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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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als sei er daran gewöhnt, dass die Leute ihm freundlich begegneten, und er war auf jeden Fall wachsam, was Johnnys Absichten betraf. Kurt sah aus wie ein Außenseiter und tat offenbar nichts, um sich an seine Umgebung anzupassen.
    »Wenn ich ehrlich bin, mache ich mir fast in die Hose«, antwortete er mit entwaffnender Offenheit.
    »Wirklich? Da habe ich vielleicht etwas, das dagegen hilft.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    Kurt musterte ihn argwöhnisch. »Du willst mir doch nicht etwa von Jesus und der Kraft des Gebetes erzählen, oder?«, fragte er.
    »Nee«, meinte Johnny grinsend. Indem er den Körpergeruch seines Gegenübers zu ignorieren versuchte, beugte er sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Was hältst du von einer Line Koks?«
    »Hast du welches?«
    Lieber Himmel, dieser Typ ist wirklich etwas ganz Spezielles , dachte Johnny. »Nein, ich hab’s nur aus Jux angeboten«, sagte er voller Sarkasmus, ehe er hinzufügte: »Natürlich habe ich was. Bist du dabei?«
    »Yo! Wohin gehen wir?«
    Johnny deutete mit einem Kopfnicken zum Ausgang und Kurt folgte ihm in den Korridor. Sie gingen zur Herrentoilette auf der rechten Seite. Nach einem kurzen Blick in die Runde schob Johnny sich durch die Tür, dicht gefolgt von Kurt.
    Die Toilette war leer und sie gingen zur zweiten Kabine. Der Raum war peinlich sauber und der weiße Fliesenboden sah aus, als sei er erst vor Kurzem gewischt worden. Nachdem er sich ein letztes Mal vergewissert hatte, dass ihnen niemand gefolgt war, schaute Johnny sich noch einmal um und drückte dann die Tür hinter ihnen zu und verriegelte sie. Die Toilette in der Kabine, die sie ausgesucht hatten, war genauso sauber wie der Fußboden draußen. Nicht ein Tropfen Pisse auf der blendend weißen Brille.
    Kurt klappte den Klodeckel nach unten und trat zur Seite, um seinem neuen Kumpel Platz zu machen. Johnny holte eine kleine Tüte Kokain aus der Hosentasche. Er hatte gehofft, nicht zu dem Zeug Zuflucht nehmen zu müssen, weil er eigentlich mit völlig klarem Kopf auf die Bühne gehen wollte, aber als er an diesem Morgen die Tüte mit dem weißen Pulver in die Tasche gesteckt hatte, war ihm klar gewesen, dass er am Ende doch etwas davon nehmen würde.
    Er öffnete die Tüte und sah, wie Kurts Augen aufleuchteten, als er einiges von dem Pulver auf den Klodeckel streute. Als Nächstes holte er eine Rasierklinge aus der Brusttasche seines schwarzen Oberhemdes. Mit der Rasierklinge teilte er das Pulver in vier gleichlange Linien von etwa anderthalb Zentimetern auf. Er brauchte dafür weniger als dreißig Sekunden, und er konnte feststellen, dass sein neuer Kumpel zutiefst beeindruckt war.
    »Willst du zuerst?«, fragte er.
    Die Antwort war ein entschiedenes Ja. Kurt hielt bereits einen kurzen, rot-weiß gestreiften Plastikstrohhalm in der Hand und war bereit. Noch vor wenigen Minuten hatte er Sprite durch den Strohhalm gesogen. Er hatte sicher nicht zu hoffen gewagt, dass er ein stärkeres Stimulans finden würde.
    »Treten Sie zur Seite, guter Mann«, sagte er übertrieben förmlich. Dann kauerte er sich auf den Fliesenboden, steckte sich ein Ende des Strohhalms in ein Nasenloch, drückte das andere mit einem Finger zu und saugte die erste Linie auf. Er inhalierte sie in einem einzigen langen Zug, ließ sich dann in der Hocke nach hinten kippen und blinzelte mehrmals. Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab und schniefte heftig, um auch die letzten Reste aufzusaugen, die vielleicht noch am Rand seines Nasenlochs klebten.
    »Das ist hervorragender Shit, Mister Cash. Oh ja. Sehr guter Shit«, sagte er. Dann hielt er Johnny den Strohhalm hin. Johnny nahm ihn, ging in die Hocke, beugte sich über den Klodeckel und sog die zweite Linie auf.
    Draußen öffnete jemand die Tür der Herrentoilette. Johnny hörte Schritte. Stiefel klackten auf den Fliesen. Er hatte gerade die erste Linie inhaliert und blinzelte heftig, während er versuchte, den Drang zu kontrollieren, laut zu rufen, wie gut dieser Shit war.
    Die Person außerhalb der Kabine ging langsam über den Fliesenboden. Johnny lugte unter der verriegelten Tür nach draußen und sah ein Paar abgewetzter schwarzer Stiefel, die an der ersten Kabine vorbeigingen. Vor der Tür, hinter der er und Kurt Cobain kauerten wie Schüler mit einem Tittenmagazin, blieben die Stiefel stehen. Johnny Cash sah zu Kurt, der genauso besorgt dreinschaute wie er. Vom Sicherheitsdienst auf dem Hotelgelände beim Konsum illegaler Substanzen erwischt zu werden, hätte die

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