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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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ihn umwabernde Rauchwolke, von einer ungebrochenen Kette gerauchter Zigaretten erzeugt, tat ein Übriges.
    Die Theke der Tapioca Bar war gut zehn Meter lang, und Jefe hatte davon sicher fünf Meter auf der linken Seite für sich allein. Auf der anderen Seite saßen sechs unangenehm aussehende Typen auf Hockern vor dem Tresen, schwere haarige Hell’s Angels, die ohne Zweifel der Boxkämpfe wegen in die Stadt gekommen waren und weil sie ihrem Helden Rodeo Rex zujubeln wollten. All diese Männer waren durchaus kampfstark, doch nicht dumm genug, sich auf Jefes Seite des Tresens zu verlaufen. Er war von genauso viel Anspannung umgeben wie Rauch, und jeder in der Bar spürte das. Sämtliche Gäste, die von den Tischen nach vorn kamen, um sich einen Drink zu bestellen, taten dies auf der volleren Seite der Theke, wo die Hell’s Angels saßen – aus Angst, Jefe zu nahe zu kommen oder womöglich respektlos zu erscheinen.
    Er hatte seine Sorgen seit vielleicht zwei Stunden in Bier ertränkt, als der Ärger durch die Tür spaziert kam. Er erschien in Gestalt zweier muskulöser Männer in schwarzen Anzügen. Sanchez erkannte sie auf der Stelle; es waren Carlito und Miguel, die Handlanger von El Santino. Carlito erspähte Jefe am Ende der Theke und ging geradewegs auf ihn zu, wie immer gefolgt von Miguel. Die beiden zogen sich je einen Hocker heran und nahmen rechts und links von Jefe darauf Platz.
    »Nett, dich zu sehen, Jefe«, sagte Carlito.
    »Verschwinde, fick dich selbst.«
    »Oh, das klingt irgendwie recht feindselig, meinst du nicht, Miguel?«
    »Ja, mein ich auch. Ich würde sagen, unser Freund Jefe ist überhaupt nicht erfreut, uns zu sehen. Woran könnte das wohl liegen?«
    »Ich weiß es nicht, Miguel. Vielleicht, weil er den Stein nicht mehr hat? Vielleicht hat er ihn verloren?«
    »Oder vielleicht wurde er von jemandem namens Marcus das Wiesel ausgenommen?« Die beiden Männer lachten spöttisch auf. Es war kein herzliches Geräusch.
    Jefe legte die Hände rechts und links auf den Tresen und drückte sich aus seiner kauernden Haltung hoch, bis er aufrecht saß.
    »Woher wisst ihr beide von Marcus dem Wiesel?«, grollte er.
    »Uns kommt so einiges zu Ohren«, antwortete Carlito. »Beispielsweise dass du mit irgendeiner jungen Braut herumhängst anstatt nach dem Stein zu suchen, der dir abhandengekommen ist.«
    Jefe war bei seinem derzeitigen Alkoholpegel durchaus imstande, die Auswirkungen seiner Trunkenheit zu kontrollieren. Obwohl er Sekunden zuvor noch als plappernde Schnapsdrossel dagestanden hatte, ließ die bloße Andeutung einer Gefahr Adrenalin in seinen Kreislauf schießen, das seine sämtlichen Sinne aus ihrem betäubten Zustand riss.
    »Hey, hört zu, ihr zwei Scheißkerle. Ich suche immer noch nach dem Auge, capisce ? Das Mädchen hilft mir dabei. Sie ist sehr einfallsreich, wisst ihr? Sie könnte euch beiden in den Arsch treten, wenn es sein muss.«
    Carlito konnte nicht anders, er musste grinsen. Es war ihm gelungen, Jefe mit einem Minimum an Aufwand aufzustacheln.
    »Weißt du was, Miguel?«, spottete er weiter. »Ich glaube, unser Jefe hat sich verliebt. Ist das nicht süß?«
    »Sicher, Carlito. Zuckersüß. Aber es dauert nicht lang, weißt du? Du kannst schließlich nicht verliebt sein, wenn du kein Herz mehr hast.«
    »Hör zu, Klugscheißer. Ich krieg den beschissenen Stein, okay?«, schnauzte Jefe und bedeutete Sanchez mit einem Wink, ihm noch ein Bier zu bringen. »Ich brauch einfach ein paar Tage länger, das ist alles.«
    Carlito schüttelte den Kopf. »Ein paar Tage – wie in zwei ? Das reicht nicht, Jefe. Du hast zehn Stunden. El Santino will diesen Stein vor Eintritt der Sonnenfinsternis morgen. Und weißt du was? Die Sonnenfinsternis tritt gegen Mittag ein. Du hast bis dahin Zeit, den Stein zurückzuholen.«
    »Warum die verdammte Eile?«
    Miguel packte Jefes Haare und riss seinen Kopf ein wenig zurück. »Das geht dich verdammt noch mal nichts an!«, sagte er drohend. »Tu das, wofür du angestellt wurdest, oder du bist morgen Mittag ein Fressen für die Geier.« Er ließ Jefes Haare los und blickte angewidert auf seine Hand.
    »Fressen für die Geier? Hey, leck mich am Arsch, Mann.« Jefe stand kurz davor abzuheben. Er würde sich nicht in der Öffentlichkeit demütigen lassen, von niemandem. Nicht mal von Carlito und Miguel. Trotz der Menge, die er getrunken hatte, war er noch immer ziemlich schnell. Er packte Miguels Hand und drückte sie zusammen, während er aufstand und sich

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