Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
glaubte.
»Ist nur das, was ich gehört hab, Mann. Wahrscheinlich ist es ohnehin nicht wahr«, räumte Jefe ein, während er sich dem überrascht stehen gebliebenen jungen Mann in der schwarzen Terminator-Kluft näherte. Als er so weit heran war, dass kein Zuschauer sehen konnte, was genau passierte, zückte er eine seiner Pistolen hinten aus dem Hosenbund und drückte sie dem Burschen in die Rippen.
»Wie heißt du, Kerl?«, knurrte er gefährlich.
»Dante.«
»Was würdest du dazu sagen, wenn ich dich ein paar Extra-Sekunden am Leben lasse, Dante?«
Der junge Mann blickte hinab auf Jefes Pistole. Es geschah nicht jeden Tag, dass ein Doppelgänger von Freddy Krueger einem eine Pistole in den Bauch drückte – andererseits war dies auch kein gewöhnlicher Tag.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte er.
»Ich frage mich, wieso du in meinem alten gelben Cadillac durch die Gegend fährst«, erwiderte Jefe.
»Oh. Äh … ich hab ihn heute Morgen gebraucht gekauft, wissen Sie?« Ein Unterton von Panik hatte sich in Dantes Stimme geschlichen. Arnie hätte das sicherlich nicht gefallen.
»Blödsinn! Los, steig wieder in den Wagen. Wir machen eine Spazierfahrt. Es gibt da ein paar Leute, die möchten dich wirklich dringend kennenlernen.«
Dante machte ein paar Schritte auf den Cadillac zu, doch als er Jefes Pistole erneut zwischen den Rippen spürte, blieb er wie angewurzelt stehen.
»Warte eine Sekunde. Dreh dich um. Leg die Hände auf den Kopf.«
Dante tat wie geheißen. Jefe drückte ihn gegen die Tür der Nightjar Bar und machte sich daran, ihn zu filzen. Das Erste, was er fand, war die verborgene Pistole. Dann jedoch fand er genau das, was er mehr als alles andere wollte, einschließlich Jessica: Das Auge des Mondes. Er zerrte es aus der Innentasche von Dantes Lederjacke und hielt es fest gepackt, während er es anstarrte wie eine Mutter, die zum ersten Mal ihr neugeborenes Baby sieht.
» O mein Gott! Volltreffer …! «, hauchte er mit einem Unterton von Ehrfurcht in der Stimme. »Du schuldest mir eine ganze Menge Erklärungen, Terminatorlein.« Jefe kicherte, dann fügte er hinzu. »Du hast ja keine Ahnung, aber du hast mir soeben den beschissenen Tag gerettet.«
Zweiundfünfzig
Sanchez war höchst zufrieden mit seiner Kostümwahl. Er sah verdammt cool aus, oder zumindest glaubte er das. Er hatte beschlossen, sich wie sein größtes persönliches Idol (nach Rodeo Rex) zu verkleiden – Batman. Er hatte außerdem darauf bestanden, dass sich Mukka wie Robin verkleidete, sodass sie hinter dem Tresen als das dynamische Duo auftreten konnten. Er wusste, dass Mukka nicht besonders angetan war davon, nicht nur wegen des Kostüms (die Tatsache, dass er einen Kopf größer und ein ganzes Stück breiter war als Sanchez, war der Sache auch nicht gerade dienlich). Robin, meine Fresse, dachte er. Während Sanchez ein Kostüm wie das von Michael Keaton in dem Tim-Burton-Film trug, musste sich der Koch mit einem Kostüm herumschlagen, das aussah wie aus der Fernsehserie der Sechzigerjahre. Der Spott, den er dafür vonseiten der Gäste erhielt, war mehr oder weniger gnadenlos. Jeder hatte einen Kommentar übrig, im Allgemeinen mit abnehmendem Witzigkeitsgrad. Es war nicht einmal Mittag, und Mukka fand sich bereits damit ab, dass er noch eine ganze Menge mehr an abschätzigen Bemerkungen zu hören bekommen würde, bevor der Abend angebrochen war.
Die Tapioca Bar war kaum zur Hälfte voll, doch es würde bald sehr sehr heiß hergehen, und so hatten Sanchez und Mukka allen Grund zur Sorge, als die ersten beiden ihrer unwillkommenen Gäste eintrafen. Sie trafen ein in Gestalt von Miguel und Carlito. Die beiden Handlanger, beide als Cowboys verkleidet, stapften zum Tresen, als wäre es ihre Bar.
»Wen versucht ihr denn darzustellen?«, erkundigte sich Sanchez.
»Wir sind die Lone Rangers«, antwortete Miguel, der zur Abwechslung einmal das Wort vor Carlito ergriff.
»Die Lone Rangers?«, fragte ein verblüffter Mukka halb spöttisch hinter Sanchez. »Das soll doch gewiss nur ein Witz sein, oder?«
»Nein – warum?« Miguel starrte den Koch ein wenig verunsichert an.
»Na ja«, antwortete Mukka. »Der Punkt bei dem Lone Ranger ist doch gerade der, dass es nur einen einzigen gab. Deswegen der Name. ›Lone‹ heißt nämlich einsam.«
Miguel sah ihn verblüfft an. Carlito auf der anderen Seite wirkte völlig gleichgültig.
»Hör zu, Arschloch«, sagte Miguel. »Im Fernsehen hatte er immer einen Tonto bei sich,
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