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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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waren im Begriff, die Tür aufzubrechen und hineinzustürmen.
    Elvis hob eine Hand, um sein Gesicht zu verdecken, und trat zur Seite, wo er vom Korridor aus nicht gesehen werden konnte. Dann flüsterte er Sanchez gehetzt zu: »Drück auf Parterre. Wir müssen schleunigst hier raus.«
    Sanchez hörte die Aufforderung, war jedoch so sehr damit beschäftigt, die Wachmänner anzustarren, dass er nicht darauf achtete, auf welchen Knopf der Armaturentafel er drückte.
    Alle vier Wachmänner drehten die Köpfe, um zu sehen, wer sie aus dem Fahrstuhl anstarrte. Was sie sahen, war, wie Sanchezdie Hand nach der Armaturentafel ausstreckte, um auf den Parterreknopf zu drücken. Und ihn nicht traf. Stattdessen bohrte er den Zeigefinger in ein offenes Auge des toten Otis-Redding-Doubles. Das erschreckende Gefühl, in etwas Kaltem und Weichem herumzustochern, ließ ihn ruckartig zurückweichen. Seine Aktion hatte jedoch eine katastrophale Auswirkung. Die Leiche kippte aus ihrer Position an der Wand nach vorne und sank vor Sanchez auf den Boden der Liftkabine, wo sie auch für die vier Männer im Korridor zu sehen war.
    »Oh Scheiße!« Sanchez riss sich zusammen, fand den Parterreknopf und drückte eilig darauf. Er war zu langsam. Die Wachmänner hatten die Leiche gesehen und betrachteten sie und Sanchez mit zunehmendem Interesse. Elvis’ Gesicht war sicher vor ihren Blicken verborgen, aber der goldene Ärmel seines Bühnenanzugs ragte ein kleines Stück aus der Fahrstuhltür.
    »Hey, Sie. Stehen bleiben! «, brüllte der dem Fahrstuhl am nächsten stehende Angehörige des Sicherheitsteams. Er hatte erstaunlich schnell eine Pistole gezückt und zielte jetzt damit auf den Fahrstuhl.
    Elvis stieß Sanchez zur Seite. »Zurück nach hinten an die Wand«, zischte er. »Pass auf, dass sie dich nicht zu lange und zu genau sehen können.
    Entsetzlich langsam begannen sich die Fahrstuhltüren zu schließen, während die vier Sicherheitswachleute durch den Gang auf sie zustürmten.

FÜNFZEHN ♦
    Johnny Cash – oder besser gesagt sein Imitator – musste noch gut über eine Stunde bis zu seinem Auftritt warten. Er hatte hinter der Bühne mit den anderen Sängern und Sängerinnen herumgehangen und jeden mit seiner coolen, unerschütterlichen Selbstsicherheit beeindruckt. Niemand ahnte, dass er sich unter seinem lässigen äußeren fast in die Hose machte. Eine Million Dollar standen auf dem Spiel. Für den Zweiten gab es nichts, keinen Cent. Es war völlig egal, wie gut er im Laufe seiner Karriere mit allem möglichen Stress zurechtgekommen war, dies war ein völlig anderes Spiel.
    Im Aufenthaltsraum hinter der Bühne, der gerammelt voll war mit Kandidaten, die kostümiert waren wie ihre verstorbenen Lieblingssänger, ging es zu wie in einem Bienenstock. Gemütliche Sofas, Sessel und Sitzsäcke standen herum, und vor jeder der vier Wände hatte man Tische mit Getränken und diversen Snacks aufgebaut. Nichts von alledem schaffte es auch nur andeutungsweise, einen der Anwesenden zu beruhigen. In diesem einen Raum war mehr nervöse Energie und Anspannung versammelt als im gesamten übrigen Hotel.
    Die Person, die Johnny am meisten beneidete, war Luther, der Otis-Redding-Imitator. So ein verdammter Glückspilz. Er hatte seinen Auftritt bereits hinter sich, und jetzt entspannte er sich wahrscheinlich irgendwo in dem Bewusstsein, dass er so gut wie sicher ins Finale vorgedrungen war. Johnny wünschte sich, er könnte das Gleiche tun, aber er brauchte jetzt eine Aufmunterung,eine Art Energiespritze für sein Selbstbewusstsein, um die quälende Wartezeit bis zu seinem Auftritt zu überstehen. Er wollte sich außerdem vergewissern, dass die anderen Bewerber hinter der Bühne genauso nervös waren wie er selbst und nicht nur so taten als ob.
    Er ließ den Blick über die anderen Interpreten schweifen und suchte sich ein geeignetes Ziel aus. Und tatsächlich, Kurt Cobain schien nach der langen Wartezeit ebenfalls angespannt und ein wenig von der Rolle. Er stand abseits von den anderen in der Nähe des Ausgangs zum Korridor und trank mit einem Strohhalm aus einer lauwarmen Dose Sprite. Ach, was soll’s , dachte Johnny und ging zu ihm hinüber.
    »Yo, Cobain! Wie geht’s denn so, Mann?«, fragte er mit einem selbstsicheren Lächeln, das seine Nervosität kaschierte.
    Der verlottert aussehende Sänger erwiderte das Lächeln und verschluckte sich, sodass er husten musste und ein paar Tropfen Sprite aus seiner Nase rannen. Er machte nicht den Eindruck,

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