Das Buch Ohne Gnade: Roman
schon gefragt, warum es hier drin so warm ist«, sagte er.
Elvis schlug ihm auf den Rücken und gab Gabriel ein Zeichen fortzufahren.
»Julius’ Seele gehört Gott. Wenn er diesen Vertrag unterzeichnet, dann verkauft er etwas, das ihm nicht gehört, daher wird der Vertrag null und nichtig sein. Und wenn Powell bis zum Ende der Geisterstunde an Halloween niemanden gefunden hat, der bereit ist, seine Seele zu verkaufen, dann fährt dieses Hotel mit ihm zusammen geradewegs in die Hölle hinab. Dieser verdammte Laden wird mit allem, was darin ist, in der Erde versinken, als wäre er nie da gewesen.«
»Was ist an Julius Besonderes?«, fragte Elvis. »Gehört Gott nicht jede Seele?«
Gabriel leerte seine Bierflasche mit einem einzigen tiefen Schluck, ehe er antwortete: »Julius ist der verschollene dreizehnte Apostel.«
Darauf folgte eine noch unbehaglichere Pause, während Elvis und Sanchez abwarteten, um zu sehen, ob er das ernst gemeint hatte. Schließlich ergriff der King das Wort. »Bist du dir dessen ganz sicher?«
»Rex glaubt es. Und wenn Rex davon überzeugt ist, dann reicht mir das.«
Elvis nickte. Er und Rodeo Rex kannten sich schon viele Jahre. Sie hatten im Laufe der Zeit einige schwierige Jobs erledigt und waren gute Freunde.
»Ohne Scheiß. Wenn Rex davon überzeugt ist, dann bin ich auf deiner Seite, aber das erklärt noch lange nicht, weshalb das ganze gottverdammte Hotel in die Hölle hinabfährt. Nur weil dieser Julius ein Apostel ist.«
»Hör mal, Mann«, sagte Gabriel. Er ärgerte sich zunehmend darüber, dass er alles erklären und begründen musste. »Ich weiß nicht genau, wie das Ganze funktioniert, klar? Ich habe die Bibel nicht geschrieben. Und soweit ich weiß, hat Gott mich auch nicht angerufen und um meinen Rat gefragt.«
»Das Ganze klingt trotzdem ein wenig weit hergeholt, nicht wahr?«, wandte Sanchez klagend ein.
»Hör mal, Fettsack. Eines der grundlegenden – ›Dogmen‹ nennen sie es – also eins der wichtigsten Dogmen der Religion und Gottes und all dieser Dinge ist der Glaube. Sie müssen glauben und Vertrauen haben.« Er versuchte halbwegs logisch zu klingen. »Ich denke, wir alle haben heute Abend gesehen, wie Zombies aus der Erde stiegen und versuchten, Menschen zu verspeisen. Das sagt mir, dass es so etwas wie das Leben nach dem Tode gibt, wenn man es denn Leben nennen kann. Und das heißt, dass es einen Gott geben muss. Was mich betrifft, so hatGott einen seiner Jungs, Julius, hierhergeschickt, um uns alle abermals zu retten. Ich werde mich ganz sicher nicht beklagen, dass man mir nicht alle Fakten geliefert hat. Ich empfehle euch, das Gleiche zu tun. Diejenigen, die ohne Glauben sind, werden als Erste untergehen, wenn es hart auf hart kommt.«
»Schon verstanden«, sagte Sanchez. »Aber während du dem dreizehnten Apostel hilfst, diesen Laden zur Hölle zu schicken, werde ich ein Taxi nach Hause nehmen. Kommst du mit, Elvis?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.«
»Weshalb zum Teufel nicht?«
»Zuerst einmal wirst du wahrscheinlich kein Taxi kriegen. Und du wirst keinen einzigen Cop auftreiben, der bereit wäre, zu diesem Hotel zu kommen. Im Augenblick graben sich überall in der Wüste Zombies aus der Erde und kommen hierher. In weniger als einer Stunde dürften sie hier sein. Wenn du durch diese Tür gehst, ehe sie hier sind, wirst du draußen bei lebendigem Leib gefressen.«
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Du sagst, wir sollen hier warten, bis sie eintreffen? Scheiße, Mann, das ist genauso dämlich.«
»Ja, das ist es.« Zu Sanchez’ Schrecken erklang hinter ihnen plötzlich die Stimme eines anderen Mannes. »Gabriel«, fuhr sie fort. »Komm mit mir. Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.«
Mit einem breiten Grinsen erhob sich der massige Biker von seinem Stuhl. Sanchez und Elvis drehten sich um. Hinter ihnen stand in seinem violetten Anzug Julius, der James-Brown-Imitator.
ZWEIUNDDREISSIG ♦
Nigel Powell war an Halloween immer ein wenig angespannt. Eigentlich war das eine Untertreibung, denn in Wirklichkeit war es zweifellos der stressigste Tag des Jahres.
Zunächst einmal war für den Back-From-The-Dead -Gesangswettbewerb jede Menge Planung nötig. Der Zeitplan war eng, und es mussten ganze Scharen von Interpreten gesichtet werden, einige gut, einige schlecht und einige so furchtbar, dass man hätte lachen können, wenn es nicht Nigel Powells Geld gewesen wäre, das dafür ausgegeben
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