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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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darauf ausgerichtet, die Begeisterung der zuschauenden Fans zu dämpfen. Sicher, Sanchez war befangen, aber er hielt Elvis in jeder Hinsicht für ebenso gut wieden Otis-Redding-Imitator, der vor ihm aufgetreten war. Elvis dachte ebenso. Aber der einzige Juror, der ihm echtes Lob spendete, war Candy Perez. Elvis zwinkerte ihr zu und bewahrte die Ruhe, indem er sorgfältig vermied, die beiden anderen Juroren als ignorante Wichser zu beschimpfen.
    Gekonnt lässig und würdevoll verließ er die Bühne in Richtung Sanchez, winkte dem Publikum zu und verteilte Kusshände. Sobald sie ihn nicht mehr sehen konnten, verschwand sein Lachen und sein Gesicht zeigte einen mürrischen Ausdruck. Sanchez, der die Miene seines Freundes beobachtete, vermutete, dass jetzt einiges an moralischer Unterstützung vonnöten war.
    »Yo, Elvis! Du warst super, Mann. Schätze, der Platz im Finale ist dir sicher«, platzte er heraus. Er meinte es wirklich so.
    » Scheiße ! Die verdammte Show ist manipuliert, Mann«, knurrte Elvis. Er konnte Kritik nur schwer ertragen. Eigentlich konnte er das gar nicht. Und in diesem Punkt hatte er nicht ganz Unrecht. Er wusste, wie man mit einem Publikum umging und hatte seine Nummer bis zur Vollkommenheit geprobt. Jeder, der etwas anderes behauptete, wäre ein verdammter Lügner.
    »Tatsächlich? Glaubst du wirklich, dass da getrickst wird?«, fragte Sanchez.
    »Klar doch. Hast du nicht gesehen, wie die Juroren diesen Otis-Redding-Typen geradezu gefeiert haben, obgleich an dem überhaupt nichts Besonderes war? Jeder kann Otis Redding imitieren«, fügte er geringschätzig hinzu.
    »Du warst besser als er, so viel ist schon mal sicher.«
    Elvis nickte zustimmend. Es war klar, dass trotz seines nahezu übermenschlichen Selbstvertrauens ein paar Komplimente von Sanchez mehr als willkommen waren.
    »Danke, Sanchez. Finde ich ganz toll von dir. Ich glaube aber immer noch, dass ich in den Arsch gekniffen bin. Und weißt du noch was? Als ich da draußen war – und gesungen habe, weißt du –, hat mich ein Blitz getroffen.«
    »Scheiße, Mann. Ich habe nichts gesehen.«
    »Nein, du Idiot. Ich meine, mir ist etwas eingefallen, hatte quasi ’ne Erleuchtung. Dieser Otis-Redding-Imitator – nun, er war einer von den Typen auf den Fotos in diesem Umschlag, oder nicht?«
    Sanchez überlegte für einen Moment. Er hatte nur die letzten Sekunden von Otis Reddings Auftritt mitbekommen. Das meiste, das er gesehen hatte, waren der Rücken und der Hinterkopf des Sängers gewesen, als er sich die Komplimente der Juroren anhörte. Aber er hatte einen ungehinderten Blick auf sein Gesicht gehabt, als er an ihm vorbei hinter die Bühne gegangen war. In diesem Moment war es ihm nicht aufgefallen, aber ja – Elvis hatte Recht.
    »Scheiße, ja. Dann war das vielleicht gar keine Todesliste, oder? Vielleicht hat jemand versucht, einen der Juroren zu bestechen, um die Leute auf den Fotos ins Finale zu bringen.«
    Elvis blickte Sanchez über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg in die Augen. »Ja?«, sagte er. »Wenn es Bestechung war, wo war dann das Geld?«
    Sanchez spürte, wie seine Wangen sich ein wenig röteten. »Äh, na ja«, stotterte er. »Dann war es wohl doch eine Todesliste.«
    »Das ist auch meine Meinung«, sagte der King niedergeschlagen. »Obgleich auch zu einer Todesliste meistens ein Geldbetrag gehört.« Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr: »Auf jeden Fall ist hier heute irgendeine seltsame Scheiße im Gange. Und das gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Nur gut, dass du diesen verdammten Umschlag zur Rezeption gebracht hast.« Er hielt abermals inne, als fiele ihm plötzlich ein, dass Sanchez ein notorischer Lügner war und den Umschlag auch irgendwo in einen Mülleimer hätte werfen können. »Du hast ihn doch dort abgegeben, oder?«, fragte er misstrauisch.
    »Na klar. Sicher. Natürlich hab ich das getan. Und keine Minute zu früh. Als ich auf dem Weg hierher war, tauchte dieser Claude Balls, der eigentlich mein Zimmer reserviert hatte, plötzlich an der Rezeption auf.«
    »Hat er dich gesehen?«
    »Nee! Ich hab mich sofort verpisst. Der Kerl ist ein Riese.«
    »Ein schwerer Brocken, hm?«
    »Ja. Und hässlich. Sah aus, als würde er einen guten Profikiller abgeben.«
    »Wenn das so ist, Sanchez, dann empfehle ich dir, deinen Koffer aus dem Zimmer zu holen, ehe er hinauffährt und nach dir sucht.«
    »Ja. Das habe ich mir auch schon gedacht.« Sanchez sah sich nervös um. »Die Sache ist nur, dass ich

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