Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
wirklich Butter bei die Fische, im Gegensatz zu den vielen anderen Windeiern, zu denen Kacy ihn in der Vergangenheit geschleppt hatte. Die alte Frau lehnte sich zurück und grinste ihn mit langen Zähnen an.
»Weil ich sehr wohl Nachrichten sehe und Radio höre«, sagte sie. »Deswegen weiß ich auch, dass sie heute Morgen Elvis’ Leiche in Shamrock House gefunden haben.«
» Wie bitte? «
»Der Mann, von dem ihr gesprochen habt, der aussah wie Elvis – nun, er ist tot. Wie es scheint, hat er euch aufgespürt, genau wie jemand anderes. Und Elvis hat den Kürzeren gezogen. Seine Leiche wurde in eurem alten Appartementblock gefunden. Das hättet genauso gut ihr beiden sein können.«
Dante war alles andere als glücklich. Tatsächlich fühlte er sich ein wenig benommen. Diese neuesten Nachrichten hatten ihn geschockt. Schlimmer noch, sie versetzten ihn in helle Angst. Jemand hatte Elvis aufgespürt und ermordet, möglicherweise wegen des blauen Steins an der Halskette, die Dante und Kacy diesem Marcus gestohlen hatten. Doch es gab eine weitere Möglichkeit. Der Koffer, den Kacy aus einem anderen Raum gestohlen hatte, unmittelbar nachdem sie Marcus das Wiesel ausgenommen hatte. Was, wenn jemand auf der Suche nach diesem Koffer war? Den Stein loszuwerden war ein guter Gedanke, aber den Koffer loszuwerden kam überhaupt nicht infrage. In diesem Koffer waren einhunderttausend Dollar in Fünfzig-Dollar-Noten gewesen. Dante wusste nicht, was mehr gesucht wurde – das Geld oder der blaue Stein. Wie dem auch sei, es war gewiss keine gute Idee, noch länger in Santa Mondega herumzuhängen.
»Scheiße. Komm, Kacy, lass uns von hier verschwinden. Wir können diesen verdammten Stein versetzen, bevor es zu spät ist.«
»Genau, Baby.«
Die Mystische Lady musste nicht in ihre Kristallkugel sehen, um zu wissen, dass sie Dante und Kacy wohl niemals wieder sehen würde. Die Kräfte des Bösen hatten die hässliche Angewohnheit, all jene aufzuspüren, die mit dem Auge des Mondes in Kontakt gekommen waren, und sie würden vor nichts und niemandem Halt machen, um ihn wieder in ihren Besitz zu bringen. Diese beiden Kinder konnten von Glück reden, wenn sie das Ende des Tages erlebten.
Fünfundzwanzig
Als Kyle und Peto im Santa Mondega International abgestiegen waren, hatte sie die Höflichkeit des Personals sehr beeindruckt. Der Manager hatte darauf bestanden, dass ein Portier ihr Gepäck nach oben trug, doch selbst unter diesen Gegebenheiten und trotz des angenehmen Auftretens von Manager und Portier hatte Kyle darauf bestanden, den schwarzen Aktenkoffer, den sie mitgebracht hatten, selbst zu tragen. Er hatte dem Manager versichert, dass er kaum mehr als ein Sack Federn wog und nichts weiter als ein Gebetbuch und ein paar Sandalen enthielt.
Kyle hatte Peto gegenüber immer und immer wieder betont, wie wichtig es war, dass sie nichts und niemandem vertrauten. Deswegen hatten sie darauf bestanden, dass niemand außer ihnen den schwarzen Aktenkoffer berührte, so vertrauenswürdig sich das Hotelpersonal auch gegeben hatte. Nachdem der Portier sie in ihrem Zimmer allein gelassen hatte, hatten sie den Koffer sogleich unter dem Bett versteckt. Kyle informierte Peto, dass niemand auf den Gedanken kommen würde, unter dem Bett nach etwas Wertvollem zu suchen. Er hatte eindeutig zu wenig ferngesehen, sonst hätte er gewusst, dass es der unsicherste Platz war, um irgendetwas zu verstecken. Jedes Zimmermädchen und jeder Portier, der darauf aus war, die Hotelgäste zu bestehlen, würde als Allererstes unter das Bett sehen.
Erst jetzt begriff Kyle allmählich in vollem Ausmaß, warum Vater Taos sie so überdeutlich ermahnt hatte, niemandem zu vertrauen, und warum er wieder und wieder betont hatte, wie wichtig es war, den Koffer nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Kyle war dem Beispiel des alten Mönchs gefolgt und hatte Peto gleichermaßen überdeutlich ermahnt. Allerdings traf den Novizen, so sehr Kyle es hasste, dies zugeben zu müssen, in diesem Fall keinerlei Schuld. Es war Kyles Idee gewesen, den Koffer unter dem Bett zu verstecken. Er hatte fälschlicherweise angenommen, dass das Absperren der Tür ihres Hotelzimmers, als sie zur Tapioca Bar gegangen waren, ausreichend Sicherheit bot. Mit dem Ergebnis, dass jetzt kein Koffer mehr unter dem Bett lag. Kein Koffer mehr und – wichtiger noch – keine hunderttausend Dollar mehr in gebrauchten Scheinen, die im Koffer gewesen waren. Sie waren gestohlen worden, und die
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