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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Candy Perez, und sie zehrte von dem Ruhm, in den mexikanischen Top Ten einmal mit einem eingängigen Sommerhit vertreten gewesen zu sein, der für den effekthascherischen Tanz, der ihn begleitete, berühmter gewesen war als für irgendwelche sängerischen Fähigkeiten, über die seine Interpretin vielleicht verfügt haben mochte. Jetzt bedachte sie Luther mit einem strahlenden Lächeln. Das Lächeln erzeugte nicht eine Falte in ihrem Gesicht, obgleich sie längst über die vierzig hinaus war. Genauso wie Nigel Powell war sie mit Botox vollgepumpt und verdammt stolz darauf. Sie hatte üppig gelocktes blondes Haar und trug eine exklusive weiße Lederjacke, deren Reißverschluss halb offen stand und die die ausladenden Brüste zu einem beeindruckenden Vorbau zusammenpresste. Sie schien unter der Jacke nichts weiter zu tragen, daher konnte man nur für sie hoffen, dass der Reißverschluss dem beachtlichen Druck standhielt.
    »Luther, ich denke, du warst riesig.« Sie schenkte dem aufgeregten Sänger ein blendend weißes und durch und durch aufgesetztes Lächeln. »Es war das Beste, das ich bisher gesehen und gehört habe. Herzlichen Glückwunsch. Ich glaube, du hastechte Chancen, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Du hast deine Sache richtig gut gemacht, Süßer.«
    Während weiterer wilder Applaus durch den Saal rauschte, hätte Luther am liebsten die Faust in die Luft gestoßen und laut » JAAAAA !!!« gebrüllt, doch er entschied sich, Würde und zurückhaltung an den Tag zu legen.
    »Danke – äh, vielen, vielen Dank«, murmelte er bescheiden.
    Und nun zum dritten Juroren. zu dem, dessen Meinung wirklich zählte. Nigel Powell.
    Powell wusste, wie man mit dem Publikum umsprang, und er war zweifellos der unbestrittene Star der Show. Dass er der Erfinder und Eigentümer der Show und zugleich ihr oberster Juror war, hatte zur Folge, dass seine Meinung bedeutsamer war als die aller anderen. Und er liebte es, im Mittelpunkt zu stehen. So viel war schon an seiner äußeren Erscheinung zu erkennen. Das elegante schwarze Oberhemd unter dem makellosen weißen Anzug war ziemlich geschmacklos, aber es lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Mann. Und die Frauen im Publikum liebten ihn. Er wusste es und sie wussten es, und zwar jede einzelne von ihnen. Sämtliche Frauen, die er kennenlernte, schienen seinem Zauber zu verfallen. Der Mann verströmte Charme in rauen Mengen, aber ihn umgab auch eine Aura des Geldes und der Macht. Daher brauchte Luther ihn nicht nur auf seiner Seite, um ihm den sicheren Einzug ins Finale zu garantieren, sondern auch um das Publikum zu überzeugen, dass er den Gesamtsieg davontragen könnte, wenn er es bis dorthin schaffte.
    Der Hauptjuror gab dem Publikum außerdem Zucker. Seine Körpersprache verriet nichts von seiner Reaktion auf Luthers Darbietung, aber nachdem er für eine ganze Weile so getan hatte, als würde er ernsthaft über sein Urteil nachdenken, ergriff er schließlich das Wort. Seine Stimme war tief und kontrolliert, und der Tonfall hatte fast etwas Feierliches.
    »Luther«, sagte er, nickte gewichtig, hielt jedoch ständig den Augenkontakt mit dem jetzt zunehmend nervöser werdendenOtis-Redding-Imitator aufrecht, »Luther – verrat mir mal, wie sehr wünschst du dir, diesen Wettbewerb zu gewinnen?«
    »Der Sieg bedeutet mir alles.« Die flatternden Nerven des Sängers verwandelten seine Antwort in ein gehetztes Quieken.
    »Wirklich? Und glaubst du, du hast alles, was dafür nötig ist?«
    »Ja.« Das Fragespiel war nervenaufreibend, obgleich die Antworten auf der Hand lagen. Es war, als prüfte Powell den Charakter seiner Kandidaten nur, um sich selbst hervorzutun.
    »Und glaubst du, du könntest eine solche Vorstellung an fünf Abenden in der Woche auf die Bühne bringen? In meinem Hotel? Und jedes Mal genauso gut wie gerade eben?«
    »Ja, Nigel. Ich weiß, dass ich das könnte. Wenn Sie mir dazu die Chance geben. Ich werde alles tun, was nötig ist. Das bedeutet mir so viel.«
    Powell lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedachte Luther mit seinem strahlend weißen Lächeln.
    »Gut. Ich glaube nämlich, dass du die Riesenchance hast, diese Veranstaltung für dich zu entscheiden. Ich sehe bei dir die Qualitäten eines echten Stars. Ich bin ziemlich sicher, dass wir dich später im Finale wiedersehen werden. Gut gemacht.«
    Das Publikum begann zu pfeifen und zu jubeln und stand nicht nur von den Plätzen auf, sondern hüpfte wie wild auf und nieder, während es applaudierte. Die

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