Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
Vom Netzwerk:
lächelte, doch nur für einen flüchtigen Moment. Das Lächeln war wie weggewischt, als sie sah, was die junge Frau an einer Kette um den Hals trug.
    »Woher haben Sie diesen blauen Stein?«, verlangte sie zu erfahren. Jegliche Wärme war aus ihrer Stimme verschwunden.
    »Was?«
    »Den Anhänger, den Sie tragen. Erzählen Sie mir, wo haben Sie ihn gefunden?«
    »Sie hat ihn nicht gefunden«, mischte sich Dante ein. »Ich habe ihn ihr zum Geschenk gemacht … vor ein paar Jahren.«
    »Schwachsinn!«
    »Nein, im Ernst!«
    »Lügen Sie mich nicht an! Ich bin nicht dumm, mein Junge, also kommen Sie mir nicht so. Woher haben Sie diesen Stein?«
    Der Ton der Mystischen Lady deutete einen völligen Mangel an Toleranz gegenüber Lügen an. Genau daran musste Kacy denken, als sie überlegte, ob sie die Geschichte unterstützen sollte, dass Dante ihr den Anhänger vor ein paar Jahren zum Geschenk gemacht hatte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass es keinen Sinn ergab, so unverhohlen zu lügen. Andererseits bestand auch keine Notwendigkeit zu gestehen, dass sie ihn im Hotelzimmer von einem betrunkenen Mistkerl geklaut hatte, der inzwischen aller Wahrscheinlichkeit nach längst der verstorbene Mr. Mistkerl war.
    »Ein Mann im Hotel hat ihn mir geschenkt, gestern«, sagte sie.
    Die alte Frau lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und blickte Kacy lange und streng an. Sie studierte die junge Frau, als versuchte sie abzuschätzen, wie aufrichtig sie zu ihr war.
    »Es spielt eigentlich keine große Rolle, woher Sie den Stein haben«, krächzte sie zu guter Letzt. »Wichtig ist, dass Sie ihn wieder loswerden. So schnell wie möglich – dieser Stein wird Ihnen nichts als Unglück bringen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Kacy fasziniert und neugierig auf das, was die Mystische Lady über diesen Stein dachte.
    »Verraten Sie mir eins – der Mann, der Ihnen diesen Stein angeblich geschenkt hat. Hat der Stein ihm Glück gebracht?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Okay, lassen Sie mich die Frage anders formulieren, Kacy. Würden Sie gerne mit dem vorherigen Besitzer dieses Steins tauschen wollen?«
    Kacy schüttelte entschieden den Kopf. »Nein!«
    »Nein? Er ist tot, nicht wahr?«
    Es klang nach außen hin wie eine Frage – allerdings wie eine Frage, deren Antwort die Mystische Lady längst kannte. So, wie der Talkmaster einer Quizshow die Antworten auf all die Fragen kennt, die den Teilnehmern gestellt werden, noch bevor das Quiz überhaupt angefangen hat.
    »Nicht, als ich ihn das letzte Mal gesehen hab«, antwortete Kacy lahm.
    »Jeder, der diesen Stein trägt, verliert früher oder später das Leben. Üblicherweise innerhalb sehr kurzer Zeit, nachdem er in seinen Besitz gelangt ist. Tatsächlich ist der Mann bereits tot, von dem Sie diesen Stein haben.«
    Zu seiner eigenen Verärgerung stellte Dante fest, dass sein Interesse an dem erwacht war, was die Wahrsagerin erzählte.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er aggressiv schnaubend. »Wo ist der Beweis?«
    Er war alles andere als glücklich darüber, dass die Mystische Lady seiner Freundin Kacy Angst machte. Sie war so ungefähr das furchtloseste Mädchen, dem er je begegnet war, doch sie glaubte an den Mist, den sie von Wahrsagern zu hören bekam, und deswegen würden die Worte der Alten sie aus der Fassung bringen.
    »Werfen wir einen Blick in meine Kristallkugel, in Ordnung? Dann kann ich Ihnen mehr sagen«, lautete die Antwort der Alten. Sie zog ein silbernes Seidentuch beiseite und enthüllte ein rundes Objekt. »Legen Sie eine Zwanzig-Dollar-Note in meine Handfläche, und ich enthülle Ihr Schicksal.«
    War das nicht mal ein Silberstück? , sinnierte Dante, doch er griff in die Tasche, zückte einen Zwanziger und warf ihn auf den Tisch in die ungefähre Richtung, wo die Alte saß. Sie schnappte die Banknote und versteckte sie sogleich irgendwo an ihrem Leib – wie ein Bettler auf der Straße, der genügend Almosen ergattert hatte, um sich eine Flasche von seinem Lieblingsstoff zu kaufen.
    Dann lehnte sich die Alte scheinbar in tiefe Gedanken versunken zurück. Schließlich, als sie fertig war, begann sie, langsam mit den Händen über der Kristallkugel durch die Luft zu streichen.
    Zum Erstaunen von Dante und Kacy bildete sich alsbald eine weiße Wolke direkt unter der Glasoberfläche der Kugel. Nach einigen Sekunden des willkürlichen Händewedelns seitens der Mystischen Lady klärte sich das Bild zu einem dünnen Nebel. In diesem Nebel konnte Dante ein

Weitere Kostenlose Bücher