Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
also war er nicht wirklich einsam, oder?«
»Tonto war aber kein Ranger , richtig? Er war ein Indianer «, machte Mukka deutlich. Für einen Moment herrschte Schweigen.
»Ja, sicher«, sagte Miguel, als er endlich begriff, worauf Mukka hinauswollte. »Ich schätze, du hast recht. Ja. Ja, du hast recht.«
Das machte den Koch tollkühn. »Natürlich hab ich verdammt noch mal recht!«, krähte er.
Miguel war es nicht gewöhnt, dass jemand so mit ihm redete. Insbesondere nicht ein Niemand wie dieser Koch. Ein paar schmerzhaft lange Sekunden schien er zu überlegen, wie er reagieren sollte. Er stand völlig reglos; nur seine Augen bewegten sich. Es war, als hörte er eine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, was er tun sollte, und als blickte er sich suchend nach dem Besitzer dieser Stimme um.
Sanchez’ Magen drehte sich um. Er fürchtete, dass Miguel die Kommentare von Mukka übel aufnehmen könnte. Normalerweise hätte ein Geplänkel wie dieses die Stimmung in der Bar belebt, doch im Augenblick hoffte Sanchez inbrünstig, dass Miguel und Carlito nicht so sauer reagierten, dass sie anfingen, jeden abzuknallen, der es wagte, sich über ihre Kostüme lustig zu machen. Alles hing davon ab, ob Jefe rechtzeitig auftauchte und ihnen das Auge des Mondes brachte. Wenn nicht, würden sie vor Wut in einen Blutrausch geraten, und wer bot sich als erste Opfer mehr an als Batman und Robin?
Glücklicherweise ließ Miguel den Kommentar des Kochs durchgehen und bestellte etwas zu trinken. »Zwei Bier bitte, Barmann!«, rief er und beugte sich zugleich über den Tresen, um die Kostüme von Sanchez und Mukka in Augenschein zu nehmen. »Hey, Robin!«, fügte er liebevoll hinzu. »Schicke Hosen, Mann!«
Es folgte lautes Gejohle vonseiten der anderen Gäste in der Bar. Miguel war sicher der zehnte Gast in Folge, der allein im Verlauf der letzten halben Stunde seinen Kommentar bezüglich Robins Hose hatte fallen lassen.
»Wie sieht’s aus, Batman?«, wandte er sich an Sanchez, der die beiden Biere zapfte. »Hast du unseren Freund Jefe schon gesehen?«
»Nein. Er hat sich heute Morgen noch nicht hier blicken lassen.«
»Scheiße. Es ist zehn vor zwölf, Mann. Wo steckt dieses Arschloch?«
Carlito beschloss, die Befragung zu übernehmen. Er bedeutete Miguel mit einem einfachen Tippen auf den Arm, sich zu beruhigen und den Mund zu halten.
»Ich habe eine Frage, Barmann«, sagte er an Sanchez gewandt. »Falls Jefe nicht in den nächsten zehn Minuten hier auftaucht, was glaubst du, passiert dann?«
»Keine Ahnung …«, erwiderte Sanchez. »Was?« Er wurde zunehmend nervös angesichts des einschüchternden Tonfalls, in dem die Fragen gestellt wurden.
»Die Hölle wird losbrechen, das passiert dann. El Santino kommt her, und er wird einen Schuldigen suchen. Ich glaube, er hat dir eine große Summe geboten, wenn du den Stein für ihn besorgst, und du hast ihn nicht gefunden …«
»Na ja … nein. Aber ich hab nichts versprochen. Ich hab rumgefragt, um El Santino einen Gefallen zu tun. Es gab kein Versprechen, dass ich ihn definitiv finden würde. Außerdem wurde mein Mann Elvis, der für mich nach dem Stein gesucht hat, umgebracht.«
»Sicher.« Carlito zwinkerte Sanchez einschüchternd zu, bevor er und Miguel ihre Biere nahmen und damit zu einem Tisch in der Mitte der Bar gingen. Beide setzten sich auf die gleiche Seite des Tisches, mit den Gesichtern dem Eingang zugewandt.
Dort saßen sie und warteten darauf, wer als Erster kam – Jefe oder El Santino. Wer auch immer es war, es würde nicht mehr lange dauern.
Dreiundfünfzig
Dante machte sich in die Hosen vor Angst. Der Irre mit der Freddy-Krueger-Maske und dem gestreiften rot-schwarzen Pullover hatte ihn mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihn in seinem neu erstandenen schicken gelben Cadillac zur Tapioca Bar zu fahren. Inzwischen hatte er auch Angst um Kacy, neben der Angst um sich selbst. Sie war allein im Motel, und er hatte keine Möglichkeit, mit ihr in Verbindung zu treten. Nicht zuletzt wegen der auf ihn gerichteten Kanone, aber auch, weil dieser Irre ihm das Handy abgenommen hatte.
Als sie schließlich vor der Tapioca Bar eintrafen, verspürte Dante einen enttäuschten Stich, als er sah, dass auf der Straße vor der Bar reichlich freie Parkplätze waren. Nicht viele Leute waren an diesem Tag mit dem Wagen unterwegs, wie es schien, und das war sicherlich keine Überraschung. Die meisten feierten den Höhepunkt und das Ende des Mondfestivals und freuten sich auf
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