkurrenten aus dem Weg zu räumen. Damit wäre ich der einzige Sänger im Finale, der seinen Song mit dem Hausorchester geprobt hat. Und damit wäre ich der sichere Sieger.«
Der Bourbon Kid hob eine Augenbraue und musterte Julius, als wollte er sich vergewissern, dass er es ernst meinte. Das war wohl der Fall. »Demnach ist diese ganze Show manipuliert?«
»Nun – ja. Ist es denn nicht immer so?«
Der Kid nahm einen letzten langen Zug von seiner Zigarette, dann drückte er sie auf der Theke aus. »Ich denke schon. Und was geschieht, wenn du gewonnen hast?«
»Ich gebe dir deine fünfzig Riesen.«
»Fünfhundert Riesen.« Das Knurren klang plötzlich, als wäre es auch noch schockgefroren.
»Klar, was immer du willst. Wenn du im Töten wirklich so gut bist, wie die Leute erzählen, dann wäre das Geld gut angelegt.«
»Wie du meinst.«
»Dann sind wir im Geschäft?«
»Wir sind im Geschäft. Aber hör gut zu: Wenn du die Abmachung brichst, dann
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