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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Opfer immer zur Strecke.
    Sanchez brauchte ihn nicht lange zu betrachten, um zu begreifen, dass es Zeit wurde zu verschwinden, ehe eine der Empfangsdamen ihrem jüngsten Gast von dem Umschlag erzählte, an dem sich jemand unbefugt zu schaffen gemacht hatte. Genau in diesem Moment, als spürte er, dass er beobachtet wurde, schaute Invincible Angus zu Sanchez hinüber und funkelte ihn böse an.
    »Was starrst du so blöd, Fettsack?«, knurrte er.
    Eine Antwort erübrigte sich. Sanchez machte schnellstens kehrt und eilte davon, um Elvis zu suchen.

DREIZEHN ♦
    Im Laufe der Jahre hatte Luther sich mit seinen Auftritten als Otis Redding einen umfangreichen Stamm von Verehrern geschaffen. Aber es war die Anerkennung der drei Juroren beim Back-From-The-Dead -Wettbewerb, die über seine Zukunft bestimmen würde. Wenn er diesen Wettbewerb gewann, erhielte er einen Vertrag mit dem Kasino und brauchte nie wieder »richtig« zu arbeiten. Als herumreisender Entertainer in der Nachtclub-Szene verdiente er kaum genug, um von Woche zu Woche überleben zu können. Diese einmalige Gelegenheit könnte all dies von Grund auf ändern. Solange er die Ruhe bewahrte.
    Das Erste, wonach ein Tribute Act beurteilt wurde, war die äußere Erscheinung des jeweiligen Künstlers. Und Luther hatte große Sorgfalt darauf verwandt, absolut perfekt auszusehen. Der erste Eindruck war entscheidend, und er war bei seinem Streben nach Ruhm entschlossen, keine Mühe zu scheuen. Er hatte sich speziell für diese Show einen glänzenden schwarzen Anzug und ein scharfes rotes Oberhemd maßschneidern lassen. Der Anzug trug den Namen »Otis« in Gold als Stickerei über der linken Brusttasche und in viel größeren Lettern auf dem Rücken. Protzig? Nun ja, vielleicht ein wenig, aber wichtig ? Absolut. Sofort als in Frage kommender Künstler erkannt zu werden, war lebenswichtig. Diese Lektion hatte Luther schon früh gelernt. Es half ihm dabei, die Illusion zu erzeugen, dass er wirklich Otis Redding war.
    Während er auf die Bühne hinaustrat, sah er sich selbst auf einem großen Fernsehschirm, der erhöht auf dem hinteren Teil derBühne aufgestellt worden war. Deswegen würde das Publikum jeden noch so kleinen Schweißtropfen auf seiner Stirn deutlich sehen können.
    Auf dieser Bühne im großen Konzertsaal des Hotels vor Tausenden von Zuschauern zu stehen, war der aufregendste Moment seiner bisherigen Karriere. Der Zuschauerraum vor ihm sah absolut riesig aus, viel größer als jeder andere, vor dem er je aufgetreten war. Vor sich hatte er mindestens einhundert Sitzreihen, die nach hinten stetig anstiegen und in drei Sektoren aufgeteilt waren. Der mittlere Sektor war dreißig Sitze breit, während die seitlichen Segmente in jeder Reihe jeweils fünfzehn Sitze hatten. Und in diesem Moment war jeder dieser Sitze besetzt.
    Hoch oben verlief eine Galerie vom Bühnenrand bis zur Mitte, wo sich das rundum verglaste Tonstudio befand. Ein Diskjockey, der auch als Beleuchter fungierte, saß darin. Luther schaute hoch und verfolgte, wie der DJ in der Nase bohrte. Augenblicklich schaute er weg und versuchte, dieses Bild aus seinem Bewusstsein zu verdrängen.
    Das Vorsingen für das Finale war seit einer halben Stunde im Gange. Die ersten Konkurrenten waren diejenigen, die sich echte Hoffnungen machten. Sie hatten keine Ahnung, dass die Show manipuliert war, und waren teilweise zig Kilometer weit gereist in der Hoffnung, dass ihre Träume irgendwann wahr würden. Einige waren außerordentlich gut und hätten zweifellos einen Platz im Finale verdient. Andere waren bedauernswert schlecht. Aber jetzt, nach einer halben Stunde, sollte Otis, der erste der fünf Konkurrenten, die insgeheim schon für das Finale ausgewählt worden waren, auf der Bühne erscheinen. Er brauchte nichts anderes zu tun, als darauf zu achten, dass er seinen Auftritt nicht völlig vermasselte.
    Auf der Bühne direkt vor ihm konnte er den Tisch mit den drei Juroren erkennen, die jede seiner Aktionen genau beobachteten. Es war, als prüften sie sein Temperament und hielten Ausschau nach irgendwelchen Schwachpunkten. Er spürte ihre Augen vielintensiver als das Scheinwerferlicht von oben. Er kannte nur einen der Juroren. Die Jury bestand aus einer Schwarzen, einer Weißen und, in einem Sessel zwischen ihnen, einem Mann mit seltsam orangener Sonnenbräune. Dies war Nigel Powell, der Oberjuror und der Erfinder und Finanzier des Wettbewerbs.
    Sie saßen an einem silbern getäfelten Tisch, der quer vor der

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