Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
absolute Agonie gefallen war.
Danach war Bourbon Kid ohne ein Wort des Glückwunschs und ohne jede Entschuldigung für seine unfaire Verhaltensweise nach dem Kampf aufgestanden und hatte die Bar verlassen.
Rex hatte mit der gesunden Hand seinen Gewinn eingestrichen und war zu einem Krankenhaus gefahren, wo man ihm zu seinem Entsetzen und trotz seiner heftigen Proteste die zerschmetterte Hand amputiert hatte, um ihm den Verlust des gesamten Arms zu ersparen. An jenem Tag hatte er seinem Gegner Rache geschworen, sollte er ihm jemals wieder begegnen.
Im Verlauf der Monate nach dem Zwischenfall hatte Rex seine Metallhand konstruiert, die sicherstellen würde, dass es bei ihrer nächsten Begegnung Bourbon Kid sein würde, der eine zerquetschte Hand zurückbehielt.
Normalerweise wurde Rodeo Rex wütend und bitter, wenn er nach ein paar Drinks an jene Ereignisse dachte, doch an diesem Abend steigerten seine Gedanken nur die innere Unruhe, die ihn erfasst hatte. Irgendetwas braute sich über Santa Mondega zusammen, und es war eine große Sache, dessen war Rex sich absolut sicher.
Zwei Vampire zu töten hätte seine Stimmung normalerweise ganz beträchtlich heben müssen. Das Töten war eigentlich ziemlich glatt verlaufen, doch irgendetwas daran fühlte sich unvollständig an. Mehr noch, sein sechster Sinn sagte ihm, dass das Töten an diesem Abend noch nicht vorüber war. Am schlimmsten von allem war, er hatte dieses schreckliche Gefühl, beobachtet zu werden. Irgendwann hatte er sich tatsächlich umgedreht und das Gesicht einer Frau gesehen, die ihn durchs Fenster angestarrt hatte. Das Gesicht hatte sich hastig zurückgezogen und war in der Dunkelheit verschwunden, doch irgendetwas daran hatte seine Erinnerung berührt. Er hatte die Frau schon einmal gesehen, aber wo? Er hatte Bourbon Kid auf der Stelle erkannt, doch diese Frau, ihr Gesicht – er vermochte es nicht einzuordnen, sosehr er sich auch bemühte. Er kannte Hunderte hübscher junger Frauen, und nach dem kurzen Blick durch das Fenster zu urteilen war sie eine der schönsten von allen. Unglücklicherweise hatte er bereits so viel Whisky getrunken, dass er nicht mehr klar genug denken konnte, um dahinterzukommen, woher er sie kannte. Er war sicher, dass es ihm am nächsten Morgen einfallen würde, und er kam zu dem Ergebnis, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen war, um mit dem Trinken aufzuhören. Sein Konzentrationsmangel war ein guter Indikator dafür.
Berkley, der Barmann der Nightjar Bar , war immer noch wütend über die Art und Weise, wie Rodeo Rex ihn abgekanzelt hatte, doch er besaß genügend Verstand, um sich nicht mit jemandem anzulegen, der Vampire so kompromisslos umlegte wie der riesige Mann, der vorn an seinem Tresen saß.
Berkley blieb fast zwei Stunden im Hinterzimmer und sah fern, während Rodeo Rex draußen am Tresen hockte und auf Kosten des Hauses trank. Hin und wieder gab es lautes Geschrei und das Geräusch von einem umherfliegenden Hocker. Berkley schätzte, dass Rex entweder immer betrunkener wurde und den Laden aus Übermut zertrümmerte oder dass er potenzielle Gäste verscheuchte.
Vor etwa einer halben Stunde hatte es einen ganz besonders lauten Radau gegeben. Es hatte ganz danach geklungen, als hätte Rex einen weiteren Vampir erledigt. Seither herrschte vollkommene Stille. Nicht einmal mehr ein Quieken war zu hören von einer der zahlreichen Ratten, die häufig draußen im Lokal umherhuschten.
Eine halbe Stunde lang Ruhe und Stille reichten so eben aus, um die Vermutung aufkeimen zu lassen, dass Rodeo Rex vielleicht genug hatte und nach Hause gegangen war. Berkley beschloss, einen Blick zu riskieren und nachzusehen, ob es sicher war, nach draußen zu gehen und für die Nacht zuzusperren.
Er streckte den Kopf durch die Tür und spähte in die Bar. Wie zuvor saß auch jetzt nur ein Mann am Tresen, nur dass es nicht Rodeo Rex war. Es war jemand anderes. Jemand Schlimmeres.
Jemand viel Schlimmeres.
Berkley spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Ein kalter Schauer rann ihm über den Rücken.
Auf einem Hocker vor dem Tresen saß ein Mann mit einer Kapuze. Der Barmann erkannte ihn augenblicklich. Er hatte den Mann erst ein einziges Mal im Leben gesehen. Fünf Jahre zuvor war er in die Bar gekommen und hatte jeden Gast getötet, außer den vor Angst fast besinnungslosen Wirt Berkley. Seit damals hatte es zahlreiche Gerüchte gegeben, dass der Mann mit der Kapuze inzwischen selbst getötet worden wäre, doch diese
Weitere Kostenlose Bücher