Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Somers Meinung nach war die Schuld des Killers eine Tatsache, keine Theorie.
Sie hatten also endlich etwas Gemeinsames gefunden, abgesehen von Filmen und Regisseuren.
»Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich nicht über mich lustig machen«, sagte Jensen mit einem tiefen Seufzer. »Die meisten anderen Jungs würden mich auslachen für eine Geschichte wie diese.«
Somers lächelte nur und schüttelte den Kopf.
»Was denn?«, fragte Jensen.
»Ich habe eine ganze Reihe bizarrer Dinge in diesem Job gesehen«, sagte Somers. »Ich muss nur einen Blick auf die Fotos von all diesen Leichen werfen, um zu sehen, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass etwas nicht ganz Menschliches hinter alledem steckt. Also akzeptiere ich die Theorie zunächst, dass Bourbon Kid ein Geist ist, der nicht getötet werden kann. Wenn es Sie bei diesem Fall hält, wenn Sie mir helfen, ihn dingfest zu machen, dann bin ich bereit zu glauben, dass er der Teufel persönlich ist.«
»Danke.«
»Kein Problem. Allerdings wäre da noch eine Sache.«
»Und welche?«
»Ich glaube nicht, dass Sie mir schon absolut alles erzählt haben. Stimmt’s?«
Jensen überlegte für einen Moment. Er hatte nicht vorsätzlich irgendetwas zurückgehalten. Oder doch?
»Nein, das war alles, Somers. Zumindest ist es alles, was mir im Augenblick an relevanten Details einfällt.«
Somers erhob sich unvermittelt und drehte Jensen den Rücken zu. Er trat zum Fenster und starrte durch die Lamellen der Jalousie auf die Straße hinunter.
»Das Mondfestival hat gerade erst angefangen«, sagte er nach einer Weile. »In einigen Tagen soll es in Santa Mondega eine totale Sonnenfinsternis geben. Zwei Mönche sind in die Stadt gekommen, genau wie vor fünf Jahren. Und wir alle wissen, was vor fünf Jahren passiert ist, oder nicht?«
»Sicher. Eine Menge Leute starben. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Sie wissen genau, worauf ich hinauswill, Detective. Halten Sie mich nicht zum Narren. Der Tag vor fünf Jahren, als all diese Leute von der Hand Bourbon Kids starben – es war der Tag der letzten Sonnenfinsternis. Außerhalb von Santa Mondega hat kein Ort der Welt innerhalb von fünf Jahren zwei Sonnenfinsternisse. Es ist unmöglich. Deswegen glaube ich Ihre Geschichte. Sie sind wegen dieser Sonnenfinsternis in der Stadt, richtig? Bourbon Kid ist wegen dieser Sonnenfinsternis nach Santa Mondega zurückgekehrt, und die beiden Mönche sind ebenfalls wegen der Sonnenfinsternis hier. Was ist der Grund dafür?«
»Haben Sie schon einmal vom Auge des Mondes gehört?«
Somers drehte sich um und sah Jensen an. Als er sprach, klang seine Stimme tonlos. »Der blaue Stein, richtig? Das ist es, wonach Bourbon Kid beim letzten Mal gesucht hat. Ein Kerl namens Ringo hatte ihn von den Mönchen gestohlen. Sie kamen ebenfalls her auf der Suche danach und haben ihn irgendwie von Bourbon Kid zurückgeholt. Vielleicht kann er heilige Männer nicht töten oder irgendwas in der Art, ich weiß es nicht. Aber ich nehme an, Detective Jensen, dass dieses Auge des Mondes erneut gestohlen wurde. Das ist der Grund, warum Sie, die beiden Mönche und Bourbon Kid innerhalb der letzten Tage alle in der Stadt eingetroffen sind. Aber was hat das alles mit der Sonnenfinsternis zu tun?« Seine letzten Worte fielen in eine dichter werdende Stille, während Jensen überlegte, wie er all die Fragen am besten beantworten konnte.
»Nun«, sagte er schließlich. Somers hatte Recht gehabt – Jensen hatte tatsächlich noch nicht alles erzählt. »Vielleicht sollten Sie sich wieder setzen. An diesem Punkt wird es richtig unheimlich.«
»Ich bleibe stehen, danke sehr. Erzählen Sie weiter.«
»Wie Sie wollen. Also, Sie haben Recht – das Auge des Mondes wurde erneut gestohlen. Und nach meiner Quelle bei der Regierung zu urteilen, besitzt dieser Stein, was man ›magische Kräfte‹ nennen könnte.«
» Magische Kräfte? « Somers klang ungläubig.
»Ja, ich weiß. Es klingt lächerlich, und der Fairness halber muss gesagt werden, dass diese magischen Kräfte einer der größten weißen Flecke in einer Geschichte voller weißer Flecke sind. Wie es scheint, wird der Träger des blauen Steins unsterblich, solange er den Stein in seinem Besitz hat – auch wenn ich vielleicht darauf hinweisen sollte, dass es dafür weniger Beweise gibt als für irgendetwas sonst, das ich Ihnen erzählt habe.« Er wartete einen Moment, während er sich fragte, wie Somers die nächste Information aufnehmen würde. »Eine
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