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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Abzug zitterte. Der Mann hatte einen heiligen Schreck erlebt.
    »Jensen, sind Sie allein?«, flüsterte er heiser.
    »Allmächtiger Gott, sind Sie das, Scraggs?«
    »Ja. Sind Sie nun allein oder was?«
    »Ja, ich denke schon – abgesehen von dieser verdammten Vogelscheuche.« Er war fast überwältigt vor Erleichterung beim Klang der vertrauten Stimme von Lieutenant Paolo Scraggs.
    »Eine Vogelscheuche? Das ist also nur eine Vogelscheuche?«, fragte Scraggs verblüfft.
    »Ja. Der Strohmann persönlich. Können Sie mich jetzt bitte losbinden, Scraggs?«
    »Sicher.« Scraggs trat vor und sprang auf die Strohballen, auf denen Jensen saß. Er stellte sich direkt hinter den gefesselten Detective und tastete umher, bis er das Klebeband gefunden hatte, mit dem Jensens Hände aneinandergefesselt waren. Doch er unternahm keinerlei Anstalten, das Band zu lösen oder durchzuschneiden. Stattdessen schien er die Situation als eine Gelegenheit zu betrachten, den gefangenen Ermittler auszufragen, was er bisher herausgefunden hatte.
    »Warum haben diese beiden Kerle Sie hergebracht, Jensen?«, wollte er wissen. »Und warum haben sie Sie nicht auf der Stelle erledigt?«
    »Können Sie mich nicht einfach losbinden?«, stöhnte Jensen auf. Er war zu müde für eine Befragung durch einen Kollegen. Er hatte schon zu viel durchgemacht.
    »Kommen Sie, Jensen. Ich hab Ihnen gerade den Arsch gerettet, also schätze ich, Sie können mir ruhig erzählen, was das alles zu bedeuten hat. Ich denke sogar, unter den gegebenen Umständen ist es das Wenigste, was Sie tun könnten. Ich könnte Sie einfach hier zurücklassen, wissen Sie?«
    Scraggs war selbst unter normalen Umständen ein schwieriger, ermüdender Typ, und Jensen fing an zu begreifen, warum Somers so wenig Toleranz gegenüber dem Lieutenant zeigte.
    »Hören Sie, Scraggs, man hat mich hier zum Sterben zurückgelassen. Die Kerle haben irgendwas erzählt von wegen der Vogelscheuche, die zur Geisterstunde zum Leben erwachen und mich fressen sollte. Sie haben mir nicht verraten, was sie von mir wollten oder irgendwas.«
    »Da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen, Jensen«, sagte Scraggs und warf einen Blick zu der Vogelscheuche. »Sie erwarten nicht ernsthaft, dass ich Ihnen das glaube? Es muss einen Grund geben, warum man Sie hierhergebracht hat. Sie haben etwas herausgefunden, und ich schätze, es ist an der Zeit, dass Sie Ihre Informationen mit uns Kollegen teilen. Wenn Sie hier gestorben wären, wenn diese beiden Schläger Sie umgelegt hätten, dann wären sämtliche Informationen, die Sie über unseren Serienkiller erlangt haben, verloren gewesen. Also, erzählen Sie mir endlich, was Sie herausgefunden haben, bevor ich die Geduld verliere?«
    Jensen war unbeeindruckt von den Einschüchterungsversuchen des anderen. Er hatte etwas entdeckt – etwas, das seine Aufmerksamkeit weit stärker fesselte als die verzweifelten Bemühungen des Lieutenants.
    »Scraggs …«
    »Was denn, Jensen?«
    »Passen Sie auf!«
    »Was? Aaarrrghhh! «
    Scraggs reagierte nicht schnell genug auf die Warnung von Jensen. Die Vogelscheuche war im Bruchteil einer Sekunde über ihm. Sie explodierte förmlich aus ihrer kauernden, zusammengesunkenen Position in der Schubkarre und rammte ihr ungezieferverseuchtes Strohgesicht in das des Lieutenants. Sie schlang die Arme um seinen Hals und raubte ihm den Halt und das Gleichgewicht. Er segelte mit der Vogelscheuche, die wie ein billiger Anzug an ihm klebte, schreiend und wild um sich schlagend von seiner erhöhten Position auf den Strohballen hinter Jensen zu Boden, während er sich zugleich verzweifelt bemühte, den rudernden Gliedmaßen seines Angreifers zu entgehen. Das Gesicht der Vogelscheuche war in seiner Halsbeuge und verursachte ein furchtbares Kitzeln und Jucken auf der weichen Haut unter dem Kinn.
    In seinem Entsetzen hatte Scraggs die Pistole fallen lassen. Nach mehreren Sekunden, die er sich von einer Seite zur anderen gerollt hatte, um den teuflischen Strohmann daran zu hindern, ihn zu beißen oder zu kratzen, gelang es Scraggs schließlich, das Wesen von sich zu schieben und sich zur anderen Seite davonzurollen, doch dabei prallte er gegen einen weiteren Stapel Strohballen, der wankte und über ihm zusammenstürzte. Ein großer Ballen krachte ihm direkt gegen die Stirn. Dann folgte der schmerzvollste Augenblick von allen. Das verrückte Gackern. Scraggs erkannte es auf der Stelle wieder. Archibald Somers! Er hatte eines von diesen

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