Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
entlang der Außennähte mit breiten orangefarbenen Streifen verziert waren. Seine Augen waren hinter einer großen, für den King typischen Sonnenbrille verborgen. Nach den scharfen Kopfbewegungen von einer Seite zur anderen schien er die Straßen abzusuchen und auf jemanden zu warten, der ihn einlud und irgendwohin mitnahm.
Als der Elvis-Doppelgänger den gelben Cadillac von Dante erblickte, hielt er inne und starrte sekundenlang in Richtung des auffälligen Gefährts. Zuerst glaubte Dante, es wäre sein Kostüm, das den Doppelgänger beeindruckte, und so bemühte er sich hinter seiner eigenen Sonnenbrille, so ernst zu starren wie Schwarzenegger dies in den Terminator -Filmen getan hatte. Doch dann setzte die Paranoia ein, hervorgebracht von einem kostbaren blauen Stein, der in einem gestohlenen Wagen herumgefahren wurde. Was, wenn dieser Elvis-Freak den Wagen kannte? Was, wenn es seiner war? Und warum kam er mit einem Mal so eilig auf Dante zugerannt? Scheiße – Zeit zu verschwinden, trotz roter Ampel! Sinnlos stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass dieser große, wütend dreinblickende Freak von Elvis herbeigestürmt kam und Scherereien machte.
Dante gab Gas. Die Hinterräder des Caddys drehten laut quietschend durch und erzeugten eine Menge mehr Aufmerksamkeit, als ihm lieb gewesen wäre. Es fühlte sich an, als würde die halbe Einwohnerschaft von Santa Mondega dabei zusehen, wie er die rote Ampel überfuhr und fast einen Unfall verursachte, als ein heruntergekommener brauner Kombi die Kreuzung vor ihm überquerte. Dante war nicht reaktionsschnell genug und besaß nicht die Geduld zum Ausweichen – das überließ er dem Fahrer des Kombis, der ihm den Gefallen prompt erwies. Der Fahrer – eine ägyptische Mumie, von Kopf bis Fuß in weiße Bandagen gehüllt – schüttelte wütend die erhobene Faust hinter Dante her, als er sich bei seinem Ausweichmanöver fast überschlug. Dante musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass er den Fahrer wütend gemacht hatte. Noch einer, der darauf aus ist, mich zu erwischen , dachte er, als er davonraste.
Das Allerwichtigste war es, zur Nightjar Bar zu fahren und sich so schnell wie möglich mit den Mönchen zu treffen. Kein sinnloses Umherfahren mehr in der Stadt im auffälligsten geklauten Wagen in der Geschichte des Autodiebstahls.
Einundfünfzig
Jefe gelangte zu dem Schluss, dass ein Besuch bei der Mystischen Lady so ungefähr seine einzige Chance wäre herauszufinden, wo das Auge des Mondes steckte. Er hatte keinen blassen Schimmer, wo er suchen sollte, und inzwischen blieben ihm nur noch vier Stunden, ehe die Sonnenfinsternis einsetzte. Die verrückte Alte musste ihm aus der Klemme helfen. Wenn sie ihm behilflich war, das Auge aufzuspüren, konnte er es wie vereinbart an El Santino verkaufen. Auf diese Weise musste er nicht den Rest seines Lebens damit verbringen, sich ständig umzudrehen und darauf zu warten, dass Carlito oder Miguel ihm in den Rücken schossen. Und – beinahe genauso wichtig – er wäre endlich imstande, die Raten für den neuen Porsche zu bezahlen, den er jetzt fuhr.
Er hatte Jessica im Hotelzimmer gelassen, um sich fertig zu machen. Er hatte nicht die Zeit zu warten, während sie sich in das extrem sexy Catwoman-Kostüm zwängte, das sie für das Mondfestival gemietet hatte. Abgesehen davon passte es nicht so richtig zu seinem eigenen Freddy-Krueger-Kostüm. Nicht, dass er sich beschweren wollte. Sie sah verdammt heiß aus in ihrem Katzenkostüm, und er konnte es kaum abwarten, sie später zu treffen und sich mit ihr zu vergnügen. Er musste nichts weiter tun als bis zum nächsten Morgen überleben. Er benötigte eine unglaubliche Glückssträhne, und er hoffte, dass die Mystische Lady seinem Glück auf die Sprünge helfen würde.
Er parkte den Wagen vor dem winzigen Hexenhaus der Mystischen Lady und war überrascht, die Eingangstür offen vorzufinden. Er war vor zwei Wochen schon einmal hier gewesen und erinnerte sich deutlich an ihr Gekeife, dass er bloß die Tür richtig hinter sich schließen sollte. Sie mochte es nicht, wenn die Tür offen stand, weil »böse Geister in das Haus eindringen« konnten, wie sie behauptete.
Jefe hoffte zu beweisen, dass die Wahrsagerin in der Tat talentiert war, nachdem Jessica ihm von der Enttäuschung angesichts der Informationen erzählt hatte, die die Mystische Lady ihr bei ihrem eigenen Besuch am Abend zuvor hatte zuteil werden lassen.
Jefe vertraute voll und ganz auf das, was
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