Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Männergesicht ausmachen. Er beugte sich vor, um genauer hinzusehen. Es sah aus wie das Gesicht des Mannes, dem er und Kacy den blauen Stein gestohlen hatten.
»Meine Güte, es … es ist dieser Jefe«, murmelte er leise zu Kacy, als hoffte er, dass die alte Frau es nicht hören konnte.
»Sind Sie sicher , dass das der richtige Name des Mannes ist?«, fragte die Alte.
Kacy und Dante wechselten einen beunruhigten Blick angesichts der Art und Weise, wie die Wahrsagerin ihre Frage betont hatte. Kannte sie diesen Mann unter einem anderen Namen? Das Opfer von Kacys Diebeskünsten hatte, wie sich herausgestellt hatte, zwei Geldbörsen bei sich getragen. Eine ließ vermuten, dass sein Name Jefe war, der Name, unter dem er sich auch im Hotel eingemietet hatte, doch die andere Geldbörse hatte einen Ausweis für einen Mann namens Marcus enthalten.
»Genau genommen könnte sein Name auch Marcus gewesen sein«, sagte Kacy entschuldigend, als wüsste sie bereits, was als Nächstes kam.
Die Mystische Lady beugte sich nach rechts und hob etwas vom Boden auf. Dante spannte sich alarmiert, für den Fall, dass sie nach einer Waffe griff. Doch was sie schließlich zum Vorschein brachte, war eine Zeitung. Sie breitete sie vor den beiden auf dem Tisch aus. Es war der Daily Scope, und auf der Titelseite stand in großen Lettern die Schlagzeile: » MARCUS DAS WIESEL ERMORDET «.
Dante und Kacy überflogen den Artikel unter der Schlagzeile. Es gab ein Foto des Mannes, dem sie den Stein gestohlen hatten. Es war ein recht altes Bild, doch es war definitiv Marcus. Es zeigte ihn anzüglich grinsend und mehr als nur ein wenig verschlafen, also war es allem Anschein nach am Tag nach einer durchzechten Nacht gemacht worden – was im Fall von Marcus dem Wiesel jede beliebige Nacht und jeder beliebige Tag gewesen sein konnte. Der Artikel bot keinen Überfluss an Informationen, wie Marcus seinem Schöpfer gegenübergetreten war, doch es reichte, um anzudeuten, dass sein Ende höchst unerfreulich gewesen sein musste. Dante dachte daran, wie er den falschen Elvis beim Eintreten der Tür beobachtet hatte. Marcus das Wiesel war tot, ermordet von Elvis. Und Elvis – dieser Elvis – war ein widerlicher Mistkerl, der inzwischen vielleicht schon an seinen und Kacys Fersen klebte.
Die Mystische Lady bedeckte ihre Kristallkugel wieder mit dem Seidentuch. Dann zog sie die Zwanzig-Dollar-Note aus den Falten ihrer Kleidung und drückte sie Kacy in die Hand.
»Nehmt das Geld zurück und tut euch selbst einen Gefallen«, sagte sie leise. »Seht zu, dass ihr diesen Anhänger loswerdet, bevor irgendjemand herausfindet, dass ihr ihn je besessen habt. Der Stein hat eine machtvolle Aura, und er zieht das Böse an, wo immer er sich befindet. Ihr seid nicht sicher, solange ihr ihn besitzt. Ihr seid ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr sicher, wenn ihr je damit Kontakt hattet. Viele, viele Leute haben nach diesem Stein gesucht, und alle wurden von ihm vernichtet.«
»Was ist so schlimm daran?«, fragte Kacy. In ihrer Stimme war ein ängstlicher Unterton, den Dante noch nie bemerkt hatte.
»Am Stein selbst ist nichts Schlimmes«, erklärte die alte Frau. Sie klang mit einem Mal sehr, sehr müde und irgendwie verzagt. »Aber er zieht ihn an. Er wird euch nachsetzen, und nichts kann ihn aufhalten, bis er den Stein wiederhat.«
»Wer?«
»Ich weiß nicht, wer er ist. Ich will es auch nicht wissen. Würde er glauben, dass ich seine Identität kenne, würde er auch nach mir suchen.«
»Es ist nicht zufällig ein Kerl, der aussieht wie Elvis, oder?«, fragte Dante. Die alte Vettel wurde ihm von Sekunde zu Sekunde unheimlicher.
Sie starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. » Was wisst ihr über Elvis? «, zischte sie.
»Nun ja, wir denken, dass er Marcus getötet hat«, flüsterte Kacy.
Die Alte beugte sich über den Tisch. »Seht ihr eigentlich keine Nachrichten?«, krächzte sie leise. »Elvis ist tot.«
»Nein!«, lachte Dante. »Nicht der. Dieser Kerl sah nur so aus wie Elvis. Ein Doppelgänger.«
Die Wahrsagerin schüttelte gönnerhaft den Kopf. »Wo wohnt ihr beiden eigentlich?«
»Warum?« Dante war misstrauisch. Kacy auf der anderen Seite war nur zu bereit, die Information preiszugeben.
»Wir sind erst gestern in ein Motel gezogen«, sagte sie.
»Habt ihr vorher vielleicht in Shamrock House gewohnt?«, wollte die Alte wissen.
»Das ist richtig. Woher wissen Sie das?«, fragte Dante. Diese alte Vettel – diese Wahrsagerin – brachte
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