Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
reichte Valerie zehn Dollar. Sie nahm das Geld und verstaute es in einer schwarzen Tasche vorne an ihrem Rock. Dann war sie so vernünftig, schnellstens den Rückzug anzutreten.
    »Danke«, sagte Angus verkniffen, griff nach dem Glas und trank einen Schluck. Die Eiswürfel verschoben sich und drückten gegen seinen Spitzbart. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken trocken, während er das Glas aufs Tablett stellte. »Also – wo zum Teufel sind meine zwanzig Riesen? Ich schätze, die schuldest du mir auf jeden Fall schon mal dafür, dass ich den weiten Weg hierhergekommen bin.«
    »Ich weiß nicht, welches Spiel du spielst, Mister Balls«, Julius betonte den Namen mit unverhohlenem Spott, »aber die zwanzig Riesen waren in dem Umschlag. Zumindest waren sie es, als ich ihn unter deiner Zimmertür durchschob. So wie ich es sehe, schuldest du mir jetzt zwanzigtausend.«
    »Fick dich doch ins Knie. Die Tussi am Empfang erzählte mir, das Zimmer sei einem Typen namens Sanchez Garcia gegeben worden. Weshalb zum Teufel ist er hier?«
    zum zweiten Mal wirkte Julius ehrlich überrascht. »Wer ist das?«
    »Das möchte ich gerne wissen. Ist er der Mann, dem du den Job gegeben hast?«
    »Scheiße, ich kenne den richtigen Namen des Mannes gar nicht, dem ich den Job gegeben habe. Nur dass er den meisten Leuten als Bourbon Kid bekannt ist. Er hat nicht viel dafür übrig, mit seinem richtigen Namen hausieren zu gehen.«
    »Der Bourbon Kid, hä? Dieser Wichser also. Nun, hat er den Job schon erledigt? Denn ich bin jetzt hier und bereit anzufangen.«
    Julius seufzte, dann zuckte er sorglos die Schultern. »Wenn man seinem Ruf trauen darf, dürfte der Job in etwa zehn Minuten erledigt sein.«
    »Nun, das werden wir sehen.« Angus griff nach seinem Scotchglas, trank den Rest und zermalmte anschließend die Eiswürfel zwischen den zähnen, als wollte er Julius mit seiner Fähigkeit beeindrucken, niedrige Temperaturen zu ertragen. Dann stellte er das Glas unsanft zurück auf das Tablett und erhob sich.
    »Ich suche erst mal diesen Sanchez Garcia und hol mir meine zwanzig Riesen zurück. Danach erledige ich den Job, wegen dem ich hergekommen bin.« Er verlieh dem Wort »erledige« einen besonders drohenden Klang.
    »Viel Glück dabei.«
    Angus konnte über Julius nur den Kopf schütteln. Dieser kleine Scheißer tat so, als ginge ihn das alles gar nichts an. Sein Verdacht, dass es besser wäre, sich nicht mit diesem Kerl einzulassen, hatte sich bestätigt. Er war sich nicht sicher, über wen er sich am meisten ärgern sollte, während er zurück ins Foyer stürmte. Seine Wut an Julius auszulassen, wäre reine Zeitverschwendung. Da war Sanchez Garcia ein viel besseres Ziel für seinen Frust.
    Es wurde Zeit, dass er sich einen neuen Plan zurechtlegte.

SIEBZEHN ♦
    Sanchez wurde von dem üblen Geruch überwältigt, den Otis Reddings Leiche verströmte. Der Anblick des Körpers hatte bei ihm bereits Übelkeit ausgelöst, und der Gestank in der Enge des Fahrstuhls machte es nur noch schlimmer. Und die Leiche schien ihn direkt anzustarren. Sie hatte außerdem die Augen eines Irren. Er versuchte überall hinzusehen, nur nicht in diese Augen, aber egal wohin er blickte, er konnte sie auf sich gerichtet sehen und spürte, wie sie sich in ihn hineinbrannten. Und jedes Mal, wenn er den Blick erwiderte, schienen sie größer geworden zu sein. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang, Otis in sein rundes Gesicht zu schlagen und ihn anzubrüllen, er solle endlich aufhören ihn anzustarren, aber er hatte so eine Ahnung, dass Elvis das nicht dulden würde.
    Er versuchte auch, sich bewusst zu machen, dass es im Augenblick wichtigere Dinge gab, mit denen er sich befassen sollte.
    Während der Fahrstuhl dem Parterre entgegensank, hoffte und betete Sanchez, dass Elvis einen Plan hatte, wie er sie aus ihrer misslichen Lage befreite. Wenn es darum ging, Leichen loszuwerden oder einen Mordverdacht von sich abzulenken, war Elvis sicherlich einer der Qualifiziertesten. Schließlich verdiente er sich damit seinen Lebensunterhalt. Es musste eine schriftliche Anleitung geben, wie man in solchen Situationen am besten verfuhr.
    »Scheiße, Mann. Verdammt, was machen wir jetzt?«, fragte Sanchez. Er konnte den verzweifelten Wunsch nicht kaschieren, dass Elvis das Kommando übernehmen sollte.
    »Hilf mir, ihn aufzuheben«, sagte Elvis. Er bückte sich, schob einen Arm unter die rechte Achselhöhle der Leiche und hievte seine Seite von ihr hoch.
    Nach kurzem

Weitere Kostenlose Bücher