Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Alkohol zu trinken.«
Peto blickte niedergeschlagen drein. Er hatte all die Betrunkenen in Sanchez’ Bar gesehen und sich bereits selbst sehr auf diese Erfahrung gefreut. Er wusste im Herzen, dass Kyle ihn niemals an die Minibar gelassen hätte, doch allein der Gedanke an so etwas hatte ihn sich irgendwie lebendiger fühlen lassen. Auch »verdammt« und »Scheiße« zu sagen hatte überraschend befreiend gewirkt.
»Du hast recht, Kyle. Natürlich hast du recht. Hör mich trotzdem an. Wenn wir das Auge zurückholen, ganz gleich von welchem Schweinehund … ah, Banditen, wäre es da nicht nützlich, wenn wir eine Vorstellung hätten, wie es ist, so wie sie zu sein? Du weißt schon, wenn wir uns quasi in ihre Köpfe versetzen?«
»Sicher wäre das nützlich, aber dazu brauchen wir uns nicht zu betrinken.«
»Was sonst?«
»Halten wir uns an das, worin wir gut sind«, sagte Kyle. Er sah – sehr zu Petos Erleichterung – jetzt zumindest so aus, als würde er einen Plan schmieden. »Der Kampf Mann gegen Mann beispielsweise, sei es, indem wir jemanden zusammenschlagen oder es für Geld tun. Das muss unser erster Plan sein.«
»Du glaubst allen Ernstes, dass wir unsere hunderttausend Dollar zurückkriegen, indem wir Leute zusammenschlagen?«
Kyle stemmte die Hände in die Hüften und blickte um Inspiration heischend zur Decke hinauf. »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es ist ein Anfang«, räumte er ein. »Wir haben im Augenblick kein Geld, also muss das unsere erste Priorität sein.«
»Und unsere zweite?«, fragte Peto, dem allmählich dämmerte, dass sie nicht einmal imstande sein würden, für ihr Abendessen zu bezahlen.
»Wir haben keine. Wir müssen ein paar Leute ausrauben und das Geld nehmen, das sie bei sich haben. Ich habe einige Leute in der Tapioca Bar erzählen hören, dass am Rand der Stadt ein Jahrmarkt ist. Wenn ich richtig verstanden habe, können wir dort mit unserem Geld spekulieren und auf diese Weise mehr verdienen.«
»Du meinst spielen?«, fragte Peto hoffnungsvoll.
»Nein. Das würde bedeuten, einen heiligen Eid zu brechen. Wir werden mit unserem Geld spekulieren in dem Versuch, mehr Reichtum anzusammeln, nicht zu unserem eigenen Vorteil, sondern zum Vorteil der Menschheit.«
»Das klingt gut«, sagte Peto lächelnd. »Das gefällt mir.«
»Gut. Komm, wir sehen noch für eine Weile fern und lernen dabei Näheres über die Welt da draußen vor der Sonnenfinsternis morgen.«
»Okay. Was läuft denn?«
» Immer Ärger mit Bernie. «
»Klingt gut.«
Sechsundzwanzig
Jensen hatte den größten Teil des Tages in seinem Büro am Computer gesessen – ohne jeglichen Erfolg bisher. Er hatte Zugriff auf Dateien und Informationen der allgemeinen Öffentlichkeit, die durchaus als grobe Verletzung der Privatsphäre betrachtet werden konnten – hätte irgendjemand außer ein paar hochrangigen Regierungsbeamten davon gewusst. Er hatte sämtliche Daten überprüft, die er bezüglich der fünf Morde finden konnte, die aufzuklären er hergeschickt worden war. Schließlich, nach einer gewissenhaften Suche, die nicht den Ansatz einer Spur ergeben hatte, war er endlich auf etwas gestoßen.
Es war gut. Es war verdammt gut – und es war extrem zufällig. Das war es, was Jensen so verdammt gut machte in seinem Job. Er überprüfte jede mögliche Fährte bei einer Ermittlung, ganz gleich, wie unwahrscheinlich die Chancen standen, etwas zu finden. Die Beschäftigungsunterlagen der Verstorbenen hatten nichts zutage gefördert. Die Clubs, in denen die Opfer verkehrt hatten – nichts. Bekanntschaften, Freunde – erneut Fehlanzeige. Was also hatte Jensen gefunden, das alle fünf Opfer miteinander verband?
Somers war den größten Teil des Morgens nicht im Büro gewesen, war Hinweisen nachgegangen und hatte höchstwahrscheinlich jede Menge Kaffee getrunken. Als er – mit einem Kaffeebecher in der Hand – ins Büro zurückkehrte, wurde er von einem verdammt selbstgefällig dreinblickenden Miles Jensen begrüßt, der an Somers’ eigenem Schreibtisch in Somers’ eigenem Sessel saß.
»Besser, wenn Sie einen verdammt guten Grund dafür haben, so selbstzufrieden dreinzublicken«, sagte Somers, stellte den Kaffeebecher auf den Schreibtisch und zog sich den Stuhl heran, auf dem normalerweise Jensen saß.
»Das Thema des heutigen Tages lautet ›Horrorfilme‹«, sagte Jensen grinsend. » Copykill oder Ring – Das Grauen schläft nie ?«
» Ring . Keine Frage«, antwortete Somers ohne zu
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